Auch gemeinsam blieben Annabel Lamb und David Knopfler blaß


KÖLN. Angekündigt war ein „acoustic evening“ mit Annabel Lamb, David Knopfler und deren jeweiliger Verstärkung. Ort der Handlung: das Tingel Tangel, Kölns plüschigster Veranstaltungsort, an dem sich an zwei Abenden jeweils 200, teilweise geladene Gäste eingefunden hatten. (Beide sind bei der gleichen deutschen Plattenfirma unter Vertrag.) Aktueller Anlaß war die just erfolgte Veröffentlichung von „The Giver“, neuestes Werk von Knopflers wechselhafter Karriere. Der Countdown zum Comeback der einst durchaus erfolgreichen Rock-Chanteuse Lamb war bereits einige Wochen vorher erfolgt.

Was durfte man unter den gegebenen Umständen von diesem gemischten Doppel erwarten? Nicht allzuviel auf jeden Fall. Lamb, die —- Ladies first im Support-Sinne -— den Anfang machte, agierte zwar als intonationssichere und songbewußte Vokalistin, doch ihr von einem Quartett begleiteter Set blieb letztlich nur nett und nichtssagend. Es fehlten die Spitzen, die Leidenschaft, der spürbare Wunsch, „die da draußen“ wirklich packen zu wollen. Irgendwie wirkte das so aufregend wie eine Bingo-Veranstaltung englischer Hausfrauen.

Knopfler, neben und hinter Bruder Mark der ewige Zweite, hatte nach einer längeren Pause da schon mehr zu bieten. Er klang düster, wie man ihn kennt, tieftraurig — so als könne er sich trotz Landsitz und illustrer Vergangenheit niemals mehr aus den Klauen der Melancholie befreien. Doch auch bei ihm stellte sich trotz aller unzweifelhaften Fähigkeiten, trotz der Lässigkeit des Vortrages, trotz wirklich schöner Momente und gelungener Song-Ideen die unvermeidliche Frage: Was will er eigentlich von uns? Sind Leute wie Lamb und Knopfler heute wirklich noch lebensnotwendig?

Und während Annabel und David Jesus On The Main Line“ als gemeinsame Zugabe anstimmten, kam der Rezensent zu dem Schluß, daß diese Frage wohl eher mit Nein zu beantworten ist …