Nachhilfe Für Hipster
Wer beim neuesten Jazz-Revival mitreden will, muß wohl oder übel erstmal ein bißchen Nachhilfe nehmen. Merk Dir die folgenden Namen, die in diesem Zusammenhang von Interesse sind – und Du bist auf jeder Party der Größte! The Adderley Brothers: Cannonball (Alt-Sax) und Nat (Trompete). Die ganz Großen des Früh-Sechziger Soul-Booms – das Schlüsselalbum ist THEM DIRTY BLUES. Ihr Hit „Work Song“ wird heute gelegentlich von Working Week gespielt …
Louis Armstrong: Der erste große Jazz-Instrumentalist. Daß er sich auf seine alten Tage ans Showbiz verkauft hat, wurde ihm nachgesehen. Bekannt als „Satchmo“. eine Abkürzung von „Satchelmouth“ (wörtlich: Taschenmaul).
Art Blakey: Als Drummer/Leader der Jazz Messengers hat Blakey in den letzten 30 Jahren auf mehr als 400 Alben gespielt; dutzende von Jazz-Größen gingen durch seine Gruppen. Pionier des Hard Bop …
Blue Note: Das wichtigste Jazz-Label von 1939 bis 1966. Die EMI hat letztes Jahr 21 Klassiker wiederveröffentlicht, um das Interesse neuer Fans zu befriedigen – von denen die meisten die Hüllen am besten finden: ultra-hip gestaltet von Reid Miles mit Fifties-mäßigen Fotografien von Francis Wolff. Das Cover von Joe Jacksons BODY AND SOUL ist eine Kopie von Blue Notes SONNY ROLLINS VOLUME TWO …
Dave Brubeck: Weil er mit klassischen Komponisten studiert hatte, wurde der Pianist in den 50ern als Intellektueller gefeiert; er trug eine dicke Hornbrille und schrieb Nummern mit krausen Takt-Vorgaben, wie den b A von „Take Five“ …
Cab Calloway: Drummer/Sänger/Saxofonist/Bandleader und Boss des Cotton Club Orchestras. das in den frühen 30ern im Harlamer Club gleichen Namens residierte …
AI Cohn und Zoot Sims: Hart Swingendes Tenorsaxofon-Team, das es zu unsterblichem Hipster-Ruhm brachte, als es einen extrem betrunkenen Jack Kerouac begleitete und so die Verbrüderung von Jazz und Dichtung einläutete …
Miles Davis: Spielt „wie jemand, der auf Eierschalen geht“ war ein denkwürdiges Kritiker-Urteil über Miles‘ zerbrechlichen, emotionellen Trompeten-Sound. Ein unermüdlicher Erforscher neuer musikalischer Wege. Die Crew vom Wag Club hört am liebsten den romantischen Miles von SKETCHES OF SPAIN …
Duke Ellington: Der Jazz-Komponist Nummer eins hat buchstäblich tausende von Stücken geschrieben, war aber mit dem Wort „Jazz“ nie ganz glücklich. Es erinnerte den Gentleman und strenggläubig Religiösen zu sehr an die Bordell-Ursprünge dieser Musik …
Dizzy Gillespie: Bebop-Gigant mit genialem Sinn für Eigenwerbung. Erfand die Bebop-Uniform aus Baskenmütze. Spitzbart und Brille und bog den Trichter seiner Trompete nach oben. Wesentliche Triebkraft der Infiltration des Jazz in die lateinamerikanische Musik. Spielt auch grandios Congas …
Stan Getz/Astrud Gilberte.:
Getz, genannt „The Sound“, ist ein Meister der romantischen Saxofon-Ballade. Rivalen haben ihm mehr als einmal das Mundstück geklaut, um herauszubekommen, wie er das macht. Gilberte, die ihn circa 63/64 begleitete, sang passend verhalten und hatte die exotische Schönheit, die das Herz der Beatnik-Existenzialisten in ihren Dufflecoats höher schlagen ließ …
Tubby Hayes: Multi-Instrumentalist Hayes leitete die Jazz Couriers. Europas erste Hard-Bob-Gruppe. Wiederveröffentlichungen seiner Alben sind zur Zeit in England Kult-Favoriten …
Billie Holiday: Mit 12 Prostituierte, später Alkoholikerin und Heroin-Abhängige; wie Charlie Parker personifiziert „Lady Day“ den Status des Jazzers als Angehöriger einer gesellschaftlichen Randgruppe. Unschlagbare Sängerin. Ihr „Strange Fruit“, ein mutiger, antirassistischer Protestsong, wurde vor ein paar Jahren von Robert Wyatt gecovert …
Louis Jordan: Saxofonist und Sänger, der vom Jazz zum R&B kam. Seine Hits wie „Caldonia“, „Choo Choo CIV Boogie“ und jede Menge mehr sind immer noch zwingend tanzbar…
Rahsaan Roland Kirk: Außerordentlicher Mufti-Instrumentalist, der nachhaltig auf sich aufmerksam machte, indem er auf drei Saxofonen gleichzeitig spielte. Hat großen Einfluß: Rip Rig And Panic nannten sich nach einem seiner Alben; sein INFLATED TEAR ist Sades Lieblingsplatte ,..
Wingy Manone: Wahrscheinlich der einzige einarmige Jazz-Trompeter – und einer der Stars der Vor-Bebop-Ära …
Modern Jazz Quartet: Unter Leitung von Pianist/Komponist John Lewis blieben sie 22 Jahre zusammen und holten den Jazz aus den miesen Kaschemmen in die klassischen Konzerthallen, ein für die damalige Zeit radikaler Schritt…
Thelonius Monk: Noch ein Bebop-Gründungsvater – seine scheinbar unbeholfenen Kompositionen haben einen Charme, der einen schließlich süchtig macht. Fragt irgendeinen von den Rock-Musikern, die beim Monk-Gedenk-Album THAT’S THE WAY I FEEL TODAY mitgemacht haben (eine seltsame Zusammenstellung von Todd Rundgren bis Joe Jackson) …
Lee Morgan: Trompetenstar bei Blakeys Messengers. Nahm für Blue Note auf. Wurde mit 33 vor dem Nachtclub, in dem er arbeitete, erschossen, was seinen Legenden-Status endgültig zementierte. Hatte 1963 mit „The Sidewinder“ einen Hit…
Gerry Mulligan: Der Baritonsaxofonist stritt mit Altist Art Pepper und Trompeter Chet Baker um den Titel des bestaussehenden weißen Jazz-Stars der 50er. Schlußendlich hat er gewonnen, weil die anderen ständig mit Drogen erwischt und ins Gefängnis gesteckt wurden …
Charlie Parker: Starb mit 35 an Heroin und Booze. war während seiner kurzen Karriere ständig auf 180 – seine Zeitgenossen waren vom Tempo seines Saxofons völlig geplättet. Trotzdem war bei praktisch jedem seiner Soli außerordentliche musikalische Intelligenz am Werk. Er bleibt unübertroffen …
King Pleasure: Sänger, der zu berühmten Instrumental-Soli Texte schrieb; ein Stil, der sich „Vocalese“ nannte. Einfluß auf AI Jarreau und Bobby McFerrin …
Red Rodney: Einer von Charlie Parkers Lieblings-Partnern. Um zusammen in den rassistischen Südstaaten Amerikas spielen zu können, behauptete Parker von dem weißen Trompeter, er sei Albino! .., Mongo Santamaria: Kubanischer Conga- und Bongo-Spieler; wichtig für die Entwicklung der Verbindungen aus Jazz und Salsa …
Horace Silver: Pianist, der 1954 zusammen mit Art Blakey die Jazz Messengers gründete. Ein Funk-, Blues- und Gospel-Mann, der all das in den Hard Bop einfließen ließ …
Jimmy Smith: Der Organist war in den frühen 60ern ungeheuer populär und hat. seit er auf DJ Paul Murphys „Jazz Club“-Sampler zu hören war, eine neue Anhängerschaft gewonnen…
„Straight Life“: Sex und Knast und Drogen und Knast und Jazz und Knast. Art Peppers extraordinäre Autobiografie ist Pflichtlektüre …
Mel Torme: Der sanfteste aller „Cool School“-Sänger wurde „The Velvet Fog“ genannt. Torme hatte ein überraschendes Comeback, als er ausgerechnet mit Was (Not Was) sang …
McCoy Tyner: DER große Pianist! Rhythmusbetontheit und massenhaft Percussion sorgen dafür, daß seine Auftritte immer lohnenswert sind. Tyner hebt zwar nicht so weit ab, wie es sein alter Boss Coltrane tun würde, ist aber immer aufregend genug, um sein Publikum nicht zu enttäuschen …
Sarah Vaughan: Wird von vielen für die beste Jazz-Sängerin überhaupt gehalten …
Dinah Washington: Vielseitige Sängerin, die in dem Film „Jazz On A Summers Day“ (1958) sehr gut mit Anita O’Day kontrastiert. Der Film hat Stil, und die Mode, die er glossiert, wenn die Kamera über die Menge schwenkt, hatte im Revival-Jahr nachhaltigen Einfluß. Ulkige Sonnenbrillen und James-Dean-Tolle – das alles verdanken wir dem Jazz!