Profis bei der Arbeit: Manfred Manns ’92er Earth Band


HAMBURG. Er gehört zu den wenigen Aktiven, die noch einen Mini-Moog-Synthesizer benutzen. Und ebenso beständig weigert er sich, das Brillenmodell zu wechseln: Manfred Mann, Nestor des Keyboard-Rocks, ist längst so etwas wie ein Fels in der Brandung der Pop-Moden. Seine Earth Band. Modell ’92. ist eine clever abgespeckte Einheit, die dem Ideal „Mini-Aufwand. Maxi-Wirkung“ konsequent und erfolgreich huldigt. Von großen Hallen auf die mittleren runtergefahren, scheint Mann sich befreit, entspannt und konzentriert zu fühlen. Zumindest klang sein Set im gut gefüllten Hamburger „Docks“ selbstbewußt und zupackend.

Glück: Wenn man kein neues Album promoten muß. kann man zur Fan-Freude munter in die Grealest-Hits-Kiste greifen. Und die ist bei der Earth Band ein echtes Füllhorn fabelhafter Souvenirs. „Shelter From The Storm“. gleich zu Beginn, setzte die Segel in Richtung Nostalgie-Törn, die mit „The Times They Are A-Changing“, „Father Of Day“ und natürlich „Mighty Qtiinn“ noch kräftig gebläht wurden. Verständlich, daß die Earlh Band hier auf satte Harmonien, sichere Effekte und knallige Soli setzte — der Jubel gab ihm Recht. Dabei hätte es der hervorragende Sänger Noel McCalla durchaus verdient, nicht bloß mit gnädiger Hall-Abmischung zum Handwerker gestempelt zu werden — seine Stimme hatte Kraft, Seele und Technik. Chris Thompson hätte es nicht besser machen können.

Als kleine Überraschung thronte niemand geringerer als Clive Bunker (Jethro Tüll) am Schlagzeug, der einen erstaunlich erdverbundenen, geraden Rock-Beat schlug — im brillanten Kontrast zu Manfred Manns bekannten Rhythmus-Rasereien, die diesmal jedoch eher die Ausnahme bildeten. Gitarrist Mick Rogers aus der alten Earth Band-Besetzung und Steve Cinch am Baß rundeten die Mannschaft ab. die vom Start weg makellos zusammenspielte — eine Traumtruppe, die auch Obermotz Manfred als „seine beste seit Jahren“ bezeichnete.

Ein Abend, an dem keine Innovationen gefeiert werden konnten, dafür aber hochwertigstes Handwerk. Und obendrein eine Band, die ihren Fans in dieser Besetzung mit Sicherheit noch eine Menge Freude machen wird. Man(n) ist mal wieder auf dem richtigen Weg!