Rauchzeichen aus Eimsbüttel


Als Galionsfiguren der zweiten Generation des deutschen HipHop lassen die flbsoluten Beginner aus Hamburg die Erfolgs-CD „Bambule" remixen.

MC Eißfeldt baut sich einen riesigen Dübel. Hochkonzentriert bröselt er grüne und braune organische Kleinstpartikel in ein Filterpapier. Dabei bedient er sich sorgfältig aus verschiedenen Täschchen, um die richtige Gewürzmischung zu komponieren. Sein Manager Marek kippt vorsorglich das Fenster. „Ich kann da schon’bei reden“, versichert Eißfeldt in die ehrfürchtig schweigende Runde, ohne dabei den Kopf zu heben. Dennis ist nicht da, aber DJ Mad (Guido Weiss) und Eißfeldt sind ausgeruht, ihr letzter Tagesordnungspunkt auf dem offiziellen Stundenplan der Plattenfirma lautete „Lunch, Trinken, Chillen“. Als erste deutsche HipHop-Band haben die Absoluten Beginner ein komplettes Album remixen lassen („Bambule“ wird dabei zu „Boombule“), und das war eine schwerere Geburt, als Eißfeldt zunächst erwartet hatte: „Wir dachten, hey, wir machen hier auf ganz billig’n Remix-Album, halt so, statt ner Single.“ Und da das Trio als Innovator einer neuen und erstaunlich starken Generation des deutschen HipHop nicht bescheiden sein muss, hat man zunächst sämtliche internationalen Vorbilder angefragt, von Dr. Dre über Pete Rock bis zu DJ-Legende und Produzent Marley Mari. „Mit den Amis, da ging am Anfang gar nichts. Da sind wir auf komplett tote Hose gestoßen“, erzählt Eißfeldt. Erst als die Arbeit in den Eimsbush-Studios in Hamburg-Eimsbüttel fast erledigt war, kamen die überraschenden Anrufe. „Wir hatten schon super viele derbe, geile Mixe aus Europa. Innerhalb einer Woche, ohne Scheiß, haben sich dann Marley Mari und Pete Rock persönlich bei uns gemeldet – und wir so ‚boa krass'“, meint Eißfeldt enttäuscht, denn letztendlich wurde nichts draus. Pete Rock war zu spät dran und Marley Mari hat das Projekt wohl nicht ernst genug genommen.“Der hat rechtzeitig eingeschickt“, so Eißfeldt kopfschüttelnd,“aber der Remix war sowas von hingeschissen. Ey, Alder, echt, Marley Mari ist einer der Größten, aber den haben wir nich‘ draufgenommen“. Schade, aber zu verschmerzen, denn das fertige Produkt ist mit Arbeiten von Eins Zwo, Freundeskreis und den Japanern Audio Active kein fauler Kompromiss. Überhaupt sind faule Kompromisse in den Augen von DJ Mad die größte Gefahr, die gegenwärtig deutschem HipHop droht: „Bei so einem Boom darfst du gewisse Fehler nicht machen. Man könnte dazu Neue-Deutsche-Welle-Fehler sagen, der Total-Ausverkauf. Jetzt ja nicht schnell schnell noch’n Album machen, weil der Markt gerade danach schreit“. Hinter einer blauen Wolke Grasdunst ergänzt Eißfeldt: „Gucken, dass alles immer noch einen Anspruch hat. Das Gute ist, wir haben Frankreich und Amerika, die fünf, beziehungsweise 20 Jahre voraus sind. Wir brauchen nur gucken, welche Fehler wir vermeiden können. Die Franzosen haben es auf coole Art geschafft, HipHop zu ’nerv Massending zu etablieren, ohne dass er an seinen verschiedenen Facetten verloren hat.“ Mit einem eigenen schüchternen Vorstoß in kommerzielleres Territorium waren die Beginner letztes Jahr alles andere als zufrieden. Trotz Vorbehalten hatte man versucht, der Teeniepresse die eigene Message zu erklären. Resultat war die Frage „Sagt mal, habt ihr eigentlich Freundinnen?“, ein „Bravo“-Poster und eine Heerschar neuer Fans. „Plötzlich standen da so 13-jährige Zombie-Buffalo-Träger mit ihren Dauerwellen und kreischten. Auf den Konzerten willste mit dem Publikum Vibes aufbauen, aber in den ersten Reihen waren nur noch diese Fratzen. Das ist mehr Mauer, als als Deutschland geteilt war“, meint Eißfeldt und demonstriert nebenbei behende den komparativen/temporalen Doppelsinn des Wörtchens „als“. Und einmal voll in Fahrt lästert er denn auch munter weiter-mehr um DJ Mad und sich selbst zu belustigen, als um wirklich gemein zu sein:“Da muss man die dann einfach auch mal beschimpfen,damit die nicht mehr wiederkommen. Wir machen das ja nicht, weil wir geil Geld verdienen wollen, sondern um Spaß zu haben. Und wenn ich chillen will, dann treff‘ ich mich ja auch nicht mit denen“.