ME-Liste

Das sind die 100 besten Songs aller Zeiten


Spoiler: Die Beatles haben es nicht auf den ersten Platz geschafft!

25. Massive Attack – „Unfinished Sympathy“

Massive Attack gehörten zu den frühesten Fachkräften, die das Sampling nicht nur als Quelle für Loops und Gimmicks einsetzten, sondern aus dem Material tatsächlich neue Songs schufen. Und selbst nach mehr als 20 Jahren, in denen das Recycling in der Popmusik eine immer wichtigere Rolle eingenommen hat, fällt einem kein Song ein, der das so entstandene „Unfinished Sympathy“ an Sogkraft übertrifft. Das, was dem Samba-Breakbeat und den anderen Samples aus Jazz und Fusion Jazz zugefügt wurde, ist freilich nicht unterzubewerten: Shara Nelsons äußerst dringliche Gesangsperformance – dem Songthema Liebeskummer nur angemessen – trifft auf ein cineastisches Streicherarrangement, das nur wenig wissen will vom Bombast, dafür umso mehr von der Weite. Epochal.

24. Queen – „Bohemian Rhapsody“

Eines der wenigen Pop-Stücke, wo Alt und Jung vor schierem Vergnügen die Schädeldecke wegfliegt. Man wird und wird und wird seiner nicht überdrüssig. „Bohemian Rhapsody“ ist mehr als nur ein Song, nämlich sechs Songs. Kein Refrain kehrt wieder, es gibt keine Strophe. Der Körper setzt sich aus sechs Teilen zusammen, die alleine nicht lebensfähig wären – zusammen aber ein unsterbliches Hybridwesen ergeben. Es altert nicht. Kommt Hardrock aus der Mode, ist Operette gefragt. Wen Balladen langweilen, der hört vielleicht lieber dieses saftige Gitarrensolo. Und wenn man alle sechs Songs schon kennt, kann man ja mal auf den Text achten. Und an ihm verzweifeln. 1975 stand der Progrock in prätentiöser Blüte. Niemand dementierte diesen Stil damals so entschieden wie Frank Zappa mit seiner sarkastischen Überlegenheit – und Queen mit ihrer Travestie auf den damals obwaltenden Ernst des Esoterischen. „Bohemian Rhapsody“ war der Beweis, dass das Ganze auch lustig geht und lässig, ohne auf das große Theater zu verzichten. Deshalb wird in diesem Song der ganze Freddie Mercury auf Ewigkeit eingeschlossen sein wie eine Libelle in Bernstein.

23. The Beach Boys – „Good Vibrations“

„Good Vibrations“ ist niemals nur der Gute-Laune-Song gewesen, als der er heute durch Beachparty-Playlists geistert. Brian Wilson schuf 1966 in monatelanger Studioarbeit ein rauschhaftes Meisterwerk, das sich als farbenfroher Drogentrip von einer Stimmungsschwankung zur nächsten hangelt: Von den zarten, halligen Traumsequenzen der Strophen wechselt der Sound zum euphorisch-mehrstimmigen Gesangschor der Refrains. Alles fließt in einer Art hippiesker Trance ineinander: geisterhaft sirrendes Theremin, Saloon-Pianoklimpern, Hammond-Orgel. Und über allem schwebt der Rhythmus des rasselnden Tamburins – wie ein Versprechen, das den California Dream in die Welt hinausträgt.

22. Kraftwerk – „Autobahn“

Auch wenn die Single 1975 Platz elf der britischen und Rang 25 der US-Charts erreichte – das ganze Vergnügen offenbart nur die LP-Version. Ein Song wie ein Hörspiel, zum verfremdeten Elektro-Beat aus dem „Vox Percussion King“ geht’s über Berg und Tal, in Szene gesetzt von damals ungemein innovativen, melodischen Synthieklängen, bisweilen kommentiert von eher emotionslosem Gesang. Eine Pioniertat des Elektrorock. Ob’s Absicht war, sei dahingestellt, aber mit „Autobahn“ entsprachen Kraftwerk exakt dem im Ausland so beliebten – und etwas gruseligen – Stereotyp der kühlen, technoiden Teutonen.

21. Pet Shop Boys – „Being Boring“

Auch wenn die Pet Shop Boys den Themenkomplex AIDS schon 1987 auf ACTUALLY („It Couldn’t Happen Here“) behandelten, ist „Being Boring“, das Neil Tennant als Reaktion auf den Tod eines Freundes an der Immunschwäche schrieb, ihr erster großer Wurf in Sachen Storytelling-Pop: eine Rückschau auf das gemeinsame Leben, auf den Wechsel in die Großstadt und die Erfahrungen dort. „Einer der besten Songs, die wir jemals schrieben“, sagt Neil Tennant heute. Wir sind geneigt, ihm recht zu geben. Ein großer Hit wurde die Popnummer mit ihrer wunderbar abgefederten Harold-Faltermeyer-Produktion seinerzeit indes nicht: Mehr als Nummer 20 in den britischen Charts war nicht drin.

20. Bob Dylan – „I Want You“

Es ist der Vorabend des „Summer Of Love“. Die Beach Boys veröffentlichen ihr PET SOUNDS, die Beatles werden wenig später mit REVOLVER kontern. Die Sounds werden psychedelisch, die Gewänder so bunt wie die Blumen im Haar. Doch Dylan gefällt sich als cooler, durch die Straßen New Yorks tänzelnder Bohemien im dunklen Anzug – just so, wie ihn das Coverfoto seiner elften Single „I Want You“ zeigt. Auch musikalisch könnte nichts weiter weg sein vom gerade herrschenden Zeitgeist als jenes in Nashville aufgenommene, leichtfüßige Stück Folkrock im dünnen, wilden BLONDE ON BLONDE-Quecksilber-Sound, das nur so wimmelt vor Dylan-typischen Figuren wie Bestattern, Leierkastenmännern, Kammerzofen und betrunkenen Politikern. Und all die rätselhaften Strophen münden immer wieder in den frappierend simplen Refrain: „I want you, I want you, I want you so bad.“ Ewig ist das Begehren – und vergeblich.

19. Prince – „When Doves Cry“

Man entschied sich für dieses Stück als erste PURPLE RAIN-Single, um nach dem Erfolg von 1999 alle Aufmerksamkeit auf den Alleskönner aus Minneapolis zu lenken. Prince hatte es über Nacht geschrieben und allein aufgenommen, weil „Purple Rain“-Regisseur Albert Magnoli noch ein paar dramatische Szenen untermalt wissen wollte. Den eher spartanischen Zwitter aus Soul-Dramolett und trockenem Club-Brett veredelt Prince durch eine legendär aufwühlende Gesangsperformance, durchzieht ihn mit Chören, Stoßseufzern und Schreien. In der fast sechsminütigen Albumversion windet sich das Stück in seinem Leid, bis ein Synthesizersolo zum Finale keck ein lila Schleifchen drumherumbindet. „When Doves Cry“ geht als erste Prince-Single auf Platz eins der US-Charts und macht alle süchtig nach mehr …