Nile Rodgers glaubt, David Bowie würde heute von Labels ignoriert
Im Streaming-Zeitalter würde David Bowie keine Karriere machen, so der „Let's Dance“-Produzent.
Es ist ein beliebtes Gedankenspiel: Welche Superstars der vergangenen Jahrzehnte würde heute im Strudel der digitalen Verwertung noch ähnlich erfolgreich sein, wenn sie neu anfangen müssten?
Für Nile Rodgers ist klar, dass David Bowie in dieser Zeit nicht noch einmal zum Superstar aufsteigen würde. Der Gitarrist und Produzent erschien am Dienstag (12. Dezember) im Unterhaus in London, um vor dem Ausschuss für Kultur, Medien und Sport auszusagen.
Der Ausschuss untersucht die Erfahrungen von Komponisten und Songwritern mit finanziellen Vergütungen und befragte Rodgers dazu, wie Streaming seine Erfahrungen in der Musikindustrie verändert hat. Streaming selbst empfinde er zwar als „erstaunliche Sache“, doch das Geschäft, das damit verbunden ist, sei „mörderisch“ für Musikerinnen und Musiker.
Nile Rodgers: Das Streaming-Musikbusiness läuft falsch
Rodgers sagte, es habe „die Dinge erheblich verändert – und nicht zum Besseren“. Der Musiker sagte mit Blick auf seine eigene Karriere im Geschäft, die bereits mehr als 50 Jahre währt: „Man hätte denken können, dass mit dem Aufkommen all der neuen Technologien Menschen wie ich ein viel besseres Leben haben würden, dass die Dinge einfacher wären, dass wir alle zusammen profitieren würden, aber das ist nicht der Fall. Daran ist etwas furchtbar falsch“.
Später in der Befragung bezog sich Rodgers auch und vor allem auf David Bowie, als er auf die Rolle von Plattenlabels zu sprechen kam. In den 80ern hatte er mit dem Sänger an seinem Erfolgsalbum „Let’s Dance“ gearbeitet. Damals musste Bowie allerdings viel aus der eigenen Tasche bezahlen, sein Label RCA hatte ihn nach „Scary Monsters“ (1980) „fallen gelassen“. Doch diese Position hätte er sich nicht erarbeiten können, wenn zuvor nicht genügend Unterstützung vorhanden gewesen wäre. Rodgers: „Die Plattenfirmen übernahmen die finanzielle Verantwortung und trugen die Künstler, an die sie glaubten und die dann irgendwann den Durchbruch schafften. Diese Zeiten sind wirklich vorbei.“
Zuletzt erhitzte Spotify die Gemüter vieler Künstlerinnen und Künstler, die ihr Geld auch mit Streaming verdienen, weil künftig alle Stücke, die nicht mehr als 1000 Streams im Jahr erzielen, gar nicht mehr entlohnt werden sollen.