Fischer Z – Hamburg, Markthalle


Nachdem John Watts, als er selbst, nicht so recht Tritt fassen konnte, kramte er konsequenterweise sein wesentlich erfolgreicheres alter ego Fischer Z wieder hervor. Inzwischen ist ein neues Album (REVEAL) erschienen, da ließ auch die Tournee nicht auf sich warten.

Man erinnert sich: Deutschland war vor sechs, sieben Jahren Fischer-Country. Die bieder sozialkritischen Songs (vielleicht mehr die Kinderlieder-Melodien) stießen bei uns auf abgöttische Liebe, und was den Eltern Gotthilf Fischer war, das war für die Kids Fischer Z.

Diese Fischer-Chöre waren in starker Zahl auch in der Hamburger Markthalle angetreten, bereit ein Idol zu feiern, das fast über Nacht das Handtuch warf und nun zur Oldie-Show verdammt war. John Watts wollte der Sache die Spitze nehmen und stellte sich zunächst — clever, clever — nur mit Gitarre vorm Bauch auf die Bühne und hackte in spröder Diktion ein paar alte Songs herunter, um danach mehr Luft für Neues zu haben. Fast wäre die Rechnung aufgegangen. Fischers Fans fanden’s riesig, und man mußte den alten Sachen einmal mehr ihre Attraktivität bescheinigen, denn nur mit Gitarrenunterstützung muß ein Song schon Substanz haben. Anschließend erklomm John Watts‘ neue Band die Bühne, und mit ihrem Erscheinen wich der zarte Zauber schlagartig. Denn nun mußte ja irgendwann auch mal das neue Material des REVEAL-Albums gespielt werden, und das erwies sich als zähe Angelegenheit.

Zwei Backgroundsängerinnen (ist heutzutage wohl Pflicht) übten sich in vornehmer Zurückhaltung, Allan Morrisons Leadgitarre tröpfelte wie zufällig zwischen die Rhythmus-Breaks, Dennis Haines‘ Keyboards kleisterten dünnwandige Soundtapeten, Baß und Schlagzeug fielen nicht weiter dumm auf. Mit zunehmender Spieldauer machten sich deutliche Konditionsmängel bemerkbar. John Watts kann sich bei seinem Publikum bedanken, daß diese Veranstaltung nicht zum Begräbnis erster Klasse wurde, denn die tausend Getreuen vor der Rampe feuerten ihn bis zum Umfallen frenetisch an und muckten nicht einmal auf, als die Fischers nach (sekundengenau) einer Stunde in Richtung Garderobe verschwanden. Dann gab’s zwei lustlose Zugaben, die’s ohne die stürmischen Forderungen nicht gegeben hätte.

Ein (kurzer) Nostalgie-Abend für Fischer Z-Fans, die nach dieser Verabreichung in Zukunft wohl die alten Platten noch heiliger halten werden.