Kreisler: Katzen-Groove
Das Gesicht kommt irgendwie bekannt vor, aber mit diesem Namen? Stimmt – Kreisler heißt eigentlich Markus Fräger und war als solcher Anfang der Achtziger Sänger, Frontmann und stilistischer Kopf des Ruhrpott-Rockabilly-Pop-Sextetts The Ace Cats – die Antwort der Neuen Deutschen Welle auf Peter Kraus.
Als die Katzen nach drei Alben und zwei kleineren bis mittleren Single-Hits Ende ’86 auf dem Tierfriedhof landeten, betrachtete er sie nicht bloß als „thematisch ausgelutscht“ – für Markus waren sie ohnehin „nie so das Ding, was mir auf Dauer vorgeschwebt hat“. Stattdessen kümmerte er sich wieder verstärkt um seine zweite Karriere als Maler, veranstaltete Ausstellungen und erarbeitete ein Performance-Projekt mit der New Yorker Künstlerin Colette.
Anklänge an alte Rockabilly-Zeiten finden sich auf seinem Solo-Debüt nur noch sehr vereinzelt, HOOKED ON LOVE fällt eher in die Sparte „zeitlose Popsongs, geschmackvoll und sparsam arrangiert“. Auf der Rhythmus-Spur knallen Schüsse und Ohrfeigen, klacken Absätze oder blubbern Spielautomaten zu freundlich-warmen Saxophon-, Gitarren- und Akkordeon-Klängen. Kreislers sanfte Stimme und die gern etwas bluesig-melancholischen Melodien passen überraschend gut zu Computer-Beats weißer Fingerschnipp-Swing paart sich mit schwarzem Groove.
Auch textlich geht es vornehmlich um „Paarung“ im weitesten Sinne, die sich zu HOOKED ON LOVE ebenso gut auf dem Sofa wie auf der Tanzfläche vollziehen läßt (je nach Stellung des Volume-Reglers). Und da Kreisler/Fräger privat vor allem lieber Radio konsumiert, wird er sich demnächst wohl des öfteren selbst zu hören bekommen. Geschieht ihm recht!