Nena – Heute Deutschland, morgen die Welt?
Die selbstgewählte Medien-Abstinenz hat ein Ende. Mit der neuen Single „?“ springt der strapazierte Star zurück aufs PR-Karussell. Und diesmal soll es sich auch Im Ausland drehen! Holland, Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien sind auf der Karte bereits abgehakt, In den USA werden zur Zelt erste Fühler ausgestreckt. Doch während man das Abenteuer Ausland unvorbelastet angeht, wird die Heimat zum Sorgenkind. Der überzogene Medien-Rummel mit all seinen unschönen Konsequenzen Hegt der Gruppe hoch schwer im Magen. Was man falsch gemacht hat, was man besser machen will das und mehr im folgenden Gespräch, mit dem sich Nena & Co. erstmals wieder zu Wort melden. Mit am Tisch: Manager Jim und Produzent Reinhoid (Spliff).
renn man sich entschei-‚, professionell Musik zu machen, hofft’man natürlich auch auf Erfolg, bekommt im besten Fall Öffentlichkeit. Ihr mußtet den Extremfall von Popularität erfahren, jenen nämlich, daß die Grenzen von Öffentlichkeit und Intimssphäre verschwimmen. Und das waren wohl die Momente, wo echte Probleme für euch entstanden. Wie geht man damit um ?
Nena: „Ich bin damit so umgegangen, daß ich genau wußte: Einmal die Woche mußt du dich ärgern, und das ist jeden Mittwoch, wenn’s die ganzen netten Musik-Heftchen zu kaufen gibt. 1 (lacht) Da hab‘ ich mir die Dinger gekauft, hab‘ mich zwei oder drei Stunden lang geärgert – und dann war es wieder gut…“
Rolf: „Die Geschichte geht dann so weit, daß einige Medienvertreter nur darauf warten, daß du dein Haus verläßt, um dann ihre Fotos schießen zu können. In der nächsten Ausgabe der betreffenden Zeitung erfährst du dann, was du den ganzen Tag lang angeblich gemacht hast. Und wenn dir jemand die Radmuttern vom Auto löst, welches Wochen vorher durch die Presse genau beschrieben wurde, überlegst du dir schon mal, woran das liegen könnte…das sind so die unangenehmen Dinge…“
Nena: „Das ganze Leben lang muß man lernen – und irgendwann begreife ich hoffentlich, warum das alles so bösartig verlaufen ist. Alles Übel fing ja eigentlich mit dem Fotografen in Dortmund an, mit einer Schlägerei, die gar keine war. Da kommt ein Typ einfach auf dich losgestürzt und fotografiert dich, ganz ohne deine Einwilligung oder irgendeine Vorwarnung.
Seitdem bin ich völlig überreizt, was das Thema angeht. Und da muß ich irgendwie lernen, damit klarzukommen.“
Aber gerade dieses Lernen, diese Selbstkontrolle zwingt doch jeden von euch, zurückzustecken. Das heißt aber auch, daß diese Spontaneität, dieser Enthusiasmus, den ihr früher an den Tag gelegt habt, zum Teil verloren gehen muß…
Carlo: „Mir kommt das manchmal so vor wie so ein großes Spiel, wo alle Rollen vorgeschrieben sind. Jeder in diesem Spiel, ob das nun ein Reporter ist oder Fotograf oder ein Musiker oder ein Kellner, alle glauben doch, nur weil jetzt ein paar hunderttausend Scheiben verkauft sind, müsse jetzt alles so und nicht anders sein. Und wenn du dann dieser Rolle nicht gerecht wirst, dann bist du eine riesengroße Enttäuschung. Aber du kannst den Ansprüchen dieser Herren eben nicht immer gerecht werden. Wenn z.B. mitten in der Nacht ein Teenager anruft und total erstaunt darüber ist, daß ich keine Lust habe, jetzt noch eine Viertelstunde mit ihm zu telefonieren…“
Uwe: „Für mich ist halt die Sache so, daß in diesem Geschäft zu 80 Prozent alles erlogen ist. Oder, um es harmlos auszudrücken: daß alles Geschichten sind. Zeitungen erfinden Geschichten. Ich glaube, für die Fans ist die Wahrheit ; eigentlich zu uninteressant, die i wollen Geschichten hören. !
Und. deshalb täili man eben öfter auf die Schnauze, wenn ‚man dann eine Geschichte erzählt, damit wieder alles heil zusammenpaßt, obwohl man das gar nicht will.“
Nena: „Das Ganze ist ein Kreis. Das ist völlig bescheuert. Entweder du lächelst jeden an oder du bist ehrlich und bleibst so, wie du dich eben fühlst. Aber dann gibt’s meistens Ärger.“
Jim: „Das Witzige ist doch, daß alles so festgeschrieben ist. Wenn dieser erste Anlauf nun geklappt hat, weil da eine unheimlich positive Ausstrahlung war. dann schreiben sie dich schon als lachendes Monster fest. So muß das dann aber auf jeden Fall sein, bei jeder kommenden Fernsehsendung. Ich erinnere mich noch deutlich an die erste ZDF-Hitparade, bei der nicht so rumgehopst wurde; da kamen dann gleich Stimmen: ,Na, das war aber nicht so fröhlich?!?? 1 „
Carlo: „Für das Publikum ist das alles viel problemloser. Schwierig wird es eigentlich immer erst durch die ganzen Ansprüche der Berufskritiker, die sich mit nichts anderem beschäftigen als dem Gedanken: ,Wir haben schon andere Stars kommen und gehen sehen. Und jetzt zeigt doch mal. was ist da an innerer Substanz.‘ Was interessiert das irgendeinen Konsumenten, der einfach Freude und Spaß hat, wie letzten Endes unsere inneren Strukturen sind? Aber diese etwas älteren Leute, die warten nur auf Dinge, die sie als Schwachstellen interpretieren können, nur um sich nicht dem allgemeinen Jubel anschließen zu müssen.“
Nena: „Ich wollte nochmal sagen: Sicherlich ärgere ich mich, wenn ich eine Zeitung kaufe und darin steht .Meine Liebesnächte mit Rolf oder weiß der Geier was… Dann ärgere ich mich eine Stunde und dann ist es wieder gut. Dadurch verändert sich mein Leben nicht. Ich ärgere mich halt. Ich kann auch manchmal nachts nicht schlafen vor Ärger.“
Carlo: „Ich schätze, für alles im Leben gibt es einen Preis. Und der Preis, den du als Popstar zahlst, ist die Zusammenarbeit mit den Medien.“
Uwe: „Aber das wird sicherlich keinen Leser einer Popzeitschrift interessieren. Die Sache ist doch die: Die Wahrheit will wirklich niemand wissen, weil die Wahrheit eigentlich uninteressant ist. Sonst würde sich ja die Bild-Zeitung nicht so verkaufen. Und weil da immer alle so schön mitspielen und wir manchmal eben nicht mitspielen, sind dann alle so verblüfft:
,Was haben die denn da wieder angerichtet, das hätte ich ihnen gar nicht zugetraut, das sind doch die Lieben?!?“
Wenn man die Medien einmal in der Mittlerfunktion sieht: Wie kann das funktionieren, wo und wie sind Grenzen zu ziehen, wie kann man das steuern ? Ihr seid für einige Monate bewußt aus der Öffentlichkeit verschwunden. Aber hat das wirklich etwas bewirkt?
Nena: „Wir haben lediglich aufgehört, dauernd Interviews zu geben und uns dauernd fotografieren zu lassen, weil die Leute ohnehin nur gedruckt haben, was sie ohnehin drucken wollten: Daß ich Mama werde und ähnlichen Schwachsinn. Das haben sie um so mehr getan, je weniger Material sie von uns bekommen haben. Verhindern können wir das nicht, da haben wir wenigstens nicht mehr unsere Zeit damit vertan, dauernd die Behauptungen richtig zu stellen!“
Wenn man das so akzeptiert, könnte man eher zu dem Punkt kommen und sagen: “ Wir müssen da gar nicht eingreifen, weil eh passiert, was passieren muß. ..“
Nena: ….. nee, nicht unbedingt…“
… oder kommt dann mal eine Situation, wo ihr das Bedürfnis habt, neben dem musikalischen Statement darüber hinaus etwas zu sagen?
Uwe: „Sicher. Aber dafür muß erstmal ein gewisser Raum geschaffen werden. Ich finde, wenn wir jetzt vier Monate lang keine Interviews mehr machen, dann gibt’s wirklich nur noch Artikel wie ,Nenas bestgehütetstes Geheimnis – der neue Haarschnitt‘. Irgendwann fällt dann auch den Lesern auf, daß da nichts mehr kommt.
Und dann ist es mal wieder eine Gelegenheit, wenn man sich dann zu einem Interview wie diesem meldet, daß das auch mehr Gehör findet.“
Reinhold: „Du siehst: Noch haben sie nicht alle Illusionen verloren.“
Carlo: „Eigentlich ist das ein Thema, über das man gar nicht mehr so viel reden sollte; ich bin das Thema langsam wirklich leid. Es ist einfach so: Wir müssen lernen, damit umzugehen. Die Medien werden sich wegen uns nicht ändern. Die haben schon andere Stars kommen und gehen sehen…“
Nena: „…kommen und gehen lassen…“
Ihr erwartet also nicht, daß auf der anderen Seite auch ein Lernprozeß stattfindet?
Carlo: „Doch, es sind nicht alles Arschlöcher, ganz bestimmt nicht! Du spürst halt auch den Unterschied, ob du bei einem Interviewpartner auf einen interessierten jungen Menschen triffst oder auf einen Spesenritter.“
Nena: „Das Blödeste für mich ist… Da heißt es dann: .Heute ist eine Pressekonferenz.‘ Und das hört sich so unheimlich großartig und wichtig an. Und so wichtig bin ich ja überhaupt nicht! Und deshalb kam ich mir manchmal auch richtig blöd vor, wenn ich da mit sieben, acht Reportern saß. Da konnte ich gar nicht so richtig was mit anfangen.“
Carlo: „Man fühlt sich halt ein bißchen wie Breschnew in diesem Augenblick.“
Jim: „Das ist ein wirkliches Rüstungsproblem. Insofern stimmt das mit dem Breschnew schon. Man muß halt überlegen, welche Raketen man aufbaut.“
Carlo: „Laßt uns dieses Thema verlassen. Es gibt so schöne Themen.“
Sich zum Beispiel wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Durch diesen ganzen Druck, auch kommerzieller Natur, kommst du ja wohl irgendwann mal zu dem Punkt, wo du nur noch reproduzierst.
Carlo: „Die Gefahr besteht zumindest.“
Positiv fand ich immer, daß ihr schon zu Zeitpunkten, wo jeder nur noch die Reproduktion von Hits erwartete, neue Titel ausprobiert habt.
Carlo: „Wir sitzen jetzt, wahrend wir noch die zweite LP aufnehmen, schon wieder an der neuen LP. Du kannst nicht auf Bestellung kreativ sein. Für mich war früher Stückeschreiben eine Waffe gegen die Armut, in der ich gelebt habe. Und jetzt ist Stückeschreiben für mich eine Waffe gegen den wenn du so willst – Reichtum, in dem ich lebe. Einfach das Beisich-selber-zu-Bleiben. was zu machen in jeder Lebenslage, was aus dir selbst kommt.“
Wenn du jetzt schon das gute Feeling ansprichst, dann laßt uns jetzt auch mal zu den positiven Erfahrungen kommen, die ja auch in eurer persönlichen Bilanz stehen.
Carlo: „Das Aufregendste am Erfolg ist eigentlich, daß man sich auch selbst mehr entdecken kann, daß mehr Gelegenheit und manchmal auch Forderung da ist, einfach viel von sich rauszulassen. Ich spüre, daß ich mich verändere. Und ich spüre, daß ich mich schneller verändere, als ich mich sonst vielleicht verändert hätte. Und das liegt, glaube ich, daran, daß du so viele Situationen abspeicherst, daß du ständig lernen mußt. Früher gab es für mich einfach viele Weltbilder, die waren so, wie sie waren, weil ich einfach keine Gelegenheit hatte, eine Alternative zu sehen.“
Uwe: „Genau. Wenn wir jetzt allein auf Tour gehen, kann sich jeder ein bißchen mehr entfalten. Was ich weiterhin am Erfolg gut finde, ist die Tatsache, daß er sich jetzt auch international etwas anbahnt, daß wir auch in anderen Ländern erfolgreich sind. Die ersten Beispiele waren Holland, Österreich und die Schweiz, von Holland aus ist der Erfolg dann bis nach Frankreich abgestrahlt. Jetzt hatten wir Fernsehen in Italien, mal sehen, was in den USA läuft…“
Jürgen: „Ich finde zum Beispiel gut, daß wir genügend Zeit für die zweite LP haben. Die hast du sonst nicht, weil die Plattenfirma dich drängt. Und wir haben jetzt schon sechs Wochen – und wenn es länger dauert, dann dauert es eben länger. Das ist einfach toll, wa?“
Nena: „Das liegt einfach auch daran, daß wir gute Leute haben! Das sind ja nicht nur wir, das muß man ja auch mal sagen. Ohne Reinhold, Manne und Jim wäre da nie etwas gelaufen. Auch so eine Ausgangsposition ist wichtig.“
Carlo: „Für mich ist das mit dem Geld so eine Art Logik. Ich finde das wie Versetzt-Werden von einer Schulklasse in die nächste. Und dann kommst du in die neue Klasse rein, und um zu lernen, was es in der neuen Klasse zu lernen gibt, brauchst du dann automatisch ein bißchen mehr Geld.“
Nena: „Als wir zum Beispiel in Amerika noch gar nicht bekannt waren, da habe ich gesagt: Ich möchte mal einen Amerika-Urlaub machen und mir einen Eindruck verschaffen. Da hatte ich ein bißchen Geld, konnte mir ein Ticket kaufen und rüberfliegen. Und so was ist toll.“
Uwe: „Ich habe das gerade bei den Stones gesehen, nach 21 Jahren… Keith Richards meint, daß er längst aufgehört hätte, wenn er nicht das Gefühl habe, auf dem Weg zu sein. Dassagt der nach 21 Jahren! Bei uns sind es jetzt gerade erst eineinhalb; da ist es wohl verständlich, daß man noch nicht da angekommen ist, wo man hin will.“
Nena: „Das hast du gut gesagt. Auf der Suche bin ich eigentlich auch. Und deshalb habe ich auch so einen Text wie .Fragezeichen‘ geschrieben. Das ist genau darüber: daß man ständig auf der Suche ist.“
Carlo: Es gibt eben überhaupt keine Sicherheiten. Du denkst, du hast das Leben gerafft – und dann passiert plötzlich etwas ganz Merkwürdiges, und du siehst alles wieder mit vollkommen anderen Augen.
Erfolg, das ist eigentlich die goldene Kuh, um die alle tanzen. Man wird ja von Kindheit an darauf getrimmt. Erfolg, der hängt wie ein Heiligenschein über dir. Wenn du ihn hast, weißt du nicht mehr, wie du dich verhalten sollst. Wenn du zum Beispiel ins Quartier Latin gehst. Das ist hundsgemein.“
Nena: „Das ist wirklich schrecklich. Vor drei Wochen habe ich es einmal gewagt, in eine Disco zu gehen. Und irgendwann stand ich da allein rum. Ich merkte, wie alle Blicke an mir klebten. Ich wußte nicht. mehr, wo ich hinschauen sollte oder wohin mit meinen Händen.“
O.K., das ist in diesem Moment zu deinem Problem geworden. Aber es ist doch mehr ein Problem der Erwartungshaltung der anderen.
Uwe: „Aber wenn Carlo ins Quartier Latin geht zu einem Gig – und ein Kumpel fragt ihn: ,Na, wie findest du denn die Band, die da spielt?‘ – Und er antwortet: .Naja, die geben sich ja höllisch Mühe, aber mir gefallen sie nicht so gut.‘ Dann wird das nicht mehr akzeptiert als Carlos privates Statement.“
Carlo: „Und die Reaktion darauf war: ,Aha, jetzt kommen die abgeklärten Sprüche.‘ Dann stellst du dich halt wieder an den Flipper und hältst das Maul und flipperst ganz still vor dich hin. Ooooch, ist das alles traurig“ (lacht).
Nena: „Ich kann’s mir überhaupt nicht mehr reinziehen. Nicht, daß mir alles um mich herum egal ist, aber ich scheiß 1 halt auf diese dumme Art.“
Carlo: „Aber du kannst halt nichts dagegen machen. Du kriegst es eingeimpft. Als ich neulich der Agnetha von Abba begegnet bin, hatte ich auch so ein beklommenes Gefühl und ein bißchen erhöhten Puls.“
Nena: „Ja, natürlich. Das ginge mir bei Mick Jagger genauso…
Carlo: „Die sehen dich doch gar nicht, sondern das Bild, das ,Bravo‘ von dir macht. Ob du ihn nun verstehst oder nicht – du gehst anyway zum Flipper. Oder du haust ihm eine rein was nicht mein Stil ist. Und es läuft halt darauf hinaus, daß alles ein Spiel ist, was die Leute ständig von dir erwarten. Und du möchtest das Spiel eigentlich zerbrechen, aber das kannst du nicht, weil auf der anderen Seite so wenig Bereitschaft dazu da ist, es mitzuzerbrechen.“
Jim: „Das Gemeine ist die Choreografie, nach der das abläuft. Wenn du Erfolg hast, wirst du automatisch auf die Bühne geworfen, auf der alle nach dieser Choreografie tanzen. Das Publikum betrachtet dieses Tanzen aus dem Zuschauerraum und findet es uncool, wenn du aus der Choreografie herausfällst.“
Nena: „Einmal war ich auf einem Konzert von Else Nabu. Irgendwie gefiel mir ein Stück und ich bin vor die Bühne gegangen und habe da rumgetanzt. Da kamen gleich wieder die Sprüche: ,Guck mal, jetzt muß die sich gleich wieder produzieren …‘ Diese Idioten gibt’s leider viel zu oft hierzulande. Wenn du Alice in Italien triffst, ist alles nett und locker. Da gibt es kein blödes Gerede, niemand ist neidisch oder sonst was.“
Wichtig wäre ja im Prinzip, der Umgang der Künstler mit dem Publikum selbst. Aber der ist in diesem Rahmen ja gar nicht mehr möglich.
Uwe: „Der ist verzerrt…“
Carlo: „Wenn du nach eine Konzert durch so eineabg>
sperrte Gasse zum Bus gehst, dann siehst du in zwei Arten von Gesichtern: Die einen fahren voll ab auf dich – und die anderen sind voller Haß und Neid. Mit beiden hast du im Prinzip gar nichts zu tun. Sie meinen das Bild, was sie von dir haben.“
Rolf: „Das sind die Klischees, die sie von dir haben. Ein Popstar ist für sie eingebildet, arrogant und schwebt drei Etagen über ihnen.“
Zurück zur Musik. Die neue Single „?‘.‘ ist bei Veröffentlichung dieses Gesprächs längst erschienen, das neue Album kommt im Januar. Was erwartet uns da, was für Freiräume habt ihr da genutzt, sprich: Was für neue Aspekte von NENA werden da geboten, musikalisch, inhaltlich?
Carlo: „Wir haben uns, nachdem jeder von uns Grundideen gesammelt hatte, in Österreich am Wolfgangsee ein schönes Haus gemietet. Das war wirklich eine tolle Erfahrung, da waren wir einfach raus aus allem, hatten unsere Ruhe. Vorher war es ja schon so, daß sich ieder von uns unheimlich gefreut hat, wenn er mal Freizeit für sich allein hatte, um mal einfach seine Wäsche zu waschen.
Und darum glaube ich, daß es eine sehr sensible und sehr private LP wird, also auf keinen Fall eine, wie man sie sich vielleicht denken könnte, nach einem aufpolierten Erfolgsmuster.“
Uwe: „Sogar Jim, der ja den Einblick hat, hat mir mal gesagt, daß er es überhaupt nicht versteht, wie man sich in unserer Situation so wenig unter den kommerziellen Druck einer zweiten LP setzen lassen kann. Wenn ihm auffällt, daß uns so ein komischer Artikel in einer Teenie-Zeitschrift mehr bedrückt als die Erwartungshaltung an die zweite LP, dann ist das, glaube ich, sehr positiv. Und auch fruchtbar für das Album. Die Platte hat in jedem Falle mehr Persönlichkeit als die erste, weil von jedem von uns mehr drinsteckt.“
Nena: „Ich finde das so gi’t an uns, daß wir uns nicht unter Druck setzen lassen, unbedingt kommerziell zu sein. Das Allerwichtigste für mich und meinen Erfolg, das bin immer noch ich selbst.“