Funk/Soul


Deniece Williams neues Album, I’M SO PROUD (CBS 23 352), läßt ganz einfach alles hinter sich, was ich dieses Jahi überhaupt gehört habe, ohne Ausnahme. Ich dachte immer, daß sie bei Thom Bell und dessen Vorliebe für sinfonisch schäumenden Schlafzimmer-Sou gut aufgehoben wäre – nun, mit I’M SO PROUD hat sie sich erstmals George Duke anvertraut und sogar ihre letzten beiden Platten, NIECY und MY MELODY, noch um einiges übertroffen.

Duke unterteilt und arrangiert klar und scharf, mit einem sicheren Auge für Nuancen und die allerkleinsten Details; einzigartig wie er Niecys Stimme bei „Do What You Feel“ abwechselnd mit einer zischenden Rhythmusgitarre und einem volltönenden Sax einrahmt.

Oh ja, und dann diese Gästeliste: E. W & F-Falsett Philip Baily wechselt sich mit Deniece bei dem innigen Gospel von „They Say“ ab, Johnny Mathis bekommt seinen Part in „So Deep In Love“ und Ex-Wailer Tyrone Downie übernimmt bei dem Reggae „Love, Peace & Unity“ die Regie, wo Niecy mit ihren spitz geträllerten Zwischentönen verdammt an Minnie Ripperton erinnert.

Mehr Soul als bei diesen acht kleinen Meisterwerken auf I’M SO PROUD kann niemand verlangen jedes verdient als Single ausgekoppelt zu werden und das Cover gehört gerahmt!

Zur Tagesordnung: brauchbare 12″-Singles von überall her. Fonda Rae’s „Heobah“ (auf Posse) ist eine jener schwergewichtigen US-Import-Maxis, die sich wie eine Limousine auf dem Plattenteller drehen: über acht Minuten lang, mit einem fallenden Kompressor-Beat und einer Melodie, die sich erst kurz vor dem Ende wirklich durchsetzt Kilowatt ist eine neue Band aus L. A.. die auf dem Label-Etikett ihrer ersten 12″. „Kil-O-Watt“ (auf Airwave), so ziemlich genau auf den Punkt bringen, wie sie rüberkommen:

….. rockin‘ & shockin#, hip & hip-hoppin, witha sound to astound. ..“der einen in etwa mit der Wucht eines voll durchgetretenen Preßlufthammers trifft. Der Gesang hängt allerdings etwas durch, was das Instrumental auf der B-Seite für die Clubs attraktiver machen dürfte.

Maxine Dee & Dr. Jyve’s „Don’t Do That Rap“ (Disco Pool, 0991-24866/ Deggendorf) ist ebenfalls für Clubs prädestiniert, mit seinem allmählich immer schneller und schwerer werdenden Rotations-Beat, obgleich auch hier der Vocalpart verdient hätte, höher heraufgemixt zu werden James Mtume und Reggie Lucas, jahrelang ein Top-Produzenten-Duo (u. a. für Phyllis Hyman und Stephanie Mills), haben ihre Zusammenarbeit zugunsten von Solo-Projekten vorübergehend eingestellt.

Während Lucas mit seiner neuen Band Sunfire auf die Zugkraft einer passablen Single baut (und es daneben fertiggebracht hat, jedes gängige Funk-Klischee auf einem Album unterzubringen; SUNFIRE WEA 92-3730-1), zeigt Mtume jetzt mit seinem Debüt – JUICY FRUIT (Epic FE 38588) – ziemlich klar, wer die treibende Kraft in diesem Team war. Es gibt keine Ausfälle hier, der Funk ist mit allen Tricks der neuen New Yorker Dance-Master aufgeputscht und Mtume hat mit Tawatha wieder mal eine riesige Stimme entdeckt.

Eine Stimme, wie sie von den vier Mary Jane Girls, den Backup-Mädchen von Rick James, leider keine hat. Das ist bei der A-Seite ihrer ersten LP – MARY JANE GIRLS (Bellaphon 260-15-057) – nicht sonderlich tragisch, denn ihre Uptempo-Songs passen in ihrer modernen Synthesizer-Symmetrie problemlos zwischen die neuen Produktionen von Teens wie Madonna oder New Edition.

Außerdem haben die vier einfach Sex – ohne je in die Niederungen peinlicher Pornographie (à la Vanity 6!) abzurutschen.

Auf dem Smurpf-Thema wird gegenwärtig gewaltig herumgeritten. Smurphs sind Cartoon-Helden (oben in Harlem tanzt man den Smuiph wie in rückwärts laufenden Trickfilmen) und längst spielen sie Hauptrollen auf vielen neuen Rap-Singles.

Der, der sich durch „Papa Smerf“ von der Electric Power Band quakt, erinnert allerdings etwas zu deutlich an Donald Duck. Der backbeat von‘ „Papa Smerf mit seinen krachenden Drum-Breaks ist übrigens einer der härtesten, die gegenwärtig zu hören ist (auf Bee-Pee-Records).

„The Coldest Rap“ von Ice T. rollt über einen ähnlich schwer stampfenden Beat los, der von wirr dazwischen tickernder Elektronik allmählich gesteigert wird. Ice T. reiht dazu eine Heldentat an die andere; ….. the ladies say that I’m heaven sent, coz I got more money than the US man …“wird wohl stimmen, schätze ich, ansonsten hätte er sich ja kaum The Time als Begleiter leisten können (auf Saturn Records).

So, zum Schluß noch Roger Troutmans neueste Satellitengruppe, New Horizon, mit ihrer „Your Thing Is Your Thing“ – 12″ (auf Columbia). Irgendwie ist Roger genial: Der Groove und der Refrain sind praktisch mit Zapp’s „Doo Wa Ditty“ identisch, dazu die üblichen Endlos-Handclaps und Drums wie Peitschenschläge – und das Ganze zieht immer noch. Tja, „Your Thing Is Your Thing“, Roger, und funktionieren tut es immer noch wie am ersten Tag.