Im großen Sehbeteiligungs-Krieg mit Sat 1 geht RTL in die Offensive: Sport und Film statt Live-TV. Neues Rotstift-Opfer: Die Musiksendung Rock-RTL.
Im Sendeschema der Kölner Privat-Funker für 1989 sucht man vergebens nach der von Alan Bangs moderierten Live-Show. Offizielle Begründung für das plötzliche Rock-Sterben: zu teuer und zu „schlechtes Werbeumfeld“. Der vom „Rockpalast“ eingekaufte Redakteur Gerd Schultze, der die Live-Musiksendung betreut hatte, sieht das anders: „So ein Blödsinn, die Sendung hatte bei der ARD das Vierfache gekostet. “ „Rock-TL“ ist von RTL-Chef Dr. Thoma (von Kollegen zärtlich „Napoleon“ genannt) aus dem Konzept gekippt worden, als Schultze für eine andere Show sechs Wochen in Tunesien drehte. „Als ich zurückkam, war alles entschieden.“
Die auch bei den Star-Gästen beliebte Show („Die freuten sich, endlich malte: “ als Musiker ernstgenommen zu werden“) war RTL-intern nie unumstritten gewesen. Vor allem die kontroverse Art von Alan Bangs, paßte den oberen Etagen des Senders immer weniger:
„Die wollen in Zukunft mehr auf die SAT 1 -Schiene “ Sport, Spielfilm und billige Auslandsproduktionen“, orakelt Schultze. Damit könnte er Recht haben. „Rapido“, der Nachfolger von“Rock-TL“, wird aus Frankreich bezogen und in Köln vom Newcomer-Moderator Ingo Schmoll „deutsch konfektioniert“. Kein Wunder, daß nicht nur Schultze den Sender verlassen will: RTL-Unterhaltungs-Chef Jochen Filser geht zurück zum Hessischen Rundfunk, Alan Bangs verhandelt derzeit mit Tele 5.
