ESC: Nur 25 Minuten vor Sendungsstart überlegten 6 Länder abzubrechen


Der Eurovision Song Contest 2024 in Malmö: Warum einige Teilnehmende kurz vor der Show mit dem Gedanken spielten, abzubrechen.

Beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö nahmen 25 Acts teil – ursprünglich waren es 26, doch Joost Klein wurde des Wettbewerbs verwiesen, nachdem ihm vorgeworfen wurde, ein weibliches Mitglied des Produktionsteams verbal bedroht zu haben. Allerdings hätten fast noch weniger Sänger:innen an der ESC-Show teilgenommen. Anscheinend haben die Teilnehmenden aus sechs Ländern nur 25 Minuten vor Sendestart mit dem Gedanken gespielt, ihren Song nicht auf der Bühne zu präsentieren.

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ESC-Teilnehmer: „Wir haben bis zum letzten Moment überlegt, ob wir abbrechen“

Die Kandidat:innen der Schweiz (Nemo), Portugal (Iolanda), Irland (Bambie Thug), Norwegen (Gåte), Griechenland (Marina Satti) und Englands (Olly Alexander) haben kurz vor Start des Eurovision Song Contests überlegt, nicht an der Show teilzunehmen. Mit der Aktion wollten sie ein Zeichen gegen die Teilnahme Israels setzen, wie die norwegische Zeitschrift „VG“ berichtete. „Wir haben bis zum letzten Moment überlegt, ob wir abbrechen. Viele von uns reagierten damit auf die Tatsache, dass Israel die Möglichkeit hatte, den ESC als sein eigenes politisches Instrument zu nutzen“, so Magnus Børmark, der Gitarrist der Band Gåte. „Unser gemeinsamer Punkt war, dass wir nicht an der Eurovision teilnehmen wollten, um in einer Kriegspropagandamaschine in Israel benutzt und stigmatisiert zu werden. Wir haben teilgenommen, um einen Raum zu schaffen, in dem wir uns in der Musik vereinen können – in einer politischen Situation, in der jeder eine Seite wählt und den anderen hasst“, fuhr er fort.

Pro-Palästinensische Zeichen beim ESC verboten

Die Europäische Rundfunk Union (EBU) ist bemüht, den ESC so unpolitisch wie möglich zu gestalten. Auf welcher Seite die Kandidat:innen beispielweise im Nahostkonflikt stehen, sollen diese nicht öffentlich austragen. So kam es auch dazu, dass der irische Act Bambie Thugg die Botschaften auf ihrem Körper umändern musste. Thug wollte die Wörter „Ceasefire“ (Waffenstillstand) und „Freedom“ (Freiheit) tragen. Die Worte sollten in Oghamschrift geschrieben sein. Dabei handelt es sich um ein frühmittelalterliches irisches Alphabet. Damit wollte Bambie Thug auf die derzeitige Lage im Gazastreifen aufmerksam machen.

Doch die Veranstalter:innen des ESC haben sich gegen die Statements ausgesprochen. Eine Sprecherin der Europäischen Rundfunkunion sagte: „Die Schrift, die auf Bambie Thugs Körper während der Kostümproben zu sehen war, verstieß gegen die Wettbewerbsregeln, die den unpolitischen Charakter der Veranstaltung schützen sollen.“ Daraufhin habe das irische Team zugestimmt, die Bemalungen zu ändern. Die nicht-binäre Person zeiget sich danach sichtlich verärgert. „Die EBU ist nicht das, was die Eurovision ist. Scheiß auf die EBU. Es interessiert mich nicht mehr. Scheiß auf sie. Es sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Gemeinschaft, die dahinter steht, die Liebe, die Kraft und die Unterstützung von uns allen, die die Dinge verändern.“

Auch die portugiesische Teilnehmerin Iolanda wurde von der EBU zensiert. So trug diese während ihres Auftritts am Samstag (11. Mai) Fingernägel mit rot-weiß-grünen Verzierungen. Diese Bemalung sei nicht willkürlich, sondern ein klares pro-palästinensisches Zeichen. Sie würden an das Muster der Kufiya erinnern, ein Kopftuch, welches in der arabischen Welt getragen wird. Die Aufnahmen wurden daraufhin nicht verwendet. Anstatt des Finale-Auftritts veröffentlichte der ESC Videomaterial des Halbfinales. Bei dem verwendeten Videomaterial trug die 29-Jährige noch schlichte weiße Nägel.