Kitty Daisy & Lewis im Admiralspalast, Berlin


Der letzte Schrei aus London: Ein blutjunges Geschwistertrio mit einem Retro-Fimmel, der Jack White wie einen Technojünger wirken lässt.

Sie sind um einiges jünger als die Arctic Monkeys (die ihnen piepegal sind) und spielen Musik, zu der wahrscheinlich schon Moses getanzt hat. Warum? Aus Liebe zur Musik ihrer Kindheit. Ihr Vater, ein erfolgreicher Toningenieur und Studioinhaber, pflegte ihnen vorzusingen: Blues, Swing, Rhythm & Blues, frühesten Rock’n’Roll. Sie brachten sich selber alle möglichen Instrumente bei und begannen mit der Graswurzelforschung: Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Jimmy Jordan. Schließlich gründeten Kitty, Daisy & Lewis Durham (damals neun, 13 und eil Jahre) eine Band. Mutter Ingrid (die in den frühen 80ern bei der Folkrock-Kapelle The Raincoats trommelte) lernte extra Kontrabass, Vater Graeme spielte die Rhythmusgitarre. Lewis eiferte seinem Vater nach und richtete sich ein Vintage-Studio ein. Folgerichtig erschien das erste Album als ein Paket von 10″-Scheiben, gefräst auf dem eigenen Vinyl-Cutter. Der Admiralspalast quillt schier über vor Schmalztollen, Knickerbocker und Betty-Page-Gedächtniskurven. Ein Swingorchester gähnt sich durch Standards. Unruhe macht sich breit. Fliegen hier gleich die Stühle? Dann wäre das Revival perfekt. Aber gerade noch rechtzeitig vor Mitternacht öffnet sich der Samtvorhang. Die Schwestern legen los mit einer Acapella-Nummer. Die Menge johlt. Zum Trinken war ja genug Zeit. Was folgt, ist keine Offenbarung, aber unterhaltsam und ehrlich. Sie spielen tight. Daisy sitzt wie im Damensattel und peitscht den Besen auf die uralte Snare, die schon Mutter malträtierte. Lewis macht auf öligen Crooner und bringt seine Gretsch und die selbst gebaute Hawaii-Gitarre zum Wimmern. Kitty entfacht mit jeder Mundharmonika-Einlage Begeisterungsstürme. Ständig Instrumentenwechsel: Ukulele, Flügel, Glockenspiel, Djembe, Clavinet, sogar Beatbox. Dass sie Unterricht ablehnen und sich das Spiel intuitiv erarbeitet haben, hat Vor- und Nachteile. Alle drei pflegen einen persönlichen Stil, aber an einigen Instrumenten hapert’s doch. Zum Glück beschränken sie sich aufs Wesentliche: Rhythmus, Groove, Haltung. Leider üben sie angeblich gar nicht mehr, weil sie sich dann immer streiten. Dieses Arrangement wäre wohl noch mal zu überdenken.

www-myspace.com/kittydaisyandlewis