Little Feat
Noch nie herrschte bei einem Münchner Gig solch ein Andrang. Wäre ein Feuer ausgebrochen, es hätte ein schönes Barbecue gegeben – Southern Style. So kochte es glücklicherweise nur auf der Bühne, wo eine Band mit nicht unbeträchtlichem Durchschnittsalter heiße Musik lieferte.
Eigentlich ist es eine Ironie des Schicksais, daß es Little Feat 1990 immer noch gibt, denn die Band war praktisch seit ihrer Gründung vor 20 Jahren immer im Begriff, sich aufzulösen. Das Problem war lange Jahre die komplizierte, selbstzerstörerische, massive Galionsfigur Lowell George – eine Kreuzung zwischen Orson Welles und Howlin‘ Wolf, ein Größenwahnsinniger, ein Phantast, ein musikalisches Original bis zu seinem Tod 1979.
Elf Jahre danach mischen seine alten Kumpel mühelos jede nur denkbare Stilrichtung amerikanischer Rock & Roots-Musik – Blues, Texas-Boogie, sonnigen kalifornischen Pop, Swamp-Rock aus Louisiana, Rockabilly, Country, Gospel und Pop/Jazz-Fusion à la Steely Dan – zu einem nahtlosen Ganzen. Professioneller geht’s nimmer: Die Qualität ihres Spiels, die Fülle und der Abwechslungsreichium des manchmal sogar fünfstimmigen Gesangs – das alles ist beeindruckend. Aber ihre enzyklopädische Vielseitigkeit grenzt manchmal schon an Selbstgefälligkeit – man wünscht sich, sie würden die Studio-Routine über Bord werfen, aufhören, ständig ihre Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen, sich statt dessen für ein einziges Idiom entscheiden und daraus ein wenig echte Emotion schütteln.
Deshalb wurde der Abend auch umso besser, je einfacher sie spielten. Sam Claytons Version von „Forty-Four“ wirkte zwar fast wie eine Parodie ruppiger Blues-Gefühlsausbrüche, aber Paul Barrere nutzte die Gelegenheit für eine Prise erfreulich rauher Slide-Gitarre, die allein schon diese Reise in die Vergangenheit rechtfertigte. Auch „Texas Twister“ vom neuen Album REPRESENTING THE MAMBO, mit einem Groove, der an „Ghostbusters“ und „I Want A New Drug“ erinnert, überzeugte wegen des erfrischenden Geradeaus-Spiels.