Fragwürdige Killer-Komödie – «Remo — unbewaffnet und gefährlich“ von Guy Hamilton


Remo Williams ist die erwachsene Ausgabe des Karate-Kids. Nur bei ihm geht’s nicht um den sportlichen Sieg gegen einen kraftmeiernden Klassenkameraden. Er muß es mit den größten Bösewichtern der Vereinigten Staaten aufnehmen. Allen voran: George Grove. Rüstungsindustrieller und bürgerlich getarnter Groß-Gauner mit eigener Privatarmee.

Das Thema ist so fragwürdig wie vertraut typisch amerikanisch: Der Gerechte darf das Recht in die eigenen Hände nehmen und ohne Kontrollinstanz auch schon mal den einen oder anderen Schurken kaltmachen. Die Frage, was den Guten vom Bösen unterscheidet, sollte besser niemand stellen. Selbstjustiz hat in den USA Tradition, sie war die Grundrechtfertigung für fast alle Westernhelden.

Neu an Remo Williams ist, daß er in den 80er Jahren auftritt, sich modernster Technik bedient und einer supergeheimen Regierungskommission angehört. Motto: Das 11. Gebot — Du sollst mit Deinen Schweinereien nicht durchkommen. Er killt nicht nur so vor sich hin, wie zum Beispiel der Mann, der rot sah.

Läßt man rechtsphilosophische Überlegungen für eine Weile außer Acht, ist Remo Williams ein ausgesprochen unterhaltsamer Actionfilm. Fred Ward als Remo und Joel Grey (Cabaret) als koreanischer Kampflehrmeister Chiun, der Remo in die Geheimnisse der Kampfart SINANJU einweiht, liefern sich lustig-abstruse Wortgefechte, die vom Unverständnis des einen für den anderen leben. Die Geschichte der Jagd von Remo auf Grove und umgekehrt ist erfreulich logisch, die Stunts sind in bester Cliffhanger-Tradition sauber und spannend inszeniert. Klar, daß Remo gewinnt.

Die New York Times nannte Remo „einen Helden für die 80er“ Jahre — und der Verleih hat nicht unrecht, wenn er ihn als den Nachfolger von James Bond einschätzt. Remo ist für das Kinopublikum von heute gemacht. Er hat nicht den hochnäsigen intellektuell-adeligen Dünkel von James Bond, er ist einer von nebenan, bodenständig und schlicht. Nur konsequent, daß sich Bond-Regisseur Guy Hamilton auf Remos Seite schlug und diesen Film inszenierte. Wird’s ein Erfolg, ist für Nachschub gesorgt: Es gibt noch 58 weitere Remo-Bücher.