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Don ‚t be stupid, be a smartie come andjoin the Nazi-party“ kalauert Mel Brooks in seinem Film „To Be Or Not To Be“ munter drauflos. Nun verknotet er seine Knie breakdancenderweise im Video zum „Hitler Rap“, einem Song, der Amerika bereits im Sturm genommen hat und auch in den hiesigen Charts kurz vor dem Endsieg steht. Ideen und (schlechten) Geschmack muß man eben haben.
Nach den Nazis nun die Kommies: Die Russen haben ihren ersten Walkman – natürlich selbst-konstruiert und produziert! Er heißt „Electronica Microconcert“, wiegt ein Pfund (!) und kostet umgerechnet 500 Mark. Und schon wird fieberhaft an der vollelektronischen Balalaika gearbeitet…
Eine bislang unbekannte Kollektion von Beatles-Aufnahmen wollen die britische BBC und EMI in ihren Archiven gefunden haben. Das Material soll obendrein auch noch in naher Zukunft veröffentlicht werden. Duran Duran, derzeit auf Tournee im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, forderten während eines einstündigen Radio-Interviews ihre Fans zum Anrufen auf: Sage und schreibe 212000 Anrufer belagerten die Chicagoer Telefonleitungen. Culture Club-Produzent Steve Levine ist selbst unter die Musiker gegangen. Den Text zur Single-Auskopplung seines kommenden Albums hat Boy George geschrieben. Unser Boy selbst will übrigens gemeinsam mit Michael Jackson ins Studio, in das der wiederum gerade Mick Jagger gelotst hatte, um ein Sanges-Duett fürs anstehende Jackson-Album aufzunehmen. Diversen außermusikalischen Tätigkeiten geht derweil Keith Richards nach: In Los Angeles hat er die Rolle eines Mode-Beraters übernommen; in der Filmbiographie des Blues-Sängers Robert Johnson fungiert er als Musik-Verleger; und schließlich greift er Dale Thompson, Englands Olympia-Hoffnung im Zehnkampf, finanziell unter die Arme. Mick Jones, ehemaliger Clash-Gitarrist nimmt in London Schauspiel-Unterricht. -Paul Gardiner, Bassist der Gary Numan-Band, wurde in einem West-Londoner Park tot aufgefunden. -Elton John ist von der Stadt Sydney mit einem goldenen Stadtschlüssel für „seine lange Liebesbeziehung zu Australien“ geehrt worden. Er revanchierte sich mit dem Versprechen, sein erstes Kind in Sydney taufen zu lassen. Nun zu brandheißen Informationen aus der deutschen Szene: Michael Holm, „Monolith der deutschen Schlagerwüste“ (Presse-Text), veröffentlicht die Single „Einsamkeit danach“. Marius Müller-Westernhagen gibt’s „Live auf Video“ bei Arrrrrcade. Die neue Rio Reiser-Single „Dr. Sommer“ wurde von Annette Humpe produziert. Bei der Präsentation in einem Berliner Studio war fast die komplette Damenriege der deutschen Popmusik vertreten: Ulla Meinecke, Ina Deter, Marianne Rosenberg und Ulli Berlin.
Kurz vor Redaktionsschluß erhielten wir noch folgende Tournee-Ankündigungen, die nicht mehr im Tournee-Kalender abgedruckt werden konnten: Chris Rea, 2. bis 1 1 .5; Mink DeVille, 17. bis 28.5.; David Lindley mit Richard Thompson und Steve Morse, 1 9. bis 30.5. ; Twelve Drummers Drumming, 2.5. bis 2.6. – alle Veranstaltungen: Sunrise, Tel. 040/ 2506045.
Weiterhin: Haindling, 24.5. bis 10.6.; Blues Band, 16.5. bis5.6.; Cure, 24.5. bis 27.5. sowie Black Flag, 6. bis 15.6. und Anti Nowhere League, 29.6. bis 8.7. – Veranstalter, die an den beiden letztgenannten Gruppen interessiert sind, wenden sich bitte an: Dimitri Hegemann, Tel. 030/3223965.
Nun zu den Festivals. Am 30.6. gibt’s wieder ein Schüttdorf Open-Air, diesmal mit Simple Minds und den Chamäleons: Veranstalter: Majokri-Musik, Tel. 0251/37131.
Peter Tosh, Roger Chapman, Level 42 u. a. spielen am 31.5. im FreiburgerStadion, am 2.6. im Revierpark zu Duisburg sowie am 3.6. im Hannoveraner Sportpark; Verarstalter: Peter Rieger, Tel. 02236/67622.
Zum Schluß die traurigste Meldung des Monats: Einen Tag vor seinem 45. Geburtstag, am 1. April, wurde Marvin Gaye durch seinen 69jährigen Vater, einen ehemaligen Pentacostel-Priester, im gemeinsam bewohnten Familiensitz in Los Angeles durch mehrere Schüsse in die Brust getötet.
Als die Polizei eintraf, hielten sich 25 Personen im Hause auf. Es stellte sich heraus, daß die Familie seit längerer Zeit verfeindet ist. Bereits eine Woche vor der Tat war die Polizei von einem – bislang ungenannten – Familienmitglied gerufen worden, das Anzeige gegen Marvin Gaye erstattete.
Bei dem Streit, der den Schüssen vorausging, handelte es sich „um eine Versicherungs-Police“. Eine ausführliche Würdigung von Marvin Gaye im nächsten Heft.
Haysi Fantayzee Ob, wenn diese Zeilen er- scheinen, Kate & Jeremy überhaupt noch als Duo existieren, steht in den Sternen. Zwar wird offiziell noch dementiert, doch hinter der Hand macht man keinen Hehl daraus, daß beide bereits seit Monaten ihre ‚eigenen Wege gehen. Sänge- rin Kate Gar- ner stellt zur Zeit nicht nur eine neue Gruppe zusammen, sondern steht auch privat vor einschnei- denden Veränderungen. Verkün- dete doch ihr langjähriger Busen- freund Marilyn in einem Interview der englischen Zeitung „The Sun“: “ Ich liebe Kate über alles und möchte gern ein Kind mit ihr haben. Und so, wie wir aussehen, werden wir sicher et- was Sensationelles in die Welt setzen. Aller- dings werde ich mich wohl um das Baby kümmern müssen, da Kate eine hoff- nungslose Mutter abgeben wird.“
Warten wir s ab. In neun Monaten wissen wir mehr…
Aus der Traum vom trauten Manner-Heim in Großenkneten – Trio packten ihre Siebensachen und machten sich auf in die große, weite Welt: Nach Bayern, genauer gesagt in die Metropole München zog’s Stefan Remmler, während Trommler Peter Behrens ein Vorstadt-Haus in der Nähe des Münchner Zoos bevorzugt. Nur Kralle fühlt sich dem Althergebrachten verhaftet und bleibt den Nordlichtern erhalten.
Nach der räumlichen Trennung ließ die musikalische nicht lange auf sich warten: Sänger Stefan nahm in Los Angeles seine Solo-Single „Feuerwerk“ auf.
Statt der angepeilten Duett-Partnerin Nina Hagen, die aber kein Okay von ihrer Firma CBS bekam, holte sich Remmler einen singenden Roboter als Kompagnon für das – wieder von Klaus Voormann produzierte – Werk.
Die gleiche Idee, doch aus anderen Gründen, hatten die Kollegen aus der experimentellen Ecke: Einstürzende Neubauten lassen sich vom Roboter-Vater Mark Pauline eine zweimeterfünfzig große „Mama für’s Grobe“ bauen, nachdem ihre Konzerte trotz immenser Materialschlachten neuer Anstöße zu bedürfen scheinen.
In London kippten sie eine Ladung Benzin über die Bühne und steckten das Ganze in Brand, was aber nur die Veranstalter erregen konnte; und in New Yorks „Danceteria“ warfen sie nach wilden Improvisationen ihr gesamtes Equipment über den Bühnenrand und den erstaunten Amerikanern vor die Füße. Die faßten das als Aufforderung auf und intonierten mit dem Schrott-Instrumentarium ihre eigenen Ideen.
Kein Wunder, daß Nena (in Amerika inzwischen mit der LP auf Platz 28) Einstürzende Neubauten und andere Independent-Gruppen „zum Kotzen“
findet, wie sie dem englischen „Melody Maker“ in einem Interview offenbarte. Und damit gleich weiter zu neuesten Nena-Indiskretionen: Rolf Brendel, Drummer und Lover der allerliebsten Nena („Er ist so sanft und sexy, ich kann ihm einfach nicht widerstehen“) plauderte aus der Partnerschafts-Schule: Wenn Nenas Temperament durchginge, werfe sie gerne mit Geschirr; man müsse dann häufig von Papptellern essen, weil der Haushalt in Stücken läge. Außerdem habe Nena etwas von Lady Macbeth: Sie wandele im Schlaf und spreche leise vor sich hin, wobei sie ihre tiefsten Geheimnisse preisgebe. (Ein Exklusiv-Mikro für ME/Sounds wurde unter ihrem Bett bereits installiert!) Von langen Berliner Nächten zu kurzweiligen Alpträumen in Los Angeles, wo bekanntlich vor kurzem Michael Jackson insgesamt acht Auszeichnungen einheimste. Bei der Zeremonie durften Bob Dylan und Steve Wonder die Namen der Gewinner vorlesen: Dylan, der die ganze Zeit auf seine Füße starrte, öffnete den Umschlag mit der Sieger-Liste und gab sie (O Wunder) an Wonder zum Lesen weiter. Natürlich war sie in Blindenschrift verfaßt, aber Stevie fingerte vergebens darauf herum. Dann reichte er sie angewidert zurück und greinte: „Bobby, das ist ja alles verkehrt rum!“
Als es dann endlich weiterging, sorgten Annie Lennox (die mit einem Zuhälter-Kostüm erschien) und Police (die gar nicht kamen) für zusätzliche Verwirrung.
Wie leicht vor allem die Südstaatler aus der Fassung zu bringen sind, mußten Black Sabbath in Georgia erfahren. Sie durften nicht auftreten, weil ein Pfarrer ihrem Namen entnahm, sie möchten seine Schäfchen mit schwarzer Magie vergrämen.
Handfesteres wiederfuhr Ozzys Gitarrero Jake E. Lee und Möetly Crüe-Bassist Nikki Sixx in New Orleans, wo die beiden bei einem Nachtbummel von Patrioten verprügelt wurden, die die Jugend vor langhaarigen Verführern bewahren wollten. Blutyerschmiert flüchteten sie zurück ins Hotel, wo der Mötley Crüe-Haufen sogleich zum Rachefeldzug aufbrechen wollte. Ozzy fragte derweil den Spiegel “ Wer ist der Schönste im ganzen Land?“und als das Ding daraufhin zerbrach, mußte er mit Schnittwunden ins Krankenhaus gebracht werden.
Der „Fluch der Schönheit“ zweiter Teil. So sehen die neuen Motörhead aus: Nachdem sich Phil Taylor und Brian Robertson von der Band absetzten, nahm Lemmy Phil Cambell und Wurzel als Gitarristen sowie Pete Gill (ex-Saxon) an den Drums unter seine Fittiche. Lemmys Kommentar zur neuen Crew. „Das ist alles, was ich in meinem Alter brauche – mit diesen Straßen-Kids in einer Band zu sein.“
Phil und Brian haben derweil einen Motörhead-Ableger gegründet: Zusammen mit Thin Lizzy-Boss Phil Lynott formierten sie ein neues Trio.