Der Kult um Kiss kennt keine Grenzen


KISS wird 20. Und die Rockprominenz steht Schlange, um einer Rock-Legende Tribut zu zollen.

Kaum zu glauben, wer früher alles seiner Mama das Make-Up geklaut hat, um zu „Rock & Roll All Nite“ vor dem Spiegel zu posieren. „Kiss My Ass“ -— so der rüde Arbeitstitel des kommenden Kiss-Tributalbums —- bringt es an den Tag. 42 Bands bewarben sich, als das Projekt in Branchenkreisen bekannt wurde — unter anderem auch Die Toten Hosen, Soundgarden, Alice In Chains, Megadeth und Ozzy Osbourne.

Geschafft haben es nach dem letzten Stand der Dinge lediglich Country-Star Garth Brooks, Lenny Kravitz und Stevie Wonder, die Lemonheads, Dinosaur Jr, Nine Inch Nails, Gin Blossoms, Mighty Mighty Bosstones, Toad The Wet Sprocket, Extreme, Anthrax und eine All-Star-Band, bestehend aus Rage Against The Machine, Tool und Faith No More. Den exotischsten Beitrag liefert der japanische Megastar Yoshiki.

Den Anstoß für das Tributalbum gaben allerdings die jungen Helden des alternativen US-Rock: „Vor ein paar Jahren“, erinnert sich Kiss-Bassist Gene Simmons, der das Projekt überwacht, „fiel mir ein Bootleg in die Hände -— mit lauter unbekannten Bands wie Nirvana, den Stone Temple Pilots, Melvins und noch einigen anderen, die Kiss-Songs aufgenommen hatten. Kurz darauf gaben diese Bands ihre ersten Interviews, in denen es dann hieß: ‚Das wichtigste Ereignis in meinem Leben? Klar, das war, als ich das erste Mal Kiss auf der Bühne erlebte.'“

Kiss haben zwar Garth Brooks begleitet, Anthrax produziert und Lenny Kravitz mit Stevie Wonder bekanntgemacht, sich ansonsten aber aus der Sache möglichst weit herausgehalten: „Wir legten großen Wert darauf, daß alle ihren Song so spielen, wie sie das mit eigenem Material tun würden, die Songauswahl lag selbstredend in der Hand des jeweiligen Musikers.“

Mit dem Ergebnis ist Simmons mehr als zufrieden: „Einige Aufnahmen sind wirklich überraschend, so die Mini-Symphonie des Japaners Yoshiki. „Ebenso seltsam ist die Tatsache, warum ausgerechnet ein so harmloser, unverdorbener Kerl wie Garth Brooks einer Band Tribut zollt, die im „Bible Belt“, dem erzkonservativen amerikanischen Süden, schon mal als „Spießgesellen des Teufels“ bezeichnet wurde. „Ich bin gar nicht so verdorben, wie die Leute denken“, rechtfertigt sich Gene, der bei den theatralischen Live-Auftritten seiner Band oft literweise Filmblut spuckte: „In mancher Hinsicht bin ich sogar viel sauberer als manche dieser Country-Typen. Die weinen doch immer nur in ihr Bierglas. Ich dagegen habe in meinem ganzen Leben noch kein Bier getrunken!“