Die Volksabstimmung: JaJa zu Westernhagen
HANNOVER. Manus ist wieder auf der Straße. Und diesmal nimmt er gleich den Highway: zweimal volles Niedersachsen-Stadion. 115.000 MMW-Freunde pilgerten in die Arena, um mit ihrem Meister den Triumph zu feiern. Mick Jagger müßte angesichts solcher Zahl vor Neid erblassen, denn die britischen Legenden ließ der Pfefferminz-Prinz damit locker hinter sich. Marius konnte es selbst nicht so recht fassen:
„Vor zwei Jahren habe ich hier die Stones gesehen. Damals dachte ich, mein Goti, wenn wir da mal spielen könnten …“
Er konnte. Und wie.
Vorab stellte sich der ewige Kritiker-Liebling Garland Jeffreys dem gutgelaunten Publikum, bekam von der Masse auch weitaus mehr als nur netten Applaus. Mit Recht, denn der New Yorker legte sich mächtig ins Zeug. Seine Gratwanderung zwischen Salsa. Soul und Rock mußte sich vor der übermächtigen „main attraction“ des Abends nicht verstecken.
Gewartet hatten alle allerdings nur auf ihn, den Dünnen da vorn, dieses schmale Flatterhemd. Westernhagen ist langst von der Jeans in die Designerwäsche gestiegen, aber aus den edlen Klamotten tönen immer noch die gleich rotzigen Texte. Er ist atzend provokant („Neger“), entwaffnend obszön (..Dreh dich nicht um“), hat dann aber auch keine Hemmungen, seinem Schlager-Kollegen Howie Carpendale ernsthafte Konkurrenz zu machen. („Komm In Meine Arme“).
Westernhagen auf dem Gipfel seiner Karriere. Keiner kann’s erklären, er selbst schon gar nicht. Schön ist er nicht, der Klügste wohl auch nicht (MMW über MMW). Vielleicht ist es einfach nur herrlich, aus voller Seele Sätze mitzuschreien, die jeder ohne große Gedankenakrobatik nachvollziehen kann.
Der Mann auf der Bühne hat erkennbar Spaß an dem Tumult vor der Bühne. Die Menge spornt an — und er legt für diese Speed-Show immer wieder die Kohlen nach. Die da unten wollen ihren „Pfefferminz-Prinzen“, die „Dicken“, natürlich den „Ladykiller“ und den (traditionell letzten Song) .Johnny Walker“. Der da oben gab ihnen alles.
Die Band, elf Musiker und zwei (eher piepsige) Background-Sängerinnen, war mehr als nur Assistent in diesem Feuerzauber, ließ dem Mann an der Front dennoch viel Lauf. Erstklassige Bläser (die exzellenten Kick Horns) und brillante Musiker an den Tasten und Saiten machten mit Dirigent Westernhagen die satten drei Stunden zum Rock-Programm der lntensivklasse.
Marius schlägt sich immer wieder ungläubig die Hände vors Gesicht, die Musiker zucken ratlos mit den Schultern. Das Publikum übertrifft mit seiner Begeisterung alles, verwandelt das Stadion in eine gigantische Party.
Zum Finale dann MMW’s letztes feierliches Wort: „Ich werde diesen Abend nie vergessen.“ Die Zuschauer mit Sicherheit auch nicht.