Die 20 besten Momente aus 21 Jahren „Splash!“-Festival
Zum Jubiläum des Splash!-Festivals wagten wir einen ganz besonderen Rückblick. 20 Jahre, 20 Schlüsselmomente. Specter Berlin und Curse schwelgen in Erinnerungen, David Bortot und Jan Wehn erklären die Geschichte des Festivals.
11. 2007 – Freundeskreis feiern ihre Reunion
Max Herre: „Es war unsere erste Show als FK Allstars seit sieben Jahren. Kein anderes Festival hätte die kurative Kraft besessen, uns als Band noch mal hinterm Vorhang hervorzuholen. Geködert haben sie uns damals damit, dass wir nach The Roots headlinen sollten. Außerdem erinnere ich mich, dass Casper sich mir vorgestellt hat und die Dilated Peoples Beats von uns wollten. Alles in allem ein ziemlicher HipHop-Moment also.“
12. 2008 – Tatsache, Jay Z kommt
Der größte Rapper aller Zeiten. Als Headliner beim „Splash!“. Tereza – damals noch Fan mit gepayten Zeltplatz-Dues, heute Kuratorin ihrer eigenen „Waters“- Bühne für die neuesten Ausprägungen der Beats-Kultur – erinnert sich: „Ich habe extra Freunde überredet, die schon 18 waren und ein Auto hatten, für den einen Tag zum Splash! zu fahren, nur wegen Jay Z. In meinem Schrank zu Hause stand dieses wunderschöne rote Vinyl der ‚Roc Boys‘-Single – und plötzlich stand genau dieser Typ 30 Meter vor mir. ‚What‘s up Germany! The Roc Boy is in the building tonight!‘ Bei dem Gedanken bekomme ich sofort wieder Gänsehaut. So etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen, mit Band, Lichtshow und riesiger Videoleinwand, alles perfekt durchdacht und wahrscheinlich schon tausendmal auf der ganzen Welt performt. Das war auch der einzige Wermutstropfen: Ich empfand die Show als beeindruckend, aber doch auch unpersönlich und glatt. Wie er sich da hinter seiner Sonnenbrille versteckte und kaum mit dem Publikum interagierte. Mittlerweile weiß ich, dass das relativ Standard ist für Künstler seiner Größe. Aber geflasht war ich trotzdem. Hier noch ein Fun-Gerücht: Der Backstage-Bereich musste auf Geheiß des Managements komplett geräumt und die Teppichfarbe geändert werden – auch wenn Jay Z nie einen Fuß da rein gesetzt hat.“
13. 2009 – Sterben und Leben des Taktlo$$
Alles neu in Null-Neun. Nach zwei Jahren auf der Halbinsel Pouch bei Bitterfeld zieht das Festival auf das bereits durch das „Melt!“ erprobte Ferropolis-Gelände bei Dessau um. Eine weitere Premiere: Der Klaus Kinski des Deutschrap, Taktlos$$, vollführt im Schatten der Fördertürme einen seiner so raren wie denkwürdigen Auftritte. Er stirbt auf der Bühne, erwacht wieder zum Leben, kommt erneut um und findet unter den Augen seiner verblüfften Jünger noch ein zweites Mal ins Leben zurück. Krasser als Jesus! Manch einer behauptet allerdings, dass Taktlo$$’ zweifache Resurrectio erst 2012 stattfand. Taktlo$$ weiß es selbst nicht mehr: „Ich bin bei vielen Konzerten gestorben. Weiß nicht genau, wann ich einen Auftritt beim Splash! hatte … Das muss das Splash! doch wissen.“
14. 2010 – HipHop wird bunt und cool
Stephan Szillus (damals Chefredakteur des „Juice“-Magazins): „2010 war eine Kehrtwende. Nach Jahren der Stagnation fühlte sich HipHop-Musik plötzlich wieder freigeistig und fresh an. Seit ein paar Jahren schon formierte sich ein kreativer Untergrund. Ich weiß noch, wie 2008 bei einem legendären Dizzee-Rascal-Auftritt auf der Zeltbühne u.a. Tua, Maeckes und Marteria direkt neben mir standen, allesamt textsicher. 2010 sollte dieser Neo-Deutschrap zum neuen Mainstream werden. Der Release des alles verändernden Marteria-Albums stand kurz bevor, und das Splash!-Wochenende war sein mächtiger Vorbote. Es spielten Künstler wie Wiley, JME, Hudson Mohawke, Shy FX und Damian Marley. Vieles erinnerte an die Anfangsjahre des Festivals, als Dancehall und Drum‘n‘Bass ganz selbstverständlich zum Paket gehörten. 2010 ging es zurück und zum Glück in die Zukunft.“
15. 2011 – Die Orsons machen Wetter
Kaas (Die Orsons): „Wir befürchteten das Schlimmste, als wir damals die Bühne betraten und über den Zigtausend jubelnden Menschen bedrohliche Wolkengebirge in einer Geschwindigkeit auf das Festival zufliegen sahen, die in jedem anderen Lebewesen des Planeten einen Fluchtreflex ausgelöst hätten, nur eben nicht in uns Menschen. Deshalb beherrschen wir die Erde ja auch. Zumindest das, was zu beherrschen ist. Die Wolken waren es nicht. Sie brachen auf und versuchten, einen See anzulegen, wo wir alle gerade eine Party am Laufen hatten. Der Auftritt wurde aus Angst um die Technik panisch abgebrochen. Doch wir sangen a capella mit dem Publikum gegen das Unwetter an: ‚Die Macht ist mit uns – Jedi-Ritter!‘ Und der Himmel öffnete sich: Grau zu Blau, Finsternis zu Licht. Dass hinter der Bühne ein vollständiger, selten klarer Regenbogen glitzerte, bekamen wir erst danach erzählt. Doch gefühlt haben wir ihn unbewusst alle. Einer der schönsten Momente, denen ich beiwohnen durfte!“