Die 10 besten Serien der 1980er
Unsere Redakteure haben die besten Serien des vergangenen Jahrzehnts gewählt. Und eine davon läuft sogar noch heute mit neuen Folgen im Fernsehen. Hier sind die besten Shows der 1980er – von Max Gösche, Frank Thiesses und Arne Willander
In der aktuellen ME.Movies-Ausgabe hat die Redaktion die besten Serien aller Zeiten gewählt. Und zwar jeweils unterteilt nach dem Jahrzehnt, in dem sie erschienen sind. An dieser Stelle präsentieren wir Euch die 10 besten Serien der 1980er-Jahre. Natürlich mit umfassender Begründung.
10. Eine schrecklich nette Familie (USA)
1987–1997, mit Ed O’Neill, Katey Sagal, Christina Applegate
Ist das porträtierte Familienbild in amerikanischen Komödienserien („Familienbande“, „Die Bill Cosby Show“) bis dahin primär von einer heilen Welt geprägt, hält sich „Eine schrecklich nette Familie“ gar nicht erst mit harmlosen Sippschaft-Sticheleien auf, sondern zertrümmert familiäre Harmoniebedürfnisse gleich mit dem Holzhammer.
Die Sitcom um den desillusionierten Damenschuhverkäufer Al Bundy (Ed O’Neill), seine tussige Angetraute Peggy (Katey Sagal) sowie deren Sprösslinge, das nymphomanische Blondchen Kelly (Christina Applegate) und den jungfräulichen Sohnemann Bud (David Faustino) versteht sich schnell als dysfunktionaler Gegenentwurf, welcher White-Trash-Unkultur zum Leitbild erhebt.
Zotig, sexistisch, misogynistisch, unflätig und in allen anderen Belangen bis zur Schmerzgrenze (und oft auch darüber hinaus) politisch inkorrekt, machen genau diese Klischee-Keulen den rauen Charme der Show aus (und ebnen den Weg für den kontrovers-derben Unter-der-Gürtellinie-Humor von Animationsserien wie „South Park“ und „Family Guy“). In den USA polarisiert die von Michael G. Moye und Ron Leavitt erdachte Serie sogar so stark, dass eine Boy- kott-Kampagne der entrüsteten Zuschauerin Terry Rakolta während der dritten Staffel ein landesweites Medienecho nach sich zieht.
Ein Skandälchen, wovon die Serie schließlich enorm profitiert und das ihr in Folge eine noch viel größere Popularität beschert. Bis heute genießt „Eine schrecklich nette Familie“ Kultstatus und ist die an sich tragische Antihelden-Figur des bemitleidenswerten Möchtegern-Macho Al Bundy zum Verlierer-Sinnbild geworden.
Ein Image, das O’Neill lange nicht abstreifen kann. Mit der wunderbaren Mockumentary-Comedy-Serie „Modern Family“ ist O’Neill seit 2009 jedoch ein unerwartetes Comeback gelungen, in dem er seine Paraderolle als immer noch konservativer, patriotischer Familienpatriarch mit mehr Altersmilde ausfüllt. Und Katey Sagal hat sich von ihrem einstigen Peggy-Bundy-Stigma als taffe wie intrigante Motorradclub-Mutter Gemma Teller Morrow in der famosen Biker-Serie „Sons Of Anarchy“ ebenso längst emanzipiert.
09. Allein gegen die Mafia (Italien)
1984–2001, mit Michele Placido, Nicole Jamet, Patricia Millardet
Niemals sahen Verzweiflung und Gerechtigkeitssinn so gut frisiert aus wie bei Michele Placido in der Rolle des Com- missario Corrado Cattani. Sein Dreitagebart und die tiefen Augenringe deuten an, welche seelischen Qualen er nachts durchsteht, welche Dämonen ihn verfolgen.
„Allein gegen die Mafia“ hätte auch „Ein Mann gegen das Böse“ heißen können, heißt aber im Original „La Piovra“. Piovra ist Italienisch für Krake, und die Krake ist natürlich das organisierte Verbrechen selbst. In der ersten von Damiano Damiani („Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“) inszenierten Staffel nimmt Cattani eine Stelle bei der Polizei von Palermo an, um dort gegen die Cosa Nostra vorzugehen.
Doch wie weit die Tentakel der Mafia in die Gesellschaft Siziliens greifen, wird ihm erst bewusst, als ein junger Kollege erschossen und seine Tochter entführt und vergewaltigt wird. Benommen vom Schmerz streunt er durch seine Wohnung, deren herrschaftliche Grandezza so undurchdringlich, verführerisch und gefährlich wirkt wie die Vergangenheit der Insel. Immer wieder telefoniert Cattani mit seiner Frau, die er für eine neue Liebe verlassen hat, und verspricht ihr, bald „über alles“ zu reden. Man weiß, dass es nie dazu kommen wird.
Vier Staffeln lang, von 1984 bis 1989, verkörperte Placido den genialen, mit dem eigenen Schicksal hadernden Ermittler. Danach verlor sich die Serie zwischen kruden Drehbüchern und bleiernem Krimi-Trash. Aber diese im besten Sinne katholische Heiligenfigur, die bis zum bitteren Ende alle Verluste und Rückschläge überwindet, bleibt unvergesslich.
Ebenso die Frauen an Cattanis Seite, Frauen, wie man sie heute im TV nicht mehr sieht, wunderschön und intelligent, keine Staffage: Nicole Jamet in der Rolle der Ehefrau Else Cattani, Barbara De Rossi als Geliebte Contessa Raffaella „Titti“ Pecci Scialoia, Giuliana de Sio als Bankiers-Tochter Giulia Antinari und Patricia Millardet als Staatsanwältin Silvia Conti.
„Allein gegen die Mafia“ ist ein pechschwarzes Sittengemälde der italienischen Gesellschaft, in der mafiöse Strukturen längst Politik und Wirtschaft durchdringen. Silvio Berlusconi adelte die Serie, als er ihr vorwarf, das Ansehen Italiens zu beschädigen.
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