Jägermeister Rock:Liga – Finale


ME-Porterin Annegret Braun berichtet, wie sich Hot Hot Heat, The Films und Hadouken! im Finale der Jägermeister Rock:Liga im Kesselhaus geschlagen haben.

Für 10 Euro kriegt man heiße Luft oder auch Scarlett Johansson, versprachen die Flyer. Tatsächlich bekam man heiße Luft und Leute auf der Bühne zu sehen, die ähnlich schön waren wie Frau Johansson.Um 19 Uhr an einem wunderschönen, vorsommerlichen Samstagnachmittag wurde zum Einlass gebeten. Jeder bekam einen Ferkel-Winnie-Puh Stempel und durfte dann aus den warmen Sonnenstrahlen hinein in das finstere Kesselhaus. Natürlich war dieses kurz nach 19 Uhr noch leer. Vereinzelt saßen Mädchen mit Hadouken!-Shirt in der ersten Reihe, am Rand Menschen mit Bierchen.

Richtig qualifiziert zum Finaleinzug hatten sich nur Hot Hot Heat. The Films und Hadouken! waren jeweils zweiter in ihren Gruppen und wurden durch glücklichen Zufall zu Finalisten.The Films sollten den Abend eröffnen und wurden vom Moderator Bosse dem Publikum vorgestellt. „…The Films aus New York City…haben schon mit The Kooks getourt…“ Das Kesselhaus war nun zum Glück gut gefüllt und Sänger/Gitarrist Michael Trent begrüßte uns mit „Hey, we are The Films from Charleston, South Carolina, United States!“Zwei Sachen fehlten auf der Bühne: der gewohnte Cowboy-Hut auf dem Kopf des Sängers und der gewohnte Mann am Bass: Jake Sinclair.Für ihn eingesprungen war ein guter Freund der Band: Joel Hamilton (The Working Title). Ansonsten wie immer Kenneth Harris an der hübschen weißen Gitarre und Adam Blake an den Drums. Sie legten los mit „Belt Loops“ vom 2007er Debut-Album „Don’t Dance Rattlesnake“.Für mich, als eingefleischten Fan, spielten sie ein kleines Traumset zusammen. Es folgte „Amateur Hour“ von ihrer zweiten Platte „Oh Scorpio“, die Ende 2009 in Deutschland rauskam. Für mich gab es keinen Song zum Stillstehen oder nicht Mitsingen.Im Vorfeld fragten sie auf ihrer Facebook-Seite, ob es Song-Requests gibt, und zwar von der Platte „Horseforce“, auf der man fast alle Songs vom Debut-Album in einer Country-Version wiederfinden kann.Gewünscht wurde „Bodybag“, eigentlich ein langsamer Akustik-Song, in der gewünschten Version aber unschlagbarer Rumhüpf-Favourite.So haben wir es gern, die Band fragt, was wir hören wollen und gibt es dann zum Besten. Bevor es zum Hit „Black Shoes“ kam, äußerte Michael zwei Wünsche an uns: „First, everyone come one step forward. Don’t be afraid of touching the person in front of you, they like it. Yeah and the second one is easy, body-movement“. Nach dieser Ansage stand im vorderen Bereich niemand mehr still. Leider waren die angesetzten 45 Minuten schon fast um und es gab „Holiday“ mit Mundharmonika-Einsatz als Schlusslied. Michael erinnerte uns kurz noch daran, am Ende für The Films zu stimmen, „cause you know you want to.“

Zirka 30 Minuten Umbaupause, und schon stand Bosse wieder auf der Bühne, um Hadouken! anzukündigen. Musikalisch gab es nun eine 180-Grad-Wendung – vom fröhlichen Indie-Rock zum New Rave/Electro.45 Minuten hüpfendes Publikum mit einer Mosh-Pit zum Fürchten und auf Ansage sogar die Wall Of Death. Vor und nach jedem Song wurde nach unserem Befindlichkeitsstand gefragt: „Are you reeeeaaaaaadyyyyyy BERLIN!!!!!!“ Ich möchte behaupten, wir konnten die Frage bejahen. Der Auftritt wurde komplett mitgeschnitten, unter anderem als Material für das neue Video, was im Juni erscheinen soll.So wurde also jeder eingeladen, der sich gern in diesem Umherhüpfen sehen will, vollkommen durchzudrehen. Es wurde nach vorne gedrängt, und höchstwahrscheinlich haben die Kameramänner Aufnahmen machen können, die es wert sind ins Video platziert zu werden. Die fast durchgehende Pose des Sängers war: beide Arme hochgehoben an der Seite, was entweder an eine Flugposition oder an die vollkommene Macht erinnert. Hadouken! Fans waren nach dem Auftritt glücklich, der Ein oder Andere im Raum erleichtert, dass es wieder ruhiger wurde.

Als dritte Band des Abends, sollten uns nun Hot Hot Heat für 45 Minuten beglücken. Sie können ihr 11-Jähriges feiern. Schon beim Soundcheck liefen sie auf der Bühne umher und machten diesen größtenteils selbst – sympathisch. HHH dürfen auf beachtliche vier Alben zurückblicken und das fünfte, „Future Breeds“, hat auch schon das Licht der Welt erblicken können und wartet darauf released zu werden. Mit einem neuen Song legten sie los – „YRP“, gefolgt von „No Not Now“.Es fiel nicht schwer sich in diesen Auftritt reinzufinden. Es wurde zwar zum Ende hin immer besser, aber auch anfangs fand man wohl kaum jemanden, der nicht Lust hatte in die Hände zu klatschen, umherzuspringen oder wenigstens mit dem Kopf zu nicken. Sänger Steve, wenn er nicht grad am Keyboard steht, sieht man nur hin und herlaufen mit Stopps am Rand der Bühne, um entweder Fans die Hand zu reichen oder Gesichter einzustudieren. Die Kunst mit dem Publikum zu spielen beherrscht er gut. Besonders positiv fiel der neue Bassspieler auf – Louis Hearn. Seine Bassline ging sofort ins Blut über und veranlasste zu grandiosen Tanzbewegungen. Egal ob alte oder neue Songs, alle waren unheimlich ansteckend und die Show war spitzenmäßig. Gute-Laune-Garantie wurde durch Songs wie „Running Out Of Time“, „Bandages“, „Goodnight Goodnight“ oder „Middle Of Nowhere“ sichergestellt. Dazu kamen zum Anfüttern weitere Schmuckstücke vom neuen Album: „21 @ 12“, „Goddess On The Prairie“ und „JFK’s LSD“ machten somit schon mal klar, dass man nicht um „Future Breeds“ herumkommen wird. Zum Schluss wurde sich lieb bedankt und hervorgehoben wie begeistert sie von The Films sind.

Nun stand die Entscheidung bevor. Wer wird Jägermeister 2010? Alle Bands wurden dazu auf die Bühne geholt. Es hieß schreien was das Zeug hält! Erst für The Films, dann Hadouken! und zuletzt für Hot Hot Heat. Hadouken! und The Films lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen, während Hot Hot Heat auf und davon zogen. Sie gewannen das Battle des Abends und dürfen sich nun mit zu den Sieger-Bands der letzten Jahre auf die Jägermeister-Schale schreiben lassen. Sie bedankten sich, lobten abermals The Films und standen brav für Fotos bereit. Aus dem Publikum ertönten einige Buh-Rufe, da HHH nicht von Hadouken! angetan waren und das zuvor auch preisgaben.Als Antwort an die Buher gab es den Mittelfinger vom Drummer – sehr lustig. Gleich im Anschluss begann die Aftershow-Party mit einem bemerkenswerten DJ, der für super Stimmung im Kesselhaus sorgte und mir meinen Wunsch „Common People“ von Pulp SOFORT erfüllte. Wer wollte, konnte durchaus mit The Films oder Hot Hot Heat anschließend feiern, denn die sprangen noch lange dort umher und hatten sichtlich ihren Spaß.