Claudia Roth hält nichts von einem „L’amour toujours“-Verbot


Die Kulturstaatsministerin glaubt, dass man mit Awareness besser gegen Rassismus vorgehen kann.

Claudia Roth hätte nichts dagegen, wenn Wiesn-Gänger:innen auf dem Oktoberfest zu „L’amour toujours“ schunkeln. Der in den 2000ern veröffentlichte Song wurde am Wochenende zum erneuten Hit, da ein Video auftauchte, in dem einige Personen das Lied sangen. Allerdings tauschten die jungen Erwachsenen den eigentlich harmlosen Text gegen die Naziparolen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ aus.

Rammstein-Skandal: Claudia Roth fordert Verhaltenskodex

Oktoberfest-Veranstalter Clemens Baumgärtner hat das Lied daraufhin auf seinen Veranstaltungen verboten. Auch auf der EM-Fanmeile in Berlin ist der Partyhit untersagt.

Claudia Roth ist für bessere Vorbereitung statt Verbote

Von der Anordnung, das Lied nicht auf den Veranstaltungen zu spielen, da die Gefahr zu groß sei, dass Besucher:innen Naziparolen singen könnten, hält Claudia Roth nicht viel. Anstatt einzelne Songs zu verbieten, findet die Politikerin, dass man lieber insgesamt ein besseres Konzept gegen rechte Aussagen erschaffen sollte. „Viel wichtiger, als jetzt Liedverbote auszusprechen, wäre es, dass die verantwortlichen Betreiber für Schulungen und Sensibilisierungen bei ihrem Personal sorgen, professionelle Awareness-Teams einsetzen und insgesamt klarmachen, dass es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglichen rassistischen, menschenfeindlichen und NS-verherrlichenden Äußerungen geben muss“, so die 69-Jährige gegenüber der Funke-Mediengruppe.

Zur Nazi-Parole geworden: „L'Amour Toujours“ auf Wiesn verboten

Roth: „Gigi D’Agostino kann nichts dafür“

Die Grünen-Politikerin unterstützt die Idee, dass Veranstalter:innen darüber nachdenken sollten, wie sie verhindern können, dass Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Nazi-Parolen auftreten. Allerdings stellt sie fest, dass weder „L’amour toujours“ noch der italienische Musikproduzent Gigi D’Agostino dafür verantwortlich gemacht werden können, „wie dieser Song in unserem Land von Menschen mit rechtsextremen und antidemokratischen Einstellungen in übelster Form missbraucht und entstellt wird“, so Claudia Roth im Interview.

„L’amour toujours“ auf Platz 1 der Charts

Durch die Ereignisse auf Sylt schaffte es „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino nun auf Platz eins der iTunes Charts. Zwei weitere Remixe des Songs sind auf Platz zwei und sieben. Was bei Erstveröffentlichung 2001 laut GfK-Messung für einen respektablen dritten Platz reichte, war jetzt – zumindest in den iTunes-Download-Charts – im so genannten „Small Mix“, der kürzeren Version, für eine noch bessere Positionierung gut.

Wie Gigi D'Agostinos „L’Amour Toujours“ als Nazi-Song missbraucht wird

Gigi D’Agostino selbst wehrt sich gegen den Missbrauch seines Songs. „Mein Lied handelt von der Liebe“, so der Musiker gegenüber dem „Spiegel“. Sein Werk erzähle von einem „wunderbaren, großen und intensiven Gefühl, das die Menschen verbindet“. Von den spezifischen Vorfällen wusste D’Agostino laut eigenen Angaben nichts. Er selbst halte sich von den sozialen Medien fern, „um seinen Geist zu schützen“.