Superstar der Indieherzen: So war’s bei Bon Iver live in Berlin
Zwischen akustischen Kleinoden und Bandbombast mit Synthies, Pauken und Saxofonen: Justin Vernon verteidigt in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle in Berlin seinen Titel als größter Fan- und Kritikerliebling innerhalb eines Sounds, den man schon längst nicht mehr mit „Indie“ und „Folk“ umreißen kann.

Dass Justin Vernon kleine Lieder ganz groß singen kann, weiß man schon seit seinem Folkrock-Kleinod FOR EMMA FOREVER AGO (das Anfang des Jahres Zehnjähriges feierte); seit er „Skinny Love“ in Treppenhäusern und Wohnzimmern gesungen hat. Dass er intime Momente auch in großen Hallen erschaffen und seine gar nicht mehr so kleinen Lieder ganz groß inszenieren kann, hätte man seit dem von seiner Zusammenarbeit mit James Blake und Kanye West (Post-Dubstep, HipHop, Autotune) beeinflussten dritten Album 22, A MILLION, spätestens aber seit seiner Dezembershow 2016 im „Pioneer Works“-Kulturzentrum in Brooklyn wissen können – in voller und beeindruckender Länge nachzusehen auf YouTube.
Die Sorge, die Max-Schmeling-Halle – im Februar 2017 sollten Bon Iver im Tempodrom auftreten, die Show wurde aus persönlichen Gründen abgesagt; im September des gleichen Jahres stellte Vernon sein neues Album im Michelberger Hotel vor – wäre zu mehrzweckmäßig für ihn, war damit eigentlich schon im Vorfeld unbegründet. Am Freitagabend räumte er aber auch die letzten Zweifel aus.
Justin Vernon, ein herrlich untypischer Popstar – der es sich nicht zu einfach macht
Er legt mit seiner 2014 erschienenen Non-Album-Single „Heavenly Father“ nach und beweist auch – wenn schon kaum durch seine kargen Ansagen – durch die Auswahl der zwei folgenden Songs, dass er und Berlin eine besondere Beziehung haben: Das ganz wunderbare und nur auf der Akustischen vorgetragene „Re:Stacks“ vom Debüt stand während der laufenden Tour erst zweimal auf der Setlist, „Blood Bank“ von der gleichnamigen EP mit Kanye West erst einmal. Und hey, sein so fragwürdiges Feature mit Eminem lässt er aus – als ob jemals was anderes zu Debatte gestanden hätte. Es folgt nach neun beeindruckenden Songs: eine rund 15-minütige Pause, wie im Theater. Muss man sich erstmal erlauben können!
Nach der Pause spielen Vernon und Band sich und ihr Publikum neun weitere Songs lang (oder kurz, je nach Sichtweise) tiefer in einen Rausch: „Perth“ und „Holocene“ vom zweiten Album BON IVER funktionieren auch live wie Brücken zwischen dem alten und dem neuen Sound Bon Ivers, zwischen kleinem Folk und großer, elektronischer Inszenierung. Das Stroboskoplicht und die Scheinwerfer flackern immer gefährlicher, das Set endet mit dem obligatorischen Finale „Creature Fear“ in einem Postrock-Crescendo, das Mogwais Barry Burns bis in seine Neuköllner Bar „Das Gift“ gehört haben müsste.
Bon Iver live am 26. Oktober 2018 in Berlin – die Setlist:
Bon Iver live in Berlin am 26. Oktober 2018 – Videos und Fotos:
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