Abschied vom TV


Musikfernsehen in gut, ein bisschen MySpace, ein bisschen YouTube: hobnox.com will die Zukunft gestalten.

Derzeit lässt sich nur erahnen, welche Rolle www.hobnox.com eines Tages in unserem Leben spielen könnte. Sollte das Projekt Erfolg haben, wird uns die Seite a) wie MySpace, Facebook und Lokalisten mit Freunden vernetzen, b) ein hochwertiges TV-Programm liefern und uns c) die Möglichkeit geben, selbst online von überall auf der Welt eigene und fremde Videos, Bilder und Töne zu bearbeiten und zu zeigen. Was in der Theorie „Next Generation Online Entertainment and Rich Media Publishing Platform“ heißt, ist in der Praxis vor allem eines: ein monströs aufwendiges Projekt. Der ehemalige Spex-Chefredakteur Uwe Viehmann, der als „Head Of Editorial“ mit einem Team von IT- und Medienspezialisten seit Monaten die Entwicklung von Hobnox vorantreibt, klingt trotz chronischen Schlafmangels enthusiastisch: „Es ist schon ziemlich großartig, wenn man weit über dieses Jahr hinaus zu Ende denkt, was da alles möglich ist. Daher kommt der Optimismus.“

Zuende gedacht ist Hobnox aber auch kurz vor dem Launen noch nicht. „Unsere Zielgruppe sind erst mal die Kreativen aus allen Bereichen. Wir lernen aber zur Zeit selbst noch, wie jeder Einzelne von der Plattform profitieren kann. Im Endeffekt sollen Leute aus völlig unterschiedlichen Bereichen mit Hobnox und über Hobnox miteinander – arbeiten können: ein Dokumentarfilm-Regisseur, ein Musiker, ein Kinoverleih, ein Musik-Redakteur, und so weiter“, sagt Viehmann. Ein wichtiger Unterschied zu den meisten bestehenden großen Video-Plattformen ist die Existenz einer, wie es heißt, „ernsthaften Redaktion „, die ein TV-Programm erstellt. Unter www.sly-fi.com, dem Musikkanal von Hobnox, finden sich bereits jetzt Inhalte, die viele kulturell aufgeschlossene Leute weit mehr interessieren dürften als 95 Prozent des herkömmlichen täglichen TV-Programms: Interviews und Dokus mit/über etwa We Are Scientists, Miss Kitten und Gentleman, Konzertmitschnitte von Moneybrother, The Weakerthans, Stars, The Go-Team, The Thermals und sogar Jimi Hendrix.

„Selbst wenn es noch Musikfernsehen gäbe, das den Namen auch verdient, ist man heute nicht mehr gewillt, auf die eine Sendung am Mittwoch um 23 Uhr zu warten, in der dann vielleicht der eine Beitrag kommt, der einen interessiert“, sagt Viehmann. „Die jetzige Internet-Nutzer-Generation wartet schon länger darauf, dass das Prinzip ,on demand‘ anders und ernsthaft umgesetzt wird.“

Möglichst bald sollen die Benutzer von Hobnox selbst an der Programmgestaltung beteiligt werden. Im Bereich „Create“ findet sich Software, die bald das relativ unkomplizierte Bearbeiten und Schneiden von Audio und Video ermöglicht. Die Betreiber der Plattform träumen davon, dass eines Tages hier ein User den Soundtrack zu einem Dokumentarfilm eines anderen Benutzers erstellt. „Und wenn die Videos, Dokus, Interviews oder Sendungen, die die User hochladen, gut sind, dann hebt die Redaktion sie nach oben ins Hauptprogramm. Ganz langfristig gedacht, sollen die aktiven Nutzer daran dann auch verdienen können“, verspricht Viehmann. Noch ist Hobnox in der Testphase, im Mai aber soll die geschlossene BETA-Version einer öffentlichen weichen. Das Projekt, das in dieser Phase laut eigenen Angaben von privaten Investoren finanziert wird, startet als kostenloser Service. Eines Tages aber ist nicht ausgeschlossen, dass für Premium-Anwendungen oder attraktive Programminhalte auch Gebühren eingeführt werden.