Nick Cave, Apparat & Jamie Lidell – die Alben der Woche vom 11.-17. Februar 2013


Bestien und schlagerhafter Neoklassizismus: unsere Alben der Woche vom 11.-17. Februar 2013


Unsere Platte der Woche: Nick Cave & The Bad Seeds – Push The Sky Away

„Grinderman war eine Bestie. Alt und räudig, und doch ein Alphatier, gezielte Bisse setzend. Wer über dieses Nebenerwerbsgewolfe von Nick Caves Bande schmunzeln wollte, tat dies besser aus sicherem Abstand. Aber auch auf Dig!!! Lazarus Dig!!!, dem letzten Album der Bad Seeds von 2008, blies Cave zur Hatz: Rocksoul, Soulrock, fieser Blues. PUSH THE SKY AWAY scheint nun seine Rückkehr ins Balladenfach zu markieren. Ein Wechselspiel, das sich durch die 30-jährige Seeds-Geschichte zieht: Einmal tost die Gang, dann schwelgt sie wieder usw. Senken wir also die Stimme, wie Cave es hier tut, und fragen: Ist das jetzt das Alterswerk des Ü-50-Musikers samt Ü-50-Musikantenverein?“ (Oliver Götz) > hier geht’s zur gesamten Review

Jamie Lidell – Jamie Lidell

„Nanu, wer ist das denn? The Gap Band? Cameo? Full Force? Bootsy Collins? Solche Namen schwirren im Kopf herum, wenn man Jamie Lidell dieses Mal bei seiner musikalischen Rückbesinnung zuhört. Nach längeren Soul-Erforschungen ist der umtriebige Engländer wieder bei dem Sound gelandet, den er Ende der 90er-Jahre zusammen mit Cristian Vogel unter dem Namen Super_Collider kreiert hat. Es geht um den Funk, der von schwarzen Musikern in den 80er-Jahren gespielt wurde, als sie genötigt waren, ihre Big-Band-Besetzungen aufzugeben und die Musik zu verändern. Alles hatte vollelektronisch zu klingen, aber unter Beibehaltung der alten Tanzbarkeit.“  (Thomas Weiland) > hier geht’s zur gesamten Review

Trus’me – Treat Me Right

„Auch die gemeine Rezension lässt sich zuweilen ohne aufwendige Recherche nicht realisieren. Die Stimme, die David Wolstencraft im Opener seines dritten Albums Treat Me Right sampelt, klingt verdächtig nach der von der im Jahr 2011 verstorbenen Soul-Legende Gil Scott-Heron. Eine Anfrage beim Label und Trus’me selbst verrät jedoch Gegenteiliges. Es war ein Freund des Produzenten aus Manchester, mit dem er einst zusammenarbeitete. Leser und Schreiber sind gleichermaßen schlauer. Alles wird gut. Die Platte selbst ist Wols­tencrafts deutlichste Ansage in Richtung Techno.“ (Christopher Hunold) > hier geht’s zur gesamten Review

Pissed Jeans – HONEYS

„Es ist nicht bekannt, ob man automatisch ausrasten muss, wenn man aus einer Stadt kommt, nach der Billy Joel einen Song benannt hat. Fakt ist, dass ein Dasein in Allentown, Pennsylvania, grundsätzlich nicht unbedingt zu einer optimistischen Haltung verführt. Man kennt sich aus mit Arbeitslosigkeit, dort leben die Verlierer struktureller Veränderungen und wirtschaftlicher Krisen. Oder man hat es aus irgendwelchen Gründen geschafft, seinen alten Mistjob zu behalten. „I am a chain worker caught in an infinite loop, like a skipping compact disc“, faucht Matt Korvette auf dem vierten Album seiner Band merklich angesäuert. Die Gitarre ist hoffnungslos verzerrt und der Bass wühlt so tief im Dreck, dass man an Nick Caves Birthday Party oder an den Output von Labels wie Amphetamine Reptile und Touch & Go vor der Grunge-Domestizierung denken muss. Pissed Jeans erinnern daran, dass Indie-Rock ursprünglich die Heimat von Leuten war, die so richtig durchdrehen wollten.“ (Thomas Weiland) > hier geht’s zur gesamten Review

PVT – Homosapien

„Anfangs hießen PVT noch Pivot und nahmen für das Label Warp mit O SOUNDTRACK MY HEART (2008) eine imposante Instrumentalrockplatte auf, die den Bogen von Vangelis über Trans Am bis hin zu den Battles spannte – in einem fast schon brachial analogen, von potenten Synthesizern und einem ebenso mächtigen Schlagzeug dominierten Sound (produziert von der Postrock-Koryphäe John McEntire). Dann mussten sie ihren Namen ändern, denn eine Band namens Pivot gab es schon, in den USA. Die Australier sangen auf CHURCH WITH NO MAGIC (2010) nun auch, einigermaßen pathetisch sogar, aber deshalb waren das noch keine Songs im klassischen Sinn. Das ändert sich nun aber auf HOMOSAPIEN, ihrem insgesamt vierten Album.“ (Oliver Götz) > hier geht’s zur gesamten Review

Voigt & Voigt – Die zauberhafte Welt der Anderen

„Bei all den housigen, technoiden, minimalen, schlagerhaften, lokalpatriotischen, mundartlichen, ambienten, poppigen, retromanischen, neoklassizistischen und postmodernen Tracks, die die Brüder Wolfgang und Reinhard Voigt in den 20 Jahren des Bestehens des Kompakt-Labels gemeinsam oder getrennt voneinander aufgenommen haben, nimmt dieses Debütalbum eine Sonderstellung ein. DIE ZAUBERHAFTE WELT DER ANDEREN (ja, ja, lange erwartet) bietet abgesehen von wenigen Ausnahmen – in „Triptychon Nummer 7“ blitzt das Techno-Verständnis der Brüder auf, das sie in ihren Tracks für die 12-Inch-Serie „Speicher“ an den Tag legen.“ (Albert Koch) > hier geht’s zur gesamten Review