Paulas Popwoche: Hier kommt die POPWALZE mit Ariana Grande & „Mean Girls“
Paula Irmschler über „yes, and?“, K.I.Z, Sprints, „Good Grief“, „Para“ & die „Mean Girls“-Neuverfilmung.
Nennt mich Boomerin, aber früher hieß Winter einfach noch Winter und nicht Eisfront oder Schneewalze. Stimmt vielleicht gar nicht, vielleicht nannte man es früher auch so, aber es trudelte einem zumindest nicht als Eilmeldungen aufs Handy und versetzte einen in Panik. Ist aber auch egal, wir sind eh alle mittlerweile immer aufgeregt wegen allem, also geht’s weiter auf dieser Pulsfrequenz, auch in der Popkultur.
Song der Woche: „yes, and?“ von Ariana Grande
Schon jetzt einer DER Hits 2024: „yes, and?“ von Ariana Grande. Jeder Popstar braucht ja mal einen Song, in dem er sich über das nervige Gequatsche der Medien beschwert (Lindsay Lohan – „Rumours“, Lady Gaga – „Paparazzi“, Bobby Brown – „My Prerogative“, Britney Spears – „Piece of Me“, R.E.M. – „Bad Day“). Jetzt ist Ari dran, die in den vergangenen Monaten für ihre Partnerwahl kritisiert wurde, und nun prompt kontert mit: „Why do you care so much whose dick I ride?“ Für mich jetzt schon das „Flowers“ oder das „Padam Padam“ des Jahres, mal schauen. Vor allem wird auch dieser schöne Satz bleiben: „Boy, come on, put your lipstick on“.
Aris Album soll dann am 08. März rauskommen. Am Frauenkampftag! Außerdem sind gerade Dua Lipa und Lady Gaga im Studio – POPFRONT.
Video der Woche: „Frieden“ von K.I.Z
Ich weiß, ich weiß, das neue Lied von K.I.Z „Frieden“ ist nicht für alle super, sondern für manche auch total problematisch. Wir haben ja mittlerweile alle gelernt, dass der Ruf nach Frieden in manchen Konflikten mindestens kontraproduktiv, wenn nicht sogar gefährlich ist, weil natürlich das Recht auf Verteidigung gelten muss. Und trotzdem bin ich froh, dass das Genre Friedenssong nicht tot ist. 2024 wirkt es regelrecht hängen geblieben. Aber der Job von Musik ist es auch nicht, realpolitische Lösungen anzubieten und K.I.Z sind keine Partei. Musik, Literatur und Kunst dürfen verkürzt und undifferenziert sein. Finde ich halt. Bei ihrem Song „Frieden“ geht’s um was Grundsätzliches, was zu jeder Zeit abgecheckt werden muss: Sind wir Menschen eigentlich total behämmert? Im Video sieht man Kinder Krieg spielen und das ist ziemlich schmerzhaft anzusehen, also ja.
Album der Woche: LETTER TO SELF von Sprints
Für den wütenden, oder zumindest zackigeren Teil in einem, gibt es endlich, endlich, endlich das Debütalbum der irischen Band Sprints. Wir Fans haben schon ewig gewartet. Seit 2019 wurden wir angefüttert mit Singles und EPs, der eindrücklichen, coolen Stimme von Karla Chubb und dem Geschrammel ihrer Bandtypis. Und es ist so wie erwartet: Es wird elf Songs lang schön hektisch durchgeballert, ohne langsame Zwischenfälle. Bevor man dann im Dezember wieder hektisch für seine Bestenlisten überlegt, was dieses Jahr denn so „war“. Diese Platte war auf jeden Fall, jetzt schon mal notieren!
Mit dem Song „Adore Adore Adore“ gibt es nun auch eine neue feministische Hymne („They never called me beautiful / They only called me insane“):
Film der Woche: „Good Grief“
Eigentlich drehe ich euch diesen, aktuelleren, Film nur an, um dazu eine Werbung zu einem, älteren, Film unterzubringen. Der neue heißt „Good Grief“ (Netflix) und ist vom und mit dem tollen Daniel Levy (der süßeste Mensch, oder? Ich will aussehen wie Daniel Levy!) Ich vermute, der Film sollte schon eher rauskommen, zumindest lässt das ganze Weihnachtssetting einen daran glauben. Es wäre auf jeden Fall ein großer Weihnachtshit geworden, aber danach kann man ja auch noch schöne Sachen brauchen.
Erstmal ist es natürlich nicht so schön: Der Protagonist Marc (Levy) verliert seinen langjährigen Partner Oliver durch einen Autounfall. Gemeinsam mit seinen besten Freund:innen Sophie und Thomas verbringt er das nächste Jahr in Trauer, bis er herausfindet, dass sein verstorbener Freund eine Affäre hatte. Er reist dann mit Sophie und Thomas nach Paris, sie wohnen in der heimlichen Wohnung von Oliver, in dem er seiner Affäre sozusagen FRÖNTE. Dort stellt sich dann heraus, dass auch Marcs Freund:innen ordentliche Probleme haben, und auch Konflikte untereinander treten an die Oberfläche. An der Stelle wird der Film eigentlich erst spannend, weil die drei wirklich interessante Chararktere und auch die Schauspieler:innen sehr gut gecastet sind. Leider bekommen die beiden anderen nicht genug Raum. Ich sage das ungern, weil ja alles nun immer zur Serie gemacht wird, was auch ein Film hätte sein können, aber in dem Fall ist es andersrum. Eine Miniserie hätte es doch mindestens sein können!
Es lohnt sich trotzdem:
Jedenfalls hat der Film mich an einen anderen Film erinnert, der schon 2022 rauskam und nun auf WOW streambar ist. Und zwar handelt es sich dabei um „Spoiler Alert“ (deutsch: „Spoiler Alarm“), einem Film von Michael Showalter, basierend auf dem Buch „Spoiler Alert: The Hero Dies: A Memoir of Love, Loss, and Other Four-Letter Words“ von Michael Ausiello, der darin über den Tod seines Mannes schreibt. Er wird verkörpert von Jim Parsons, sein Partner Kit Cowan von Ben Aldridge. Es ist einer der schönsten Liebesfilme überhaupt geworden – und einer der traurigsten. Denn man weiß von Anfang an, dass Kit an Krebs sterben wird und weiß, dass all die Hoffnungsmomente der beiden sich zerschlagen werden. Es ist trotzdem kein trostloser Film, aus allen Ecken und Details fließt Liebe, und zwar keine geschönte Erzählung von ihr, sondern eben eine echte, mit allen Problemen, die in langjährigen Beziehungen nun mal auftauchen können. Ich will nicht zu viel verraten, man muss es gucken und sich viele Taschentücher hinlegen. Muss schon wieder heulen, wenn ich nur dran denke, schnell weiter!
Serie der Woche: „Para – Wir sind King“
Okay, die ist auch nicht besonders neu, aber ich habs erst jetzt geschafft, die zweite Staffel zu Ende zu gucken und lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, dass „Para – Wir sind King“ die beste deutsche Serie der letzten Jahre ist. Einziger Kritikpunkt direkt vorab: Es wird ein bisschen zu viel gebrüllt und es ist vielleicht manchmal ein bisschen viel Drama in jeder einzelnen Folge, aber wenn man das ab kann, dann ab dafür. Für den Fall, dass jemand die Serie (gibt’s auf Prime) noch nicht kennt: Es geht um vier Freundinnen, die im Wedding leben und versuchen, klarzukommen. Es ist astrein besetzt mit Soma Pysall (Hajra), Roxana Samadi (Rasaq), Jobel Mokonzi (Fanta) (man kennt sie auch schon aus „DRUCK“, der zweitbesten aktuellen deutschen Serie) und Jeanne Goursaud (Jazz).
Sie bauen Scheiße, verlieben sich, gehen auf Partys, machen krumme Dinger, müssen sich immer wieder gegenseitig retten und versuchen, bei all dem auch immer noch ihre Zukunft zu planen. Die zweite Staffel ist sogar noch besser, vor allem ästhetisch wurde noch mal eine ganze Schippe draufgelegt, es wird sogar irgendwann mal gesungen. Für mich ist „Para“ einfach das bessere „Euphoria“, so jetzt hab ich’s gesagt. An die Macher: Wehe, es gibt keine dritte Staffel, dann mach ich euch fertig!
Vorfreude der Woche: „Mean Girls“
Die Neuauflage von „Mean Girls“ (als Musical!) kommt nächste Woche endlich in die deutschen Kinos und ich platze schon vor Vorfreude auf mobbende, schlanke, weiße Mädchen. „Mean Girls“ (2004) war natürlich eine Satire darauf – und auf all die Highschool-Filmchen der damaligen Zeit. Mal gucken, wie viel Witz davon im Y2K-Romantisierungstrendzeitalter noch übrig geblieben ist. Die tolle Sängerin und Schauspielerin Reneé Rapp (die Regina George spielt) macht aber Hoffnung. Auf die Frage, ob sie lieber in den 2000ern oder heute zur Schule gehen würde, antwortete sie: „Well, I’m gay, so I’m gonna go with now.“
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