Eagle-Eye Cherry


DANKE, GOTT, DASS ES DAS GRÜNSPAN GIBT. DER CLUB IN DER Großen Freiheit verdient das Prädikat Weltklasse und ist mit das Feinste, wenn es in Hamburg um Konzerte bis mittlerer Größenordnung geht. Klasse Ambiente, klasse Akustik, überschaubare Größe alles prima. Was aber hilft es, wenn die Musik langweilig ist? Eagle-Eye Cherry spielt sein einziges Deutschlandkonzert. Das klingt nach Exklusivität. Im nachhinein fragt man sich jedoch, ob eine Tour von Eagle-Eye Cherry nicht auch ein veritabler Flop gewesen wäre. Nun ja, Mutmaßungen sind fehl am Platz, das Grünspan war gut gefüllt, und angesichts des exklusiven Auftritts waren auch TV-Teams vom NDR und VIVA zugegen, die den Gig des gebürtigen Schweden für die Nachwelt festhielten. Geboten bekamen sie eine minimalistische Show, die zeigen sollte: Hier wird Wert auf die Musik gelegt. Das Konzept ging zuerst auch auf, die Musiker um Cherry waren okay, ebenfalls wie Eagle-Eye, aber dann wurde das Manko des Abends offensichtlich: Alles war eben nur okay-keine Highlights, keine Emotionen, keine Spontanität. Ein Abend ohne Kanten, so glatt geschliffen wie die Oberseite einer Venusmuschel. Die Band spielte ihren Stiefel herunter, und an Eagle Eye mit seinen Hasenzähnchen und dem gestutzten Kraushaar fiel einmal mehr auf: Dieser Mann kann viel- nur nicht unterhalten. Wie ein linkischer Informatikstudent tapste Cherry auf der Bühne herum. Niemanden hätte es gewundert, wenn er sich in einem Kabel verheddert hätte. So stand er also zumeist ausstrahlungsarm am Bühnenrand und versuchte, seine Gitarre rau und seine Songs nach Rock’n’Roll klingen zu lassen. Vergeblich. Leben auf der Bühne regte sich nur, wenn die Spots von rot auf blau umsprangen. Halt, nein, einmal bebte der Saal. Da holte Eagle Eye seine Schwester Neneh als Überraschungsgast hervor und sang mit ihr“LongWay Around“. Ein Hoffnungsschimmer, mehr nicht. Als nach gut einer Stunde alles zu Ende war, ertönte aus den Boxen der zwölf Jahre alte Song „Talkin‘ Bout A Revolution“ von Tracy Chapman. Kein anderes Lied hätte zum Abspann besser gepasst, hat Chapmans Klassiker doch mit dem Geschehen auf der Bühne eines gemeinsam: Er ist so langweilig wie die Show von Eagle-Eye Cherry.