Johanna Zeul
Polarisierende Songwriterin: direkt, ehrlich, eigenwillig.
Wer ihr in die Augen sieht, kann sich nicht vertun: Diese Frau weiß, was sie will, und sie will es wirklich. Was da überdie Bühne tobt, ist keine verschüchterte Marionette schlauer Manager, auch kein perlmutthäutiges Federchen mit Neigung zu verhuschter Lyrik, nein: Johanna Zeul schreibt ihre Songs selbst, spielt sie am besten allein, hat ihr ALBUMNO.i selbst produziert und ihre Plattenfirma selbst gegründet. Und cool ist sie übrigens auch nicht,sondern Bachelor in „Popmusik-Design“. Was immer man jedoch hinter dem grausen Begriff vermutet-die Befürchtungen sind verfrüht: Wenn sie singt und auf ihre Gitarre einschlägt wie auf einen frechen Geliebten, dann wirkt das so natürlich, dass man ihr einfach alles glaubt, auch den gewitterartigen Wechsel von der Verlorenheit und Melancholie der bezaubernden Ballade „Hey Fremder“ zur stürmisch-naiven Souveränität von „Du wirst“, notfalls binnen ein paar Sekunden. Wer ihr dann in die Augen sieht, in dieses strahlende, wolkenlose Lächeln, möchte meinen, sie mache vielleicht nur Spaß, aber nein und Vorsicht: Sie meint es ernst, auch das. Reinhard Mey meint, sie sei eine „Künstlerin, die es zu entdecken gilt“. Das klingt nach Zeiten, als es noch keine Businesspläne fürs Liedermachen gab, aber gerade deswegen hat er da Recht.
Johanna Zeul Album NR.1(Gold &Tier/BrokenSilence)