Bowie und die Bilder – als Maler und Geschäftsmann präsentiert er sich im Netz
Daß David Bowie hin und wieder als Schauspieler arbeitet („Merry Christmas, Mr. Lawrence“, „Labyrinth“), das wissen die meisten seiner Fans. Die wenigsten aber haben bisher zur Kenntnis genommen, daß der umtriebige Künstler sich immer wieder auch einer ganz anderen Leinwand zugewendet hat. Im Gespräch mit ME/Sounds betont Bowie: „Meine Freunde in New York wohnen eigentlich alle unterhalb der 14ten Straße, also im Künstlerviertel Greenwich Village. Diese Atmosphäre bekommt mir sehr gut, sie ist ‚flüssiger‘, nicht so eingegrenzt wie meine übrige Arbeit.“ Was vielleicht auch erklärt, warum er in seinen berüchtigten „Berliner Jahren“ – umgeben von der Tristesse der Inselstadt und gerne auch unter Drogen – besonders oft zum Pinsel griff. Häufigster Gegenstand seiner Malerei gegen Ende der Siebziger ist ein gewisser J.O., wie die beiden Bilder rechts unten belegen: „Berlin Landscape With J.O.“ von 1978 und „Portrait Of J.O.“, zwei Jahre zuvor entstanden, sind gefühlige Studien über seinen Weggefährten James Osterberg alias Iggy Pop. Rätselhaft bleibt zunächst, weshalb sich Bowie – als Popstar in allen Gassen unter Dampf, modern und wandlungsfähig wie kein Zweiter – im Feld moderner Kunst so altbacken gibt: Angelehnt an Egon Schiele, den deutschen Expressionismus der Zwanziger Jahre und die blutende Paranoia eines Edvard Munch („Der Schrei“) hält sich Bowie dezent im Windschatten der Großen. Von echter Pop-Art im Sinne eines Andy Warhol ist hier – außer einem halbherzigen Siebdruck von Ehefrau Iman – nicht viel zu sehen. Und das, obwohl Bowie mit dessen Schützling Lou Reed eng befreundet war und ist, den Begriff der Postmoderne verstanden hat und die allgemeine Auflösung hergebrachter Stile und Schulen ebenfalls mitbekommen hat – so oft, wie er sich auf Vernissagen und Galerien zeigt. Auch die neunziger Jahre zeigen David Bowie als einen eher eklektizistischen Maler: Die verwischte Visage auf dem Cover von „Outside“ weist ihn als Kenner des zerquälten Francis Bacon aus (von dem auch der malende Paul McCartney einiges gelernt zu haben scheint), Versuche auf Öl („The Rape Of Bigarschool“ von 1996) sprechen zwar von Talent, sind gleichwohl aber schon unverschämt dicht an Pablo Picasso angelehnt (die afrikanischen Masken, siehe Abbildung unten). Kein Wunder eigentlich, zählt die Fachzeitschrift „artnews“ David Bowie doch zu den 200 wichtigsten Sammlern moderner Kunst. „Ich strebe nach etwas, das einen gewissen Grad an Menschlichkeit ausstrahlt“, sagt Bowie, „oder vielleicht einfach nur über die Popmusik hinausgeht“. Vielleicht liegt es aber auch an seinem Geschäftssinn, daß Bowie neben seiner professionellen Homepage (www.davidbowie.com) noch eine Website unterhält, die sich ausschließlich mit Kunst befaßt. Unter www.bowieart.com können Kunstsammler (!) nach Bildern fahnden, führen Links zu den gegenwärtig angesagtesten Künstlern der Szene und werden Tarot-Karten feilgeboten, die Bowie 197s selbst gestaltet hat – für umgerechnet 23 Mark das Stück. Zu bestaunen gibt es in diesem virtuellen Supermarkt ferner selbstkreierte Mode (angelehnt, was sonst, an den provokanten Stil des Alexander McOueen) und sogar Fotografien, die Bowie auf den Bermudas von seiner Frau gemacht hat. Wir warten jetzt eigentlich nur noch auf die „Bowie Bank“.