Blind Date
Wer so gut mit dem runden Leder umzugehen versteht wie Pele, der sollte sich auch mit runden Scheiben auskennen. So unsere Überlegung, als wir den brasilianischen Fußball-Gott zum Blind-Date-Treffen aufsuchten.
Und siehe da! Die schwarze Perle, die selbst Gitarre spielt, komponiert und in ihrer Heimat Platten besingt, bewies musikalischen Geschmack. Begleitet von Finger-Schnippen, zustimmendem Grunzen und Soli auf einer imaginären Gitarre lauschte Pele mit zunehmender Begeisterung unserer Musik-Auswahl. Daß dabei vor allem beim ersten Titel – das Gespräch gelegentlich in Fußball-Fachsimpelei ausartete, ist bei einem Mann wie Pele wohl verständlich…
Alan and Denise: Rummenigge
Guter Song, Hat einen guten Refrain, aber nicht zu übertrieben, hat auch eine gute Melodie. Ich mag das Lied: „talking about a man with sexy knees. .. Rummenigge, Rummenigge all night long…“ Aber Rummenigge singt das doch nicht selbst? Über mich wurden in Brasilien unzählige Lieder geschrieben, aber ich habe auch selbst welche gesungen, z. B. mit Elis Regina. Was mich mal interessieren würde: Bekommt der Rummenigge dafür Tantiemen, hat man ihn um Erlaubnis gefragt? Nein? Hm.
Was ich von Rummenigge als Fußballer halte? Er hat mich oft sehr, sehr stark beeindruckt. Als ich ihn aber in den letzten zwei Jahren einige Male sah, war er nicht mehr so stark; vielleicht lag es ja auch an Verletzungen.
Ich habe auch das Spiel Deutschland gegen Portugal gesehen; das war wirklich nicht so schön. Was den Deutschen fehlt, ist die Improvisation. Sie spielen 90 Minuten lang immer das gleiche. Mit Leuten wie Overath und Beckenbauer spielte das Team mal schnell, mal langsam. Aber diese Mannschaft hier ist zu leicht zu berechnen, es fehlt ein Regisseur, ja, das war ein schlimmes Spiel.
Aber bestell Rummenigge, er soll doch mal selber singen. Ja, wirklich! Mit den Möglichkeiten in modernen Studios kann man doch alles heutzutage! Wenn du erstmal einen Rhythmus hast, ist die Stimme doch kein Problem mehr. Mit der Technik kann man da viel machen.
Indeep: Last Night A DJ Saved My Life
Ja, das Stück habe ich schon mal gehört. Ich weiß nicht, von wem es ist, es gibt viele ähnliche Bands. Nichts besonderes, obwohl ich diese Art von Tanzmusik mag. Und Reggae auch, diesen wunderschönen Rhythmus.
Jetzt, wo ich kein aktiver Spieler mehr bin, mache… mache ich mir ein schönes Leben, haha. Ich geh öfters mal tanzen. 22 Jahre Konzentration waren genug: Keine Discos, kein Tanzen… und dabei mag ich Tanzen! In New York gehe ich immer zu „Regine’s“, „Studio 54“ und einen neuen Club, „Club A“ das ist die beste Disco mit einer sehr guten Mischung aus brasilianischer und amerikanischer Musik. Der ist heute so gut, wie „Studio 54“ früher einmal war.
Baby Consuelo: Todo Dia Era Dia De Indio
Hm, Baby Consuelo. Ich kenne den Song. Der Mann, der brasilianische Musik und Soulmusik zum ersten Mal vermischt hat, war Tim Maya, wenig später dann Jorge Ben. Baby Consuelo macht genau das Gleiche.
Brasilianische Musik hat irgendwie an Boden verloren. Es ist eine reiche Musik, es gibt tausende Rhythmen: Samba, Bossa Nova…, aber trotzdem hat sich brasilianische Musik nie durchgesetzt Sie haben im Ausland nie wirklich Gas gegeben; vielleicht weil ihnen das Geld und die Power fehlte.
Überall auf der Welt hörst du amerikanische Musik. Die Amerikaner geben nämlich Gas, die setzten sich durch. Aber der brasilianischen Musik gehört die Zukunft. Und innerhalb dieser speziellen Richtung gehört Baby Consuelo zu den Besten.
Gilberto Gil: Palco
Gilberte Gil ist einer der wichtigsten Musiker in Brasilien. Das ist ein Bossa Nova. Tada-da-da. Da-diu! Carlos Jobim und Joao Gilberto haben mit dieser Art von Musik angefangen. Und Sergio Mendez. Der kam nach New York und verband brasilianischen Bossa Nova mit amerikanischem Soul. Und damit wurde er weltbekannt. Und Astrud Güberto auch. Güberto Gil ist heute einer der Besten.
Eric Clapton: Little Girl
Ich glaube, das habe ich gestern im Radio gehört. Wer ist das? Eric Clapton? Das ist wohl Mellow-Rock. Ich mag den Song, sehr schöne Arrangements. So schön wie bei Michael Jackson oder Neil Diamond. Zu Hause höre ich gerne softe Musik. Harte, schnelle Musik ist gut zum Tanzen. Aber wenn man entspannt zu Hause sitzt und von seiner Freundin träumt…
Garland Jeffreys: Surrender
Das erinnert mich irgendwie an Mick Jagger, wenn er so langsame Sachen singt. Aus Puerto Rico kommt der? Spielt der immer so? Oder wechselt der mal seinen Stil? Nein, da gefiel mir der englische Song von diesem Eric Clapton besser. In dieser Art gibt es schon zu viele ähnliche Songs. Die Arrangements sind nicht besonders. Bevor ich’s vergesse: Du solltest wirklich Rummenigge ausrichten, er soll singen!
Kid Creole: No Fish Today
Da-da-da, di-da-da… no fish todaaayy! Das mag ich auch. Etwas Reggae, etwas Karibik, etwas Disco. Kid Creole heißt er? Habe ich noch nie was von gehört. Er hat eine gute Stimme. Und die Mädchen tanzen dazu? Hm. So wie Marilyn Monroe bei der Truppenbetreuung der GIs in Korea. Tja, wenn die Soldaten drei Jahre lang keine Frau gesehen haben, machen sie natürlich… wow…Riesen-Augen.
Bei dieser Gruppe ist es nur so: Du hörst die Platte – und die ist gut, aber die Show bringt’s dann nicht. Oder umgekehrt. Das passiert oft. Ich mag Abba, die können beides.
Eddy Grant: Walking On Sunshine
Das ist auch ,karbische Musik, wieder diese Mischung aus Reggae. Unglaublich, was sie heute mit der Gitarre alles machen können. Und mit dieser kleinen elektronischen Orgel, wie heißt sie nochmal? Der Synthesizer! Die Technik ist unglaublich.
Tut mir leid, ich muß jetzt wirklich gehen, der Wagen wartet. Aber das hat mir wirklich gut gefallen.