Boom Tschak: Der Schlumpf macht Dubstep


Wie der 23-jährige Amerikaner Skrillex ein ehrenwertes Genre in Verruf bringt.

Hätte Dubstep ein Bewusstsein, er könnte einem glatt leidtun. Zu viele Missverständnisse kursieren über das Genre, zu viele Verbrechen wurden in seinem Namen begangen. Da gibt es auf der einen Seite die Leugner, die unter Verkennung der Tatsachen die Bedeutung von Dubstep herunterspielen. Zum Beispiel, dass die einschlägigen Abteilungen der großen Plattenläden in den großen Städten den größten Umsatz machen. Dass Dubstep und seine Einflüsse auf Techno und House zurzeit das größte Innovationspotenzial in der elektronischen Musik in sich tragen.

Und dann ist da noch Skrillex.

Sonny John Moore, 23-jähriger DJ und Produzent aus Los Angeles, tut mit seiner Musik dem Genre, dem sie zugeschrieben wird, überhaupt keinen Gefallen. Skrillex war bis 2007 Leadsänger der Post-Hardcore/Emo-Band From First To Last, bevor er sich seiner Solokarriere als elektronischer Clubmusiker widmete. Ab da wurde Skrillex zum Superstar. Seine Videos auf YouTube wurden quadrillionenfach geklickt, er war beteiligt am letztjährigen „Dubstep“-Album The Path Of Totality der Nu-Metal-Band Korn. Emo-Vergangenheit, lange schwarze, asymmetrisch geschnittene Haare, Zusammenarbeit mit Korn – größere Geschmacksverirrungen sind kaum noch denkbar. Bevor in diesem Jahr das Debütalbum von Skrillex erscheint, wird die Zielgruppe schnell noch mit der EP „Bangarang“ angefixt.

Skrillex‘ vierte EP ist ein aufgeblasenes, grellbuntes Spektakel, das auf die aufsehenerregendsten Effekte aus Dubstep, Filter-House und Elektro-Rock setzt. Viel Lärm und nichts dahinter. Dank Skrillex wird Dubstep im Bewusstsein der uninformierten Masse eine ähnliche Stellung einnehmen wie Techno in den späten 90er-Jahren. Wenn damals das Wort Techno fiel, dachte kaum einer an Jeff Mills oder Richie Hawtin, sondern an Scooter und die Schlümpfe. Die Verkommerzialisierung und idiotengerechte Aufbereitung der ehemaligen Underground-Musik hängt dem Genre heute noch nach.

Seine Deutschlandtournee Ende Februar wird Skrillex in mittelgroße bis große Hallen in sechs Städten führen. Wenn nur ein Prozent der Zuschauer auf die Idee kommen würde, auch so was machen zu wollen wie Skrillex, könnten die Konzerte einen Rattenschwanz von Nachahmern nach sich ziehen.

Skrillex

Bangarang

Bitclap!/Atlantic/Warner