Die Fantastischen 4 erobern sich den Spitzenplatz in der deutschen Reimlandschaft zurück


Da stehen also vier leibhaftige Dichter auf der Bühne und verabreden mit dem Publikum eine „„Lesung“ der groovenden Art. Denn wie sagen die Fantastischen 4 doch gleich in einer Reim-Definition auf dem Booklet ihres zweiten Albums ‚Vier gewinnt‘: „„Der Reim entspringt einer Neigung des Menschen, mit seiner Sprache zu spielen; genauer: Worte mit gleichklingenden Bestandteile zusamenzustellen. Schon die Kinder tun das, wenn sie einande mit ihren Namen necken: Paul, Paul – Lügenmaul.“

Schaut man sich die Entwicklung der Dichtung in den USA an, die Jam-Poetries und Lyrik-Performances, so hat sie vom Rap eine Radikalkur bekommen, die ihr gutgetan hat. Und dasselbe könnte in absehbarer Zeit auch in Deutschland passieren, denn Rap und HipHop setzen sich auf breiter Front in den Charts durch. Die Hauptprotagonisten dieses Booms sind natürlich Die Fantastischen 4 aus Stuttgart, HipHop-Maßstab aller Dinge. Ihr ‚Lauschgift‘ macht die Kids süchtig, deshalb ist die Halle auch gerammelt voll. „“Immer locker bleiben, sag ich, immer locker bleiben“, rappen die Frontleute Smudo und Thomas D. gleich munter los und der ganze Saal groovt mit. Die Fantastischen 4 haben sich akustische Verstärkung geholt, sie verlassen sich keineswegs nur auf die Sample-Station von And.Ypsilon und die Scratch-Künste von Deejot Hausmarke. Mit Disjam steht eine Hamburger Groovesoul-Band im Hintergrund, die dem Sound von Fanta 4 wuchtige Live-Präsenz verleiht. Kalte Technik? Von wegen! Muskulös und authentisch kommt der Sound aus den Boxen. Klar spielen die Fantastischen ihre Samples und Loops per Playback ein, doch der Eindruck ist der einer veritablen Live-Band. Dafür sorgen nicht zuletzt die Entertainment-Qualitäten von Smudo und Thomas D., die sich die Frontmann-Aufgaben paritätisch teilen. Locker streuen sie ihre Respektlosigkeiten in die Ansagen mit ein, egal, ob es um Political Correctness geht („„…belaste ich die Umwelt schließlich nur mit Asche“), oder nur darum, einen Seitenhieb Richtung Rödelheim auf Gangsta-Rapper mit Credibility-Attitüde loszulassen („… die sich das Mikro in die Backen packen“). Die Fantastischen 4 haben für jeden was dabei.

DJ Hausmarke ist heiser, aber dennoch kommt der Hit ‚Sie ist weg‘ gut an. Wann immer die Vier ihre Mikes in die Massen halten, sie bekommen komplette Songpassagen zurücksouffliert. Die Lightshow wird zunächst ökonomisch eingesetzt, bei den langsamen Songs aber kommt sie am besten und das Publikum wiegt sich im Groove. Kenner wissen zwar, daß es Abende gibt, an denen das mobile Reimkommando besser drauf ist, aber die gesundheitlich angeschlagene Band gibt heute alles. Musikalisch kann man den erweiterten Horizont der Vier direkt spüren. Jazziger ist das ganze geworden, mit mehr Platz für komplexe dialogische Reimstrukturen. Auch die Rhymes selbst sind mehr sophisticated und stilsicherer als zu ‚Die da‘-Zeiten – anarchisch aber formstreng.