Die neue Trauer
THE CRASH klingen zwar ultrabritisch, stammen aber aus Finnland - und tragen diese herbe Melancholie von Natur aus in sich.
Wenn man sich das Debütalbum „Comfort Deluxe“ von The Crash zum ersten Mal anhört, denkt man an das Werk einer cleveren Newcomer-Combo, die ganz offensichtlich die Schnittmenge zwischen Placebo, The Verve und Pulp sein will: Kastratengesang trifft auf opulente Streicher und ebenso vertrackte wie eingängige Melodien. Das mag beim ersten beiläufigen Hinhören ultrabritisch klingen, ist es aber nicht. Und das wird schnell klar, wenn man sich mit „Comfort Deluxe“ ein wenig intensiver auseinander setzt. Denn zu überdreht klingt der Sänger, zu kitschig sind die Streicherarrangements, zu komplex die Kompositionen. Nicht einmal Coldplay sind ohne weiters sind in der Lage, so traurig zu klingen wie The Crash. Der Vierer karikiert somit auf brillante Art und Weise sämtliche Klischees, die mit Britpop in Verbindung gebracht werden. Spricht man den 24-jährigen Crash-Sänger und -Gitarristen Teemu Brunila (vorn im Bild) auf seine englischen Kollegen an, erntet man als erstes Spott und erfährt dann etwas über Finnland: „Diese Britpop-Bubis haben doch keine Ahnung, was wahre Melancholie ausmacht! Okay, bei denen regnet es immer wieder mal. Aber es hört bald wieder auf. Bei uns regnet es manchmal wochenlang. Und wenn wir Pech haben, verwandelt sich der Regen in Schnee, manchmal schon im September. Dass unsere Musik entsprechend dramatisch und tragisch klingt, ist also kein Wunder. Finnland ist ein extremes Land.“ Teemu und seine drei Mitmusiker stammen nicht etwa aus der Hauptstadt Helsinki, sondern „…aus einem Kaff irgendwo im Norden. Dort gibt’s nichts, was dich ablenken könnte. Du bist völlig auf dich und deine Innenwelt gestellt – da beginnst du dann entweder hoffnungslos zu saufen, dir den Strick zu geben – oder du verschreibst dich rettungslos der Kunst. Und vermutlich gerade aufgrund dieser geschilderten existenzialistischen Lebensumstände hat das Quartett mit „Comfort Deluxe“ ein so packendes Debüt hingelegt. „Finnland“, grummelt Teemu Brunila etwas verstört, „trägst du in deinem Herzen immer mit dir herum. Dieses Lind ist Fluch und Segen zugleich.“ www.thecrash.com