Paulas Popwoche: Im Vorverkauf meines Herzens habt ihr alle Rabatt!
Paula Irmschler feiert Billie Eilishs Cunnilingus-Hymne, Shirin Davids Konzertfilm und die Beatsteaks-Tour.
Sommer ist daaaa. Endlich kann man wieder draußen cornern und Alkopops trinken. Oder lieber ‘ne Mische – ist eh billiger, wer kann sich aktuell überhaupt noch was aus’m Kühlregal leisten? Oder gar KULTUR? Veranstaltende kämpfen derzeit um Besucher*innen, immer wieder höre ich dieser Tage von halbleeren (wenn überhaupt) Konzerten und Co..
Eine meiner Lesungen wurde jetzt auch abgesagt, weil im Vornherein zu wenig Tickets verkauft wurden. Natürlich bezieht man es direkt gegen sich, aber allein ist man damit (leider) nicht.
Krise der Woche: Vorverkäufe
Das wunderbare Immergut Festival hat dieses Problem jetzt auch öffentlich thematisiert, „… seit Corona kommen wir nicht mehr auf die Beine.“ Seit Corona hören die Krisen ja nicht auf – und Geld und Unterstützung für Kultur gibt es leider immer als letztes. Inflationsausgleich, wir hörten dich trapsen, aber dann bist du einfach weitergelatscht. Falls ihr doch noch ein paar Kröten für ein wirklich sehr schönes, kleines und liebevolles Festival (mit Bands wie Chastity Belt, Dry Cleaning und TRÄNEN) im niedlichen Neustrelitz habt, kommt doch rum.
Album der Woche: Billie Eilish
Leider bin auch ich Teil des Problems. Einen Absatz drüber noch schön für die Indiewelt „Lärm“ gemacht und jetzt vom aktuell mainstreamigsten Album schwärmen, na supi. Ich gelobe wirklich wirklich Besserung! Anyways: Billie Eilishs HIT ME HARD AND SOFT ist endlich da und erwartbarerweise bezaubernd. Herzzerreißend, sphärisch, elektronisch, ballernd und cute wie Sau.
Besonders „Chihiro“ hat es uns Fans angetan, vor allem der Teil mit der Zeile „That’s when you found me”, oh Gott oh Gott. Aber es gibt noch mehr Hits – findet es selbst heraus. Der Oberhammer ist aber das Video zur Single „LUNCH“ – unser aller neue Cunnilingus-Hymne.
Genug der Nettigkeiten – Eilishs Konzertkarten kosten leider auch viel Geld und sind dementsprechend nicht für alle. Ich hab’s gar nicht erst versucht. Dieses ganze Ticketverkauf-Getue mit vorherigen Anmeldungen bei Hinz und Kunz sorgt dafür, dass der Hype um die Dinger noch größer wird, künstliche Verknappung inklusive. Wandert denn das ganze Geld für die Kultur bald nur noch zu den Gigant*innen, den Großereignissen, den Stadien? Es ist längst ein Statussymbol geworden, zu diesen Konzerten gehen zu können.
Leute filmen sich (selbst!) wie sie auf einem Taylor-Swift-Konzert sind, geben Interviews aus Warteschlangen heraus, werden selbst zu kleinen Stars, weil sie 3000 US-Dollar bezahlt haben. Mit Autos angeben war gestern, heute zeigt man, dass man bei Taylor, Beyoncé oder Billie war – unseren feministischen Ikonen. Können sie denn wirklich gar nichts dafür? Ich sag mal Nein. Sie sind Unternehmen, sie haben Macht, sie sollen ihre Arbeiter*innen gut bezahlen und ihre Fans nicht melken. Um mal eine weitere Popikone zu zitieren (Avril Lavigne): Is it too much that I’m asking for?
Konzertvideo der Woche: Shirin David
Kein Wunder, dass professionell gedrehte Konzertvideos ebenfalls einen Hype erleben. Swifts „Eras“-Film bricht alle Rekorde, Beyoncés „Renaissance“-Aufnahmen wurden im Kino selbst zu großen Events – und in Deutschland hätte Shirin David das Potenzial, auf diesem Markt abzuräumen. Nun erschien ihr Konzertfilm schon mal auf YouTube.
Leider entstanden die Aufnahmen in der Lanxess-Arena, dem seelenlosesten Veranstaltungsort der Welt, meiner Meinung nach. Aber Shirin schaffte es sogar, in diesem Shithole Charme und Coolness zu versprühen, Chapeau!
Live-Hoffnung der Woche: Linkin Park
„Irres Gerücht: Kommen Linkin Park 2025 mit einer Sängerin zurück?“ IRRE! Könnte in der Band Linkin Park eine FRAU mitmachen? So las ich es kürzlich bei Focus oder so. Der Hintergrund ist, dass ein Video einer Session rumging, bei der Bonnie Fraser von der Band Stand Atlantic mit Mike Shinoda und Co. „Bleed It Out“ performte. Und scheinbar fanden es viele Fans gut – passend wäre es eh für die Parts von Chester.
Fraser hat sich längst geäußert und gesagt: „Nee, nee, ich hab eine eigene Band.“ Die Gerüchte halten sich aber dennoch und die Fans betteln regelrecht darum, dass sie es macht. Ich bin auch dafür und auch Fan, hoffentlich gewinnen wir!
Stabil der Woche: Beatsteaks
Was aber definitiv passieren wird, ist, dass die Beatsteaks im Juni eine Tour durch alternative Jugendzentren im Osten machen, um die Orte zu unterstützen, die rechten Entwicklungen seit Jahren und auch jetzt, im Kontext der bald anstehenden Landtagswahlen, etwas entgegenhalten. Zusätzlich rufen sie auf: „Wir hoffen auf Nachahmer/innen und darauf, dass etwas entsteht: Solidarity!“ JA! Alle machen mit!
Und wisst ihr was? Im Vorverkauf meines Herzens habt ihr alle Rabatt!
Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.