„Nachrichten-Fieber“ – Ich bin ein Bimbo
Kein neuer "Network", sondern eine klassische Dreiecks-Geschichte im Fernsehstudio. Brillante Schauspieler, zynischer Humor, exzellente Regie - rundum gelungene Hollywood-Unterhaltung.
Gutes Aussehen darf nicht alles sein, sagt sich der gut aussehende Fernseh-Moderator (William Hurt). Sicher, er genießt es. daß sich die Frauen geradezu um ihn reißen. Und daß er vom Sport-Reporter bei einem Lokalsender zum landesweiten Chef-Moderator hochkatapultiert wird, das hat er alles seiner sympathischen Erscheinung zu verdanken.
Aber er leidet auch darunter. Es macht ihm wenig Freude, Erfolge nur durch seine Attraktivität zu erreichen. Obendrein fühlt er sich seiner neuen Aufgabe als politischer Kommentator einfach nicht gewachsen.
Dann aber findet er einen Menschen, dem er sich anvertrauen kann. Eine Fernsehproduzentin (Holly Hunter), die sich dafür engagiert, statt der Show wieder die echte Nachricht in den Vordergrund zu stellen. Sie hört sich sein Jammern kurz an – und handelt: Den Mann, der all das personifiziert, was sie ablehnt, lädt sie in ihr Schlafzimmer ein.
Regisseur James L. Brooks („Zeit der Zärtlichkeit“) leistet mit „Nachrichtenfieber“ („Broadcast News“) einen Beitrag zur Emanzipation des Mannes im Kino. Unter dem Vorwand einer Dreiecks-Geschichte vor der Kulisse der typisch amerikanischen TV-News-Show, zeigt er den ersten männlichen Bimbo. Dieser Begriff, der in Amerika als Synonym für blonde, geile und dumme Frauen benutzt wird („Vanity Fair“ etwa stempelte Brigitte Nielsen damit), beschreibt das Dilemma des Moderators. Was er kann, was er weiß, was er denkt, interessiert niemanden. Seine Ausstrahlung allein macht’s.
Die meisten Lacher im Film erntet das kollektive Nachrichtenfieber, in dem die TV-Leute ihre tägliche Show durchhecheln. Der Berufs-Zynismus und die faustdicken Manipulationen, die dabei ans Licht geholt werden, können allerdings kaum anklagend gemeint sein. Der Film selbst bedient sich derselben wirkungsvollen Mittel. Dies zu bemerken und trotzdem Spaß dabei zu haben, das gelingt nur bei Hollywood-Unterhaltung in ihrer raffiniertesten Form.