A-ha
Irgendwo ist es doch pervers. Da kommt so ein hübsch anzusehendes Norweger-Trio daher, glänzt mit clever aufgelösten Videos und permanenter Chartspräsenz — und nachdem die Buben sogenannte Weltstars sind, beginnt man eine Welttournee, die eigentlich nur einen Haken hat: Nie zuvor sind die Nordlichter live vor ein Publikum getreten …
Beim Konzert das typische Bay City Rollers/Kajagoogoo-Bild: Junge Menschen in der Blüte ihrer Vorpubertät zeigen sich ausgelassen, reihenweise werden Mädchen vom Sanitäts-Personal per Tragbahre ins Out befördert, just in dem Moment, als A-ha 45 Minuten zu spät endlich beginnen.
Schnell wird klar, daß Sänger Morten in seinen Erbanlagen nicht unbedingt mit großen Unterhalter-Qualitäten ausgestattet wurde. Zeigt er sich fernab der Bühne als offenherzig-sympathischer Bursche, so scheinen den jungen Mann auf den weltbedeutenden Brettern alle guten Geister zu verlassen. Verloren stolpert er durch die Szenerie, bringt gerade mal ein „Ischt-habe-mein-Deutsch-vergessen“ über seine Lippen und strahlt auch nach tänzelnden Powackel-Attacken weniger Erotik aus als einer dieser schicken Pullover, die auch von da oben herkommen.
Mit drei Gastmusikern (Drums, Baß, Keyboards), die unaufdringlich im hinteren Teil der Bühnendekoration ihrer Arbeit nachgehen, ziehen A-ha ihr Programm durch, welches nicht allzu viel Abwechslung bieten kann. Ein Song namens „Cry Wolf“ macht durch eine ordentliche Portion Druck aufmerksam, und der Einsatz akustischer Gitarren bei „Hunting High And Low“ bringt zumindest arrangementtechnisch frischen Wind in die sonst eher fade Keyboard-Sauce.
Vom Tonband kommt erstaunlich wenig, was am besten daran zu erkennen ist, daß Gitarrist Pal bei einem Soloversuch einer A-Moll-Skala plötzlich artfremde Töne aufzwingen will. Wieviel bei diesem Konzert allerdings modernster Keyboard-Technologie zu verdanken ist, wissen wir nicht, wir wissen nur, daß es heutzutage machbar ist, ganze Konzerte auf Disketten vorzuprogrammieren.
Daß A-ha Popsongs von hervorragender Qualität zu verfassen imstande sind, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Ob man aber wirklich ohne adäquate Live-Präsenz die seriöse und substanzielle Musikerkarriere schafft, bleibt abzuwarten.