Die Bücher


Fraglos ein ganz besonderes Jahr, dieses 1999. Nach nur wenigen Monaten in der Regierung legt Oskar Lafontaine sämtliche Ämter nieder. Kurze Zeit später wirft auch die Europäische Kommission hin – bloß BAP bleiben beständig (sieht man von anstehenden Umbesetzungen einmal ab). Im 20. Jahr ihres Bestehens legt die Band ihr elftes Studioalbum und ihr Mastermind Wolfgang Niedecken zudem auch noch ein Buch vor. VERDAMP LANG HER (KiWi 524; 19.90 Mark) beinhaltet alles, was es an Wissenswertem. Unterhaltsamem und Biografischem hinter den Songs der Band zu erzählen gibt und ist so das Buch über 20 Jahre BAP von innen. Aufgezeichnet wurden die von Niedecken erzählten Stories hinter den Songs von BAP-Intimus Teddy Hoersch.

Weit weniger anekdotisch, dafür ausgesprochen faktenreich geht es in der völlig überarbeiteten und aktualisierten sowie um 400 Biographien erweiteren Ausgabe , eines bewährten Nachschlagewerks zu. Das zweiteilige ROCKMUSIK LEXIKON – Amerika, Afrika, Australien, Asien (Fischer; 74,90 Mark pro Band) der Autoren Christian Graf und Burghard Rausch stellt über 1000 Bands und Solisten vor – von den Bluesveteranen über Interpreten aus Rock’n’Roll, Country. Folk, Reggae, Punk und Metal bis hin zu den wichtigen Exponenten aus Rap und HipHop. Neben allseits bekannten Bands und Einzelinterpreten werden auch Musiker vorgestellt, die stilbildend waren oder nur mit einem Hit für Furore gesorgt haben.

Apropos Furore: Selbige hat Udo Lindenberg bis zum heutigen Tag gemacht, sei es nun durch seine Musik, durch diverse Eskapaden an der Hotelbar, durch mehr oder minder politische Statements oder durch seine Malerei. Klar dabei: Wer lebt wie Lindi, über den wird auch viel zu Papier gebracht – in „Musikexpress/Sounds“ beispielsweise, aber auch in zahllosen anderen Publikationen. Zusammengefaßt ist das Rauschen im Blätterwald in dem von Arno Köster herausgegebenen Hardcover UDO LINDENBERG – IN EIGENEN WORTEN (Palmyra; 29,80 Mark). Ausgestattet mit Vorworten von Konzertveranstalter Fritz Rau und Sängerin Nina Hagen, darf Lindenberg in diesem Bändchen erzählen, was das Zeug hält – über „Pionierjahre“ zum Beispiel, über „Rock ’n‘ Roll und Rebellion“ und natürlich auch über „Deutsch-deutsche Begegnungen“. Zusammengesetzt ist das Ganze aus Dutzenden kleiner und mittlerer Zitate, gefunden in allen möglichen Publikationen – von der „Zeit“ über die „Frankfurter Allgemeine“ bis hin zu „ME/Sounds“.

Ein Werk ganz anderer Art legen die beiden Autoren Josie Uoyd & Emlyn Rees vor, einen Roman nämlich. COME TOGETHER (Schneekluth; 29,90 Mark) ist eine amüsante Gegenwartsaufnahme aus dem Leben zweier Twentysomethings in Tony Blairs „Cool Britannia“. Beide, Jack und Amy, werden von der Gesellschaft als Erwachsene definiert. Aber sie haben sich ihre pubertären Neurosen bewahrt. Selbsthaßattacken im Fitness-Center und vertrödelte Sonntagvormittage gehören ebenso dazu wie Kondome mit Currygeschmack, kurz: Liebe, Freundschaft, Sex, Großstadtleben. So ungewöhnlich wie die beiden Hauptfiguren ist die Erzählperspektive. Die beiden Autoren schreiben, nach Kapiteln alternierend, aus der Sicht des Mannes und der Frau.