Max Raabe tritt mit Feingefühl in Israel auf
Erstmals sind der Berliner und sein Palast Orchester in Israel – und begeistern mit Schlagern aus der Weimarer Republik.
„Erev tov lekulam“ – Guten Abend allerseits.
Max Raabe
begrüßt sein Publikum auf Hebräisch, in der Landessprache. In der Pause werden einige Besucher lächelnd anmerken, dass er mit seiner resonanten Bariton-Sprechstimme und dem manieriert gerollten R dem israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres zum verwechseln ähnlich klingt. Auf Englisch setzt er dann seine ebenso wortkarge wie humorige Einführung fort: Es werde in diesem Programm viel um „zwischenmenschliche Beziehungen“ gehen. Nicht nur darum, wie man sich kennenlerne, sondern auch darum, wie man sich wieder loswerde.Das sind Pointen, die in Münster so gut funktionieren wie in der Carnegie-Hall oder eben in der
Oper von Tel Aviv
, wo Max Raabe an diesem Abend mit dem Palast Orchester sein erstes Gastspiel in Israel gibt. Auf dem Programm stehen deutsch- und englischsprachige Lieder der 20er- und 30er-Jahre, nicht wenige wurden von jüdischen Komponisten und Textern verfasst, die bald darauf aus Deutschland fliehen mussten. Und darum – das gibt Max Raabe bereitwillig zu – ist ein Konzert in Israel eben kein Konzert wie alle anderen. Natürlich habe man sich vorher Gedanken gemacht, ein Programm mit vielen deutschsprachigen Songtexten ausgerechnet in Israel zu spielen. Natürlich habe es, besonders im Freundeskreis, einige Bedenkenträger gegeben, die ihm von der Tournee abgeraten hätten. Er habe dann den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki angerufen und ihn nach seiner Meinung gefragt. Der sagte: „Unbedingt machen“. Das habe ihn dann doch etwas beruhigt.Die Bedenken erweisen sich tatsächlich als unbegründet: Das Palast Orchester begeistert auch das Publikum in Tel Aviv. Witzig, umwerfend elegant und immer auch sehr anrührend bieten die Musiker ihr Programm dar und beweisen, dass diese Musik noch immer sehr lebendig ist. In der Tiefe wohlig knarzend, in der Höhe geschmeidig singt Raabe – wie immer makellos befrackt – von Liebesleid, dem kleinen grünen Kaktus oder der tanzenden Lu-Lu. Das Orchester ist einfach hinreißend: Elf Männer im Anzug und als Farbfleck, etwas weiblichen Glamour versprühend, die junge Geigerin
Cecilia Crisafulli
im roten Kleid. Raabe scheint durchaus zu wissen, was er an seinem Orchester hat. Wenn er nicht singt, zieht er sich aus dem Scheinwerferlicht zurück, lehnt leger im Schatten am Flügel und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Lesen Sie den vollständigen Artikel bei
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Michael Borgstede – 20.10.2010