Die Toten Hosen


Der Ruhm ist ihnen nicht in die Hosen gestiegen. Trotz Top 10-Plazierung und Ausflug in die hohe Kultur der Theaterwelt sind die Düsseldorfer Ex-Punks ihrer Devise „Fun für die Fans, Fun für die Band“ treu geblieben. Nur was die Hallengröße anbelangt, stehen sie am Scheideweg. Die Biskuithalle konnte jedenfalls die angereisten Massen kaum fassen, um der Nachfrage gerecht zu werden, gab es am nächsten Tag den notwendigen Nachschlag. Die Hosen demnächst live im Stadion ihrer heißgeliebten Fortuna? Zumindest dürfte der Sauerstoffanteil dort größer sein als in der Keksdose, die 3000 Zuschauer pogotanzend in eine Dampfsauna verwandelten.

Das Motto des Abends hatten zu Beginn die Düsseldorfer Freunde von Asmodi Bizarr mit dem Joan Jett-Cover „We Want Rock’n’Roll“ vorgegeben. Und die Fans ließen keinen Zweifel daran, von wem sie diesen Rock’n’Roll serviert bekommen wollten. Die Asmodis gingen mit ihrer kruden Hard-Rock-Cover-Show erwartungsgemäß in „Hosen, Hosen“-Chören unter.

Der gute alte Ludwig Van eröffnete den Reigen der neuen und alten Hosen-Hits: „Hier kommt Alex“, „Opel Gang“, „Disco in Moskau“, „Bis zur bitteren Neige“, „Bommerlunder“, „Altbier“ und und und. Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Wölli setzten ihr atemloses Power-Play zwischen rotzigem Punk, purem Rock’n’Roll und karnevalistischen Gassenhauern gewohnt volksnah in Szene. Da war kein Platz für Pomp und Posen, allenfalls für Campinos bissige Zwischenkommentare zur bundesdeutschen Spießergesellschaft oder für Parodien ausgelutschter Rock-Klischees. Passend dazu natürlich der Zugaben-Auftritt der legendären Rock’n’Roll-Kapelle „Die Roten Rosen“ (die Hosen in schnieken Mafiosi-Anzügen) mit den „halbstarken“ Schlagern von Gestern im Gepäck.

Schade nur, daß zwischen Mitgröhlen, Südkurvenstimmung und pausenlosem Stage-diving in die Menge (Campino: „Müßt ihr unbedingt den Leuten mit euren Knobelbechern in die Fresse springen“) die musikalischen Nuancen unbeachtet blieben. Daß sich die Hosen zu einer prächtigen Rock-Band gemausert haben, schien niemanden zu interessieren. Hauptsache die getankten Alkoholmengen verwandelten sich zu Kondenswasser zurück.

Nach zwei Stunden ging die Party mit „Mehr Davon“ zu Ende, und die Kids wankten erschöpft in die Arme ihrer Eltern, die draußen ungeduldig die Sprößlinge erwarteten. An diesem Abend fiel der Familienzwist wegen akuter Übermüdung aus.