Best Of

Die besten US-Rap-Alben der 90er: Biggies selbsterfüllende Prophezeiung auf LIFE AFTER DEATH


The Notorious B.I.G. hinterließ seinen Fans ein abwechslungsreiches und düsteres Doppelalbum – und zementierte seinen Legendenstatus, zu dem sein früher Tod beitrug.

Tot gefällst du ihnen am besten

Biggies Faszination für den Tod und seine Rachegelüste drückte er auf „My Downfall“, „What`s Beef“ und „You’re Nobody (Til Somebody Kills You)“ aus. Selten hörte man einen Rapper kaltblütiger über den Kreislauf aus Gewalt und Vergeltung rappen. Außerdem verliehen Biggies Raffinesse und Charisma sowie sein tragischer Tod dem Schlussakt des Albums eine noch stärkere Wirkungskraft. Beispielsweise in „My Downfall“, wenn Biggie über die Behaglichkeit des Todes sinniert:

„Ain’t no shook hands in Brook-land.
Army fatigues bring fatigue, to enemies, look man,
you wanna see me locked up, shot up.
Moms crouched up over the casket, screamin‘ ,bastard!‘
Cryin‘, know my friends is lyin‘.
Y’all know who killed him, filled him with the lugers from they Rugers
Or the Desert, dyin‘ ain’t the shit, but it’s pleasant,
kinda quiet, watch my niggas bring the riot.“

Puff Daddy über „My Downfall“

Sean Combs, der auf „My Downfall“ als Co-Produzent agierte und mehrmals zu hören war, sprach später mit dem „XXL Magazine“ über den Song und die damalige Stimmung, die Big und ihn zum Track inspirierten:

„Das war ich. Das war meine Wut. Ich war wütend über die ganze Situation und über alles, was im Hip-Hop um uns herum passierte. Auch in meinem Umfeld gab es Leute, die gegen uns waren, eine Menge Leute, die Öl ins Feuer gegossen haben. Ich hatte das Gefühl, dass vieles davon aus Eifersucht entstand, und es gab Leute, die wirklich beteten und hofften, dass wir getötet würden. Es gab Gerüchte. Es kursierten Gerüchte wie ,Big wurde erschossen’ oder ,Puff wurde erschossen’, bevor irgendetwas wirklich passierte. Die Leute sahen uns an nach dem Motto – ,Ihr habt momentan echt richtigen Beef’, aber insgeheim hofften sie, dass uns etwas passieren würde. Deshalb hieß es in dem Song ,Pray for my downfall’. Der Joint war krass, der war an alle diese Leute gerichtet und war ein wirklich emotionaler Song.“

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Der Himmel ist die Grenze

Auf LIFE AFTER DEATH stieg The Notorious B.I.G. zu neuen Höhen auf, ohne seine Identität zu verlieren. Das Album war vergleichbar mit einem Hollywood-Blockbuster in Überlänge. Ein Epos – 109 Minuten gefüllt mit exquisiten Flows, clever konstruierten Geschichten und eingängigen Hooks. Trotz straffer und kommerziell ausgerichteter Beats und Songs mit massentauglichen Gesangshooks nahm das Album dank Biggies Vielseitigkeit nie eine zu kitschige Ausfahrt. 

The Notorious B.I.G. erhält einen Platz in der Rock And Roll Hall of Fame

Vielmehr erwartete die Hörer*innen eine hochqualitative Mischung aus Hardcorerap- und Storytellingsongs, Representern und Charthits. Spätestens bei den letzten drei Titeln – „My Downfall“, „Long Kiss Goodnight“ und „You’re Nobody (Til Somebody Kills You)“ mit ihrer schweren und düsteren musikalischen Untermalung blieb passend zum Albumtitel ein düsterer Grundtenor erhalten. 

LIFE AFTER DEATH verfügte über viele Höhepunkte und zeigte eindrucksvoll, zu was Christopher Wallace musikalisch fähig war. Traurigerweise fand sein Leben ein viel zu frühes Ende. Die Ermordung des Rappers in L.A. steigerte den Hype nach der Veröffentlichung und sorgte dafür, dass Bigs Faszination für die (eigene) Sterblichkeit, die sich sowohl in seinen Albumtiteln als auch in seinen Texten widerspiegelte, ein fatales Ende fand.

Biggies Vermächtnis

Nach seinem Tod folgten mit „Born Again“ und „Duets: The Final Chapter“ zwei Alben mit Archivaufnahmen und Remixes. Bis heute zählt The Notorious B.I.G. zu den einflussreichsten Rappern. „Rolling Stone“ führte ihn 2015 auf Rang 52 der 100 besten Songwriter aller Zeiten. Künstler wie Jay-Z, Big Pun, Lil Wayne und Eminem huldigten Biggie auf unzähligen Tracks, indem sie ihn als Vorbild nannten oder ganze Parts seiner Songs recycelten.

Anspieltipps: „Ten Crack Commandments“, „Mo Money Mo Problems“, „Sky`s the Limit“,  „I Love the Dough“, „Going Back to Cali“, „Kick in the Door“, „Notorious Thugs“, „You`re Nobody (Til Somebody Kills You)“ und „Hypnotize“.

+++ In der nächsten Ausgabe erwartet Euch ein weiteres bahnbrechendes US-Rap-Album der Neunziger. Diesmal springer wir in das Jahr 1999. Damals kämpfte sich ein Künstler, der eigentlich nie Rapper werden wollte, zurück an die Spitze der Szene. Bisher veröffentlichten wir im Rahmen unseres Rückblicks bereits die drei Reviews zu Mobb Deeps THE INFAMOUS, 2Pacs ALL EYEZ ON ME und Eminems SLIM SHADY LP +++

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