Falsche Fuffies im Club


Erst Robbie Williams, dann die Musical-Companies, nun Westlife und sicher auch bald die Schlümpfe: Mit dem Rat Pack wird derzeit überall Geld gemacht. Höchste Zeit, im Netz das Original zu besuchen.

Die Geschichten, die es über Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. zu erzählen gibt, sind fantastisch. Viele davon sind im Netz zu finden, darunter Augenzeugenberichte von einstigen Angestellten der Casinos in Las Vegas, sorgfältig recherchierte Reportagen und Dossiers über die Zeit, in der das „Rat Pack“ in Sachen Coolness als unberührbar galt. Bevor man sich seinen digitalen Weg allerdings auch nur in die Nähe der drei Haupt-Protagonisten gebahnt hat, ist man bereits auf unzähligen Seiten gelandet, die den Ausverkauf dokumentieren, der derzeit das Phänomen „Rat Pack“ ereilt: www.ratpack.com ist eine mit Original-Fotos getarnte Promotion-Seite für die angeblich beste „Nr. 1 Tribute Show“, www.the-rat-pack-live.com ein Werbeportal von „Semmel Concerts“, die das Londoner Musical „The Rat Pack From Las Vegas“ präsentieren. Die abstoßendste Anbiederei schließlich findet sich auf www.westlife.de, wo bereits auf der Startseite in Bildern und Texten davon berichtet wird, wie sich „die vier Westlife-Boys“ für ihr neues „Swimgalbum der Extraklasse“ allow us to be frank „dem Spirit der 50er und 60er Jahre gänzlich hingegeben“ ‚haben. Es verwundert nicht, dass man auf all diesen nutzlosen Seiten vergeblich nach interessanten Inhalten sucht – wie zum Beispiel nach einem Bericht, der die höchst bemerkenswerten Ereignisse eines Tages im September 1967 schildert, die den Anfang des Endes der goldenen Tage des „Rat Pack“ markierten: Aufgrund einer neuen Bestimmung wurde Frank Sinatra in seinem Stamm-Casino The Sands von einem Tag auf den anderen der Kredit verweigert. Sinatra platzte der Kragen, denn als Entertainer, dem das Casino zu großen Teilen die Popularität verdankte, war er eine derartige Behandlung nicht gewohnt. Betrunken machte er eine Szene, drohte damit, seine Abend- und seine M itternachts-Show platzen zu lassen und verlangte, den neuen Casino-Chef Carl Cohen zu sprechen. Als die beiden aufeinandertrafen, stieß Sinatra Cohen mit einem Tisch, bewarf ihn mit einem Stuhl und wurde schließlich von Cohen mit einem Kinnhaken zu Boden gestreckt. Die Auseinandersetzung kostete der Legende zwei Zähne, dem Casino aber die Show: Sinatra unterschrieb sofort einen neuen Vertrag mit Caesar’s Palace. Wer Schilderungen wie diese im Detail nachlesen will, wird auf www. frank-sinatra.de/howard%20hughes.htm und www.dicedealer.com/stories_by_the’pit_boss‘.htm fündig. Zahlreiche schöne Fotos aus dem Casino-Archiv haben http://library.neva da.edu/speccol/dino/ratpack.html und www.theratpack.org.uk, einen ausführlichen Songindex mit Lyrics bietet www.sinatra-main-event.de.