Die Zimmermänner
Zwar gibt es die Handwerks-Burschen aus dem Norden Hamburgs schon seit einigen Jahren, doch bekam die Öffentlichkeit außer sporadischen Single-Veröffentlichungen von ihnen so gut wie nichts zu hören Das soll sich nun ändern: Beflügelt von den guten Kritiken, die ihre Maxi-Single „Erwin, das tanzende Messer“ und die folgende LP 1001 WEGE SEX ZU MACHEN OHNE DARAN SPASS ZU HABEN einheimsten, verbrachte das Sextett die ersten Wochen des neuen Jahres im Probenraum, um sich für die nun endlich anstehende Tour optimal zu rüsten.
Um die Ur-Zimmermänner Timo Blunck (Gesang), den man sonst als Bassisten von Palais Schaumburg kennt, Detlef Diederichsen (Gitarre) und Christian Kellersmann (Saxophon) sammelten sich als Verstärkung für die Tournee der Trompeter Tom Hohlert sowie die neue Rhythmusgruppe mit Tommi Heyn (Baß) und dem erst 17jährigen Trommel-Genie Andreas Drewling Neues und bereits bekanntes Material wurde von Blunck und Diederichsen extra für diese neue Formation arrangiert, wobei besonders die beiden Bläser den für die Bühne notwendigen Biß liefern sollen.
Auffälligstes Merkmal im Sound der Zimmermänner ist der Harmoniegesang von Blunck und Diederichsen, der in Deutschland wohl seinesgleichen suchen dürfte: Beide sind eingefleischte Beach-Boys-Fans und scheuen sich auch nicht, ihre Verehrung gebührlich zum Ausdruck zu bringen. Doch bleibt es nicht nur bei den Beach Boys; Detlef Diederichsen ist ein wandelndes Rocklexikon, dem kaum ein (Gitarren-)Stil verborgen geblieben ist. Seine Vorlieben reichen von besagtem Sonnen-Westcoast über Motown-Soul bis hin zu obskuren britischen Underground-Bands wie Grow Up oder The Nightingales.
So sollte man sich beispielsweise nicht wundern, wenn ein so trauriges Lied wie „Thorsten Bredow“ auf der Bühne plötzlich im Ska-Rhythmus präsentiert wird, denn in Wirklichkeit, so verraten die Musik-Zimmermänner im Vertrauen, wäre der Song sowieso von einer Ska-Nummer geklaut – man habe auf der LP lediglich den Rhythmus weggelassen Timo Blunck findet darüberhinaus Gelegenheit, sich auf der Bühne nicht mehr hinter dem Baß verstecken zu müssen, sondern darf unbeschwert Frontmann spielen – eine Rolle, die besonders bei der jüngeren Damenwelt viel Anklang finden sollte. Palais Schaumburg will er allerdings trotzdem treubleiben. Doch ob er noch dieser Meinung sein wird, wenn ihm auf der dreiwöchigen Tournee die Herzen der Mädchen zufliegen… ?