Kim Deal, Frontfrau der Amps, und ihr Verhältnis zum Rausch
Fetthaarige, antifeministische Ikone des Indie-Rock“, nennt das Underground-Magazin ‚alt.culture‘ Kim Deal. Die findet die Beschreibung ganz okay. „Ich bin dafür, daß Frauen genausoviel Geld verdienen wie Männer, aber als Feministin würde ich mich deshalb noch lange nicht bezeichnen. Eine Ikone? Ja, vielleicht bin ich das wirklich für manch einen. Nur das mit den Haaren ist ja wohl eine Frechheit. Die sind vielleicht manchmal etwas durcheinander, aber fettig sind die doch nicht“, lacht Kim Deal und fährt sich mit der linken Hand durchs schmierige Haar. In der rechten hält sie eine Zigarette, Marke Carlton. „Die sind besonders leicht. Ich bin nämlich gerade dabei, mir das Rauchen abzugewöhnen“, sagt sie und raucht an diesem Abend noch zwei weitere Packungen. Und das sind noch die weichsten Drogen, die sie nimmt. Wie keine andere Frau im Alterna-; ‚ve Rock steht Kim Deal für die klassischen Rockklischees. Leugnen ist zwecklos, das weiß sie auch selber und bestellt augenzwinkernd eine Cola, während sie begeistert erzählt, daß sie sich am Vortag mit einem Bourbon-Tequila-Gemisch ins Beinahe-Delirium beförderte, bekleidet mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Alcohol sucks!“.
Auf Konzerten der legendären Pixies erlangte Kim Deal Berühmtheit als die kettenrauchende Bassistin. Bei den Auftritten ihrer neuen Band The Amps ist der Griff zum Glimmstengel schon schwieriger. Denn mehr noch als bei ihrem bisherigen Hauptprojekt, den Breeders, steht bei den Amps Kim Deals Gesang im Vordergrund. Und beim Singen läßt es sich schlecht rauchen. Eigentlich waren The Amps als reines Solo-Projekt von Kim Deal geplant. Nach der Lollapalooza-Tour der Breeders im Herbst ’94 brauchten die einzelnen Bandmitglieder eine Pause und Deal machte sich daran, eigene Songs zu schreiben und komplett selbst zu instrumentieren. Und weil Kim Deal eine richtige Band wollte, mit der sie auch auf Tour gehen konnte, suchte sie sich Musiker aus lokalen Bands zusammen. Doch was aus den Amps und den Breeders nun wird, daß weiß sie selbst nicht. „Vielleicht sind die Amps ein One-Off-Projekt, vielleicht werden die Breeders keine Platte mehr veröffentlichen – alles Spekulationen.“ Aber eine Platte mit Kim Deal, egal mit welcher Formation, wird es wieder geben. Das ist so sicher wie Deals Griff zur nächsten Zigarette.