P.O.D.
Nu Metal mit Gottes Segen. Kann das live gut gehen? Letztendlich alles eine Frage des Glaubens.
Berlin, Columbiahalle
Christen. Und Rock. Christlicher Rock. Rockende Christen. Wie man’s auch dreht und wendet, es passte lange einfach nicht zusammen. Rock mit christlicher Attitüde, das war lange wie guter Rotwein mit Coca- Cola. Vorbei, vorbei. Ein gewisses Maß an konventioneller Spiritualität im unkonventionellen Rockgeschäft ist seit einiger Zeit en vogue, und daran sind Payable On Death nicht ganz unschuldig. Manche Kritiker führen das gerne auf die allgemeine Sinnkrise nach dem 11. September zurück – das höchst illustre Publikum an diesem Abend aber kommt wegen der Musik. Und die ist, was Lautstärke und Spass am Brachialen anbelangt, von geradezu unchristlicher Gnadenlosigkeit. Schon im Opener „Boom“ zieht der Stadion-erprobte Gitarrist Marcos alle rockistischen Register -wobei er, buddhistische Ruhe ausstrahlend, sowohl seine eigene Arbeit wie auch den Frontmann effektvoll konterkariert: Sonny gibt den agilen Dreadlock-Messias und verschenkt reichlich, worauf die Jünger und Jüngerinnen warten. Berührungen. Handküsse. Kommunikation als Kommunion eben. So entsteht eine innerliche, fast greifbare Wärme vor dem Hintergund mächtig und dunkel wälzender Gitarren über einem steinern polternden Flussbett aus Bass und Drums. Was natürlich nichts am Umstand ändert, dass der dargebotene Nu Metal stets ein wenig comichaft überzeichnet wirkt, wie eine Parodie auf den „guten alten“ Metal. Derlei Zweifel aber werden im Keim erstickt, wenn sich P.O.D. durch Hits wie „Youth Of The Nation“ prügeln – der wirkt live, mit seinen hymnischen Background-Chören, wie U2 mit Eiern – so dieser drastische Vergleich erlaubt ist. Mit Sprüchen wie „God bless you all“ ist das zwar so eine Sache, aber das leicht penetrante Gepreise und Gelobe zwischen den Titeln muss in Kauf nehmen, wer eine ebenso schwerreligiöse wie -metallene Single wie „Alive“ im Plattenschrank stehen hat. Ironisch ist das alles nicht. Der Allmächtige sah’s wohl mit Wohlgefallen – der versteht nämlich auch keinen Spaß. www.payableondeath.com