Die Ersatz-Köpfe


David Byrne hat die Birne viel zu voll, als daß er an Konzerte denken könnte. Der Rest der Talking Heads sieht das anders: Als Tom Tom Club gehen sie jetzt auf Tour.

Zwei Wochen lang bildeten sich Abend für Abend lange Schlangen vorm Eingang des legendären New Yorker Rock-Schuppens CBGBs: Drinnen feierten die Talking Heads Tina Weymouth und Chris Frantz die Wiedergeburt ihrer eigenen Band Tom Tom Club. Seit dem letzten Album der sonnig-verspielten Combo sind fünf Jahre vergangen, in denen die Talking Heads und häuslicher Kindersegen dem Baß/Schlagzeug-Ehepaar Weymouth-Frantz kaum private (Studio-)Zeit ließen. Jetzt kommen sie nicht nur mit ihrem dritten Album BOOM BOOM CH1 BOOM BOOM, sondern gehen auch zum ersten Mal richtig auf Tour, wenn auch in erheblich geschrumpfter Besetzung. Tinas singende Schwestern Laura und Lani können nicht mehr dabei sein, weil sie sich lieber um ihre kleinen Töchter kümmern, und so ist der Club nur noch zu viert: mit Gitarrist Mark Roule (früher bei Lärm-Spezialist Glenn Branca und der noch lauteren Truppe 3 Teens Kill 4) und Keyboarder Gary Pozner (Breakfast Club, UTFO etc.). Als Quartett hat der Tom Tom Club viel vom früheren Kleinmädchen-Charme abgelegt, wirkt herber und rockiger, wobei sich Chris und Tina laut Ohrenzeugen als „tierische Rhythmusgruppe“ erweisen.

Und nicht nur damit haben sie Erfolg: Nachdem sich die Talking Heads vollständig vom Bühnen-Leben zurückgezogen haben, ist der Toni Tom Club im Moment der einzige Live-Ersatz für die Köpfe. Jerry Harrison ist an einigen Stellen auf dem Album zu hören und will bei den Gigs sporadisch mit einsteigen. Fehlt eigentlich nur noch der Chef… (lz)