Mordende Frauen
Irgendwo steckt in jedem Menschen das Potential zum Ausrasten, und manchmal fehlt nur ein kleiner Schubs an der richtigen Stelle. Der spanische Regisseur Pedro Almodovar begnügt sich nicht mit dem kleinen Schubs, er drischt genußvoll auf den wunden Punkt und treibt seine Figuren mit tödlicher Konsequenz ins Chaos.
„Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ erzählt von Pepa (Carmen Maura), die gerade vom langjährigen Freund verlassen wurde. Statt zu heulen entwickelt Pepa Aggression, malt sich Racheakte aus. Die Ereignisse entwickeln jedoch eine Dynamik, wie das nur in guten Komödien funktioniert. Plötzlich findet sich Pepa in einem Wettlauf gegen die Zeit, um eine ebenfalls ehemalige, ebenfalls rachsüchtige Liebhaberin ihres Freundes daran zu hindern, diesen noch vor ihr umzubringen.
Almodovar verankert seine Geschichte in der Großstadt-Szene von Madrid. Pepa und ihr Ex-Freund sind Synchronsprecher. Wegen seiner Vorliebe für Bonbonfarben, schräge Typen und krasse Erzählweise wurde Almodovar nach seinem letzten Film „Das Gesetz der Begierde“ mit Faßbinder verglichen. Vielleicht sind die mehrfach ausgezeichneten „Frauen am Rande …“ die Chance, einen der wenigen Verrückten in Europas Film zu entdecken, bevor er sich auf den „internationalen Standard“ einläßt.