Immer schön durchhalten


Aqualung: „Keep keepin’on“, hat Bob Dylan mal gesungen und gemeint: immer schön weiter machen, dann wird das schon „Da hat er Wahlrecht“, sagt Matt Haies und schlägt die Beine übereinander. Brite. Blasse, glatte Haut. Schwarze, schmale Hornbrille. Netter Typ. Und mit dem Durchhalten kennt er sich aus. Erbrauchte 15 Jahre und zwei Bands, bis er endlich die Musik machte, die er immer machen wollte Er nennt sich seitdem Aqualung und spielte auf seinem ersten Album leise, fragile, introvertierte Trennungslieder. Weil das Stück „Strange And Beautiful“ in einer Autowerbung lief, bekamen die Leute draußen in der Welt Wind von Aqualung – und Matts gleichnamiges Debüt wurde ein Überraschungserfolg. Jetzt sitzt er da, sieht zufrieden aus und sagt: „Es gab Momente in den letzten Jahren, in denen mein Herz beinahe zerbrochen wäre, weil olles Streben, alte Arbeit umsonst gewesen schien. Aber ich merkte irgendwann, dass Versagen eine gute Art des Lernens ist. Ich lernte aus meinen Fehlern.“ Er war vier Jahre alt, als seine Eltern einen einbeinigen Musiklehrer anschleppten, der Matt das Klavierspiel lehrte. Mit 16 bekam der heute 32-Jährige ein Stipendium für die Musikhochschule in Winchester, wo er mit 19 von einem 60köpfigen Orchester seine eigene Symphonie aufführen ließ, „die ein riesiger, prätentiöser Scheiß war“, wie er heute sagt. Danach spielte er in Rockbands wie den 45s, was auch zu nichts Bleibendem führte. Aqualung ist nun das vorläufige Ende dieses steinigen Weges und der Beginn eines neuen. Gestärkt vom massiven Interesse an seiner Musik ging Matt ins Studio und nahm zusammen mit Bruder Ben, Freundin Kim und einem Produzenten sein neues Album auf. War AQUALUNG noch Selbstbespiegelung und Trennungsaufarbeitung, so ist still Life der Blick nach draußen in eine Welt, die sich immer schneller dreht. „Man kann es mit der Angst bekommen, oberich versuche mich auf die Hoffnung zu konzentrieren „, erklärt Haies die neue Leichtigkeit seiner Lieder, die nun nicht mehr Kammermusik, sondern Breitwand-Pop sind. Mit seiner Freundin arbeitet er derzeit verstärkt an der Nachwuchszeugung. „Es muss ja immer weitergehen, nicht wahr?“