Best of 2017: Das sind die 15 besten Filme des Jahres
Die Redaktion hat gewählt, hier sind die 15 besten Filme des Jahres 2017. Mit dabei sind viele Festival- und Oscarpreisträger sowie auch zwei Beiträge aus Deutschland.
Platz 15: The Big Sick
Kumail Nanjiani verarbeitet in „The Big Sick“ Teile seines eigenen Lebens und erzählt, wie er seine große Liebe getroffen hat. Emily (Zoe Kazan) wird kurz nach den ersten Nächten mit Kumail von einer schweren Krankheit getroffen, er wartet danach mit ihren Eltern darauf, dass sie aus einem Koma erwacht – und geht auf Tuchfühlung mit seinen eventuell künftigen Schwiegereltern. „The Big Sick“ erzählt von Liebe, Vorurteilen und deren Überwindung. Und das mit viel Humor und ohne erhobenen Zeigefinger.
Platz 14: Dunkirk
Kann man enttäuscht von „Dunkirk“ sein? Definitiv. Denn historische Genauigkeit, Figuren und Lernauftrag rückte Christopher Nolan im Sommer nicht in den Fokus. Die Schlacht um Dünkirchen reichte ihm allerdings zur Vorlage für einen packenden Survival-Film, der mit so wenig CGI gefilmt wurde wie möglich. Das Ergebnis: ein mitreißender Kriegsthriller, der mit authentischen Bildern und einem peitschenden Soundtrack von Hans Zimmer überzeugen kann.
Platz 13: Tiger Girl
Im Vorjahr war „Toni Erdmann“ der beste Film des Jahres, nun findet sich „Tiger Girl“ von Jakob Lass als einer von zwei deutschen Filmen in unserer Liste. Weil die Mischung aus rasantem Storytelling und improvisiertem Dialog nicht nur bei der Berlinale, sondern auch danach beim regulären Release Zuschauer begeisterte, die „mal was anderes“ aus Deutschland wollen. Außerdem muss man Berlin-Filme, die keinen Hubschrauber-Flug über den Fernsehturm beinhalten, einfach mögen.
Platz 12: Western
In der deutsch-bulgarisch-österreichischen Koproduktion verschlägt es deutsche Bauarbeiter nach Bulgarien, ein Wasserkraftwerk sollen sie auf der Montage bauen. Die Stimmung dabei gibt der Titel des Films gut wieder: Es werden Pferde geritten, Bände mit den Einwohnern geknüpft. Valeska Grisebach hat einen Globalisierungs-Western gedreht, der von einer eigenartigen, magischen Melancholie erfüllt ist.
Platz 11: Elle
Es war eine absolute Frechheit, dass Emma Stone im Februar den Oscar gewonnen hat. Nicht, weil Stone in „La La Land“ schlecht war, sondern weil man Isabelle Huppert den Oscar für „Elle“ hätte geben müssen – und damit direkt eine Weltkarriere gekrönt hätte. In dem Drama wird sie vergewaltigt und scheint danach mehr darüber schockiert, dass sie als toughe Geschäftsfrau überhaupt schockiert sein kann. „Elle“ ist einer der einfühlsamsten Filme des Jahres, Hupperts Leistung ist über jeden Zweifel erhaben.
Platz 10: Die Taschendiebin
Der vielleicht schönste, definitiv aber der erotischste Film in dieser Liste. Chan-wook Park, seit Jahren gefeierter Regisseur aus Südkorea, inszeniert Intrigen in einem koreanischen Anwesen in den 1930ern dermaßen schön, dass man am liebsten mit einziehen möchte. Obwohl man dann dem Psychokrieg ausgesetzt wäre, den der Regisseur hier inszeniert. Die Spielfiguren: ein Hausmädchen, eine reiche Dame und ein Heiratsschwindler.
Platz 9: The Killing of A Sacred Deer
Wenn Wes Anderson einen bösen Zwilling hätte, es wäre wohl Giorgos Lanthimos. Der Grieche inszeniert durchaus ähnlich, legt viel Wert auf perfekt arrangierte Sets, seine Figuren sprechen Gedanken und Wünsche offen aus. Nur dass im Fall von „The Killing of a Sacred Deer“ dermaßen viel Niedertracht und Verzweiflung über der Familie von Nicole Kidman liegt, dass man als Zuschauer keinen einzigen Wohlfühlmoment bekommt. Colin Farrell muss sich im Film entscheiden: Tötet er seine Frau, seine Tochter oder seinen Sohn? Eine Alternative gibt es nicht, ein Happy End sowieso auch nicht.
Platz 8: Get Out
Ja, das Regie-Debüt von Jordan Peele hat einige handwerkliche Schwächen. Allerdings ist die Prämisse, eine Horrorfilm aus „positivem Rassismus“ zu machen schlichtweg genial. Ein Schwarzer rettet sein Leben, indem er Baumwolle pflückt – so zynisch muss man erst einmal sein. „Get Out“ war ein Kassen-, Publikums- und Kritikerhit. Das Wochenende bei den Schwiegereltern wird hier zum ultimativen Albtraum, in einem der bizarrsten Plots überhaupt.
Platz 7: „La La Land“
Hatte den Soundtrack, den wir bis heute nicht aus dem Ohr bekommen. Und eine hübsche Geschichte, die überraschenderweise kein Happy End bereithielt. Ryan Gosling und Emma Stone waren zudem das Paar mit der schönsten Leinwandchemie des Jahres. Dass es mit dem Oscar für den besten Film knapp doch nicht geklappt hat, ist dennoch in Ordnung. Weil es eben noch einen besseren Film gab, der sich auch noch in dieser Liste wiederfindet. Wir sind darauf gespannt, wie die Karriere des jungen Regisseurs Damien Chazelle weitergeht.
Platz 6: Jahrhundertfrauen
Regisseur Mike Mills hat bereits mit „Beginners“ einen fantastischen, besonders natürlichen Film gedreht. Mit „Jahrhundertfrauen“ hat er sich noch einmal selbst übertroffen, wir zitieren aus unserer Kritik zum Film: Am Ende liebt man alle Figuren, weil auch Mills sie liebt. Und sein Herz so groß ist, wie es eine Leinwand zulässt. Eine klassische Handlung braucht er dabei nicht, nur Szenen und Gespräche, die am liebsten nie enden sollen.
Platz 5: Blade Runner 2049
Der vielleicht größte kommerzielle Flop des Kinojahres, nach all dem Hype um die Fortsetzung von Ridley Scotts Meilenstein ging am Ende kaum jemand ins Kino. Selbst Schuld: Dadurch verpassten viele den opulentesten, stilsichersten Film des Herbstes. Ryan Gosling war perfekt in der Rolle des Replikanten, Harrison Ford feierte seine beste Leistung seit sehr vielen Jahren. Vielleicht wird es „Blade Runner 2049“ ja wie dem Original aus den 80ern ergehen, der wurde ja auch erst mit einigem Abstand zum Kultfilm.
Platz 4: Körper und Seele
Gewann die Berlinale und sorgte dort direkt für Ohnmachtsanfälle bei einigen Zuschauern, die nach viel Liebe und Humor mit einem blutigen Selbstmordversuch gerechnet haben. Der ungarische Film wird auch bei den Oscars gute Chancen auf einen Sieg haben, allein die Grundidee hätte es verdient: Zwei Menschen merken, dass sie ineinander verliebt sind. Und zwar, weil sie Nacht für Nacht den gleichen Traum teilen. Als Hirsch und Hirschkuh streifen sie darin durch den Wald.
Platz 3: Manchester by the Sea
Leider hat der Film ein großes Unglück forciert: Ein Ehepaar aus den USA beging einen Kindsmord, war anscheinend beeinflusst von den Ereignissen des Films, in dem Casey Affleck das Sorgerecht für seinen Neffen bekommt. Dabei muss seine Figur selbst erst einen unvorstellbaren Schicksalsschlag verkraften. Affleck gewann für seine Darstellung den Oscar, das Drehbuch wurde ebenfalls ausgezeichnet.
Platz 2: The Square
Witziger als in „The Square“ wird es nicht mehr. Der irre Betrieb rund um ein Kunstmuseum hielt nicht nur gute Gags, sondern auch die Dekonstruktion des modernen Mannes und elitärer Kunstklugscheißer bereit. „The Square“ gewann die Fimfestspiele von Cannes und hatte dazu die – und da übertreiben wir nur ganz leicht – eine der besten Filmszenen aller Zeiten. Ein Künstler imitiert einen Affen, lässt das Tier im Mann raus. Und terrorisiert einen Saal voller gehobener Gäste und den Kinosaal zugleich. Allein diese zehn Minuten sind eine Sichtung des Films wert, die restlichen zwei Stunden sind aber auch grandios.
Platz 1: Moonlight
Gewann den Oscar und gewinnt auch unserer Wahl zum Film des Jahres. Regisseur Barry Jenkins hat in nur 90 Minuten ein halbes Leben erzählt. Weil er mit nur wenigen Szenen alle Ängste und Sorgen seines Hauptcharakters Chiron herausgefiltert, perfekte Dialoge geschrieben und ein Ensemble voller spannender Newcomer gecastet hat. Wenn „Moonlight“ nach dem dritten Kapitel endet, wünscht man sich noch ein viertes, fünftes und sechstes. Denn Jenkins hat ein keine Figuren, sondern Menschenleben auf die Leinwand gebracht.
Die Liste mit den besten Filmen des Jahres 2016 findet Ihr hier. Viele davon sind mittlerweile auch schon be diversen Streaming-Diensten verfügbar: