Lauryn Hill
Eigentlich kam „The Miseducation Of Lauryn Hill“ 1998 ein bisschen unspektakulär als Soloplatte der Fugees-Frontfrau daher. Doch genau dieses Album überzeugte Kritiker und Fans über alle Maßen. Es gab kaum gesamplete Bestandteile alter Hits zu hören, ihre Bodenständigkeit wirkte nicht gespielt. Und was danach passierte, übertraf noch einmal alle Erwartungen. Das „Time“-Magazin widmete Hill eine Titelgeschichte, gleich fünf Grammys gingen in ihren Besitz über. Weit wichtiger war ihre Rolle als Integrationsfigur. Hardcore-Verfechter applaudierten ebenso wie die Popfraktion, weiß hatte mit ihr genauso viel Spaß wie schwarz, College-Kinder und Straßenjungs stimmten gleichermaßen in den Jubelchor ein. HipHop war vorher schon eine prägende Jugendkultur, doch erst jetzt hat sie eine würdige Regentin gefunden. Live setzte sich Lauryn Hill selbst die Krone auf. Gleich mit r/köpfiger Band rückte sie an. Mit geballter Verstärkung im Rücken spielte sie auf. als ginge es darum, alle vorhergehenden Klagen über Playbackpossen auf HipHop-Konzerten mit einem Mal wegzuwischen. Das künstlerische Hauptanliegen, Verbindungen von schwarzen Wurzeln zur heutigen Zeit herzustellen und zu betonen, brachte die 23jährige zum Ausdruck, indem sie Musiker und DJs in einen Wettbewerb verstrickte. Die einen spielten Klassiker Stevie Wonders, der Jackson Five und Bob Marleys big-bandartig nach,die anderen legten Platten neueren Datums von Rick James, Public Enemy oder House Of Pain auf. Der überaus unterhaltsame Wettstreit endete unentschieden, ganz im Sinne der Sängerin. Dem letzten Musik-Superstar des ausklingenden Jahrtausends hätte es nicht gut zu Gesicht gestanden, auf plumpe Weise angeeckt zu haben.