Curtis Mayfield
Das ist die Höhe: Dem Soulmeister Curtis Mayfield wurde eine Stuttgarter Pseudo-Funk-Gruppe namens Upfunkcoolo ins Vorprogramm gepackt, die Schwarze Musik dermaßen vergackeierte, daß man sich wirklich schämen mußte. Nach Fun-Punk jetzt auch Fun-Funk, oder wie? Das Publikum wendete sich zurecht angewidert ab, denn Curtis Mayfield hat nun mal nicht die Klientel, die deutschen Stumpfsinn goutiert. Als „Mr. Superfly“ seine halbakustische Gitarre zärtlich streichelte und seine Botschaft von „Peace, Love & Understanding“ wie von der Soul-Kanzel sang, hörte das gleiche Publikum wieder andächtig zu und wippte nur hie und da mit dem Fuß.
Leise und weise stand er da oben auf der Bühne und er vermied jegliche
Aufdnnglichkeit, die ihn womöglich in die Nähe eines Pophansels oder Funk-Clowns gebracht hätte. Nur sein Keyboarder drückte etwas zu penetrant auf die Tasten: ansonsten wirkte die vierköpfige weiße Band schön homogen und bewies, daß auch nicht-farbige Musiker Soul spielen können. Vor allem der Percussionist legte sich in Klassikern wie „Move On Up“ und „If There’s A Hell Below“ leidenschaftlich ins Zeug.
Dieser freischwebende rhythmische Teppich und Mayfields einzigartige Fistelstimme, die zwar im Lauf seiner 30jährigen Karriere auch ein wenig gelitten hat, sorgten für eine gute, wohltemperierte Stimmung – nie ausgelassen und beifallheischend, aber auch nie weinerlich und schwermütig. Curtis zeigte damit wieder einmal, wer der Herr im Hause „Schmuse-Sour ist.
Curtis Mayfield ist ein Mann der Mitte, dessen inhaltliche Aussagen – wie „We Come In Peace With A Message Of Love“, „Mighty Mighty Spade and Whitey“ oder „We The People Who Are Darker Than Blue“ – noch immer nichts an Aktualität verloren haben. Man merkte schnell, daß es ihm mehr um die positive Aussstrahlung seiner Songs ging als um eine (unpassende) Anbiederung am zeitgemäßen Sound: Bevor er mit der neuen Technologie hadert, setzt er lieber auf altbackene und damit langjährig bewährte Instrumentierung und auf die Kraft seiner warmherzigen Soul-Songs. Das ist das einzig Richtige, und das ist es auch, was sein zahlreiches Publikum vom „süßen Teufelsaustreiber“ erwartet.